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Im US-Bundesstaat Oregon dürfen Apotheker seit Januar die Pille und Verhütungspflaster ohne ärztliche Verschreibung abgeben, dafür muss vorab eine Schulung absolviert werden. Die Gesetzesänderung soll mehr Frauen dazu bringen, Kontrazeptiva zu nutzen und so die Zahl der ungeplanten Schwangerschaften und Abtreibungen reduzieren.
Oregon ist der erste US-Bundesstaat, in dem Apotheker hormonelle Kontrazeptiva auf eigene Verantwortung abgeben dürfen. Ein entsprechendes Gesetz wurde vergangenes Jahr verabschiedet und jetzt zum 1. Januar umgesetzt. Die Verhütungsmittel bleiben weiterhin verschreibungspflichtig, werden also keine OTC- Präparate, aber geschulte Apotheker dürfen sie selbst verschreiben und abgeben. Bislang sollen etwa 200 Apotheker in Oregon an der fünfstündigen Schulung teilgenommen haben, die dafür vorab absolviert werden muss.
Einer Lokalzeitung aus Oregon zufolge sollen es bis Ende Februar 800 Apotheken sein. Die meisten der großen Apothekenketten haben laut New York Times angekündigt, die Initiative zu unterstützen und ihre Mitarbeiter entsprechend zu schulen.
20 Fragen Selbstauskunft
Frauen mit Verhütungswunsch müssen in der Apotheke einen Selbstauskunftsbogen ausfüllen. Er umfasst 20 Fragen, zur bisherigen Verhütung, zu Vorerkrankungen, möglichen Kontraindikationen, dem Raucherverhalten, Medikamenteneinnahme sowie zum bevorzugen Applikationsweg. Dem Apotheker steht ein Beratungs-Algorithmus zur Verfügung, der von einer speziell dafür eingerichteten Taskforce entwickelt wurde. Danach entscheidet der Apotheker, ob er die Abgabe verantworten kann oder die Patientin zum Arzt schicken muss.
Grundsätzlich können orale Kontrazeptiva und Verhütungspflaster für maximal zwölf Monate verschrieben werden. Die Entscheidung über den Zeitraum treffen Apotheker und Patient gemeinsam („quantity based on professional judgment and patient preference“). Jugendliche unter 18 Jahren müssen bei der Erstverschreibung eines Kontrazeptivums ein Rezept vorlegen, die Folgeverordnungen dürfen dann in der Apotheke vorgenommen werden. im Beratungsgespräch in der Apotheke sollen die Frauen zum Besuch beim Gynäkologen motiviert werden, um z.B. eine Krebsvorsorge zu machen.
Die Kasse zahlt
Auch die Kostenfrage ist bereits größtenteils geklärt. Verhütungsmittel gehören in den USA seit Obamas Affordable Care Act zu den Basisleistungen der Krankenversicherungen. Das gilt auch, wenn sie in der Apotheke verschrieben werden. Lediglich eine Beratungs-Gebühr für die Apotheke könnte zusätzlich anfallen. Laut der New York Times sei ein Betrag von rund 25 US-Dollar im Gespräch, einmalig oder jährlich. Aber auch der könnte möglicherweise von der Versicherung getragen werden.
Zugang soll erleichtert werden
Die Abgabe von Kontrazeptiva ohne Rezept vom Arzt soll Frauen den Zugang zu Verhütungsmitteln erleichtern. Die ärztliche Verschreibung sei eine der größten Hürden, zitiert eine Lokalzeitung einen republikanischen Abgeordneten aus Oregon, der selbst Arzt ist und das Gesetzesvorhaben maßgeblich unterstützt hat. Die Gesetzesänderung soll mehr Frauen dazu bringen, Kontrazeptiva zu nutzen und so die Zahl der unplanten Schwangerschaften und Abtreibungen reduzieren. Laut einer Studie waren 2012 in Nord-Amerika 51% aller Schwangerschaften ungeplant, im Vergleich zu 48 Prozent im Jahr 2008 und 47 Prozent 1995 also ein Anstieg. In Europa waren es 2012 45 Prozent, in Westeuropa sogar nur 34 Prozent. Hier sind die Zahlen rückläufig (Gesamteuropa: 56 Prozenz 1995 und 46 Prozent 2008).
Auch die Abtreibungsraten sind in den USA deutlich höher als beispielsweise in Deutschland. So meldet die Gesundheitsbehörde in den USA für das Jahr 2012 13,2 Abtreibungen je 1000 Frauen, In Deutschland waren es laut statistischem Bundesamt im selben Jahr mit 5,7 Abtreibungen je 1000 Frauen weniger als die Hälfte.
Frauenärzte wollen echten OTC-Switch
Fachleute, darunter auch der der Fachverband der Frauenärzte (The American Congress of Obstetricians and Gynecologists) halten schon länger einen leichteren Zugang zu Verhütungsmitteln für wünschenswert. Studien hätten gezeigt, dass die Abgabe ohne ärztliche Verordnung sicher sei. Vorsorgetermine beim Arzt nähmen die meisten Frauen trotzdem war. Viele Experten gehen sogar noch weiter und fordern laut New York Times einen echten OTC-Switch, also eine Abgabe ganz ohne Verschreibung. Dieser sei aber nicht zeitnah umzusetzen.Daher gibt es Kritik an dem neuen Gesetz. Es könnte die Bestrebungen in Richtung eines OTC-Switches nämlich verlangsamen, geben die amerikanischen Frauenärzte zu bedenken.
Oregon ist der erste US-Staat in dem ein derartiges Gesetz umgesetzt wird, weitere könnten laut New York Times folgen. Im Nachbarstaat Kalifornien ist das Gesetz bereit verabschiedet, andere Staaten, vor allem im Westen der USA, denken über ähnliche Initiativen nach.
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