Marktzugang für Biosimilars

Pro Generika plädiert für "Stunde Null"

Berlin - 06.01.2016, 09:50 Uhr

Zahlreiche Patente laufen in den nächsten Jahren aus: Nach einer neueren Studie sind sieben der zehn ausgabenstärksten Arzneimittel Biopharmazeutika. Sie haben ein Umsatzvolumen von 2,73 Milliarden Euro. (Foto: kwainshift / Fotolia)

Zahlreiche Patente laufen in den nächsten Jahren aus: Nach einer neueren Studie sind sieben der zehn ausgabenstärksten Arzneimittel Biopharmazeutika. Sie haben ein Umsatzvolumen von 2,73 Milliarden Euro. (Foto: kwainshift / Fotolia)


Der Lobbyverband der Generikahersteller verlangt einen besseren Marktzugang für Bio-Nachahmerprodukte. Wenn Krankenkassen nach Ablauf des Patentschutzes eines biopharmazeutischen Arzneimittels einen Rabattvertrag mit dem Hersteller abschließen, blieben mögliche Preisersparnisse sonst verwehrt. Wie das Beispiel der AOK Baden-Württemberg zeige. 

Der Pharmaverband Pro Generika hat den Gesetzgeber aufgefordert, den Arzneimittelmarkt stärker für biotechnologisch hergestellte Nachahmerprodukte zu öffnen. Sogenannte Biosimilars leisteten heute einen wichtigen Beitrag dazu, dass Patienten einen am Bedarf ausgerichteten Zugang zu modernen, preisgünstigen biopharmazeutischen Arzneimitteln bekämen, sagte Pro-Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer. Den im Verhältnis zum jeweiligen Originalprodukt preisgünstigen "Biosimilars" sollte ein fairer Wettbewerb ermöglicht werden. Biopharmazeutika sind gentechnisch hergestellte Arzneimittel, etwa zur Behandlung von Rheumapatienten.

Kurzfristige Einsparungen?

Eine Möglichkeit, Bio-Nachahmerprodukten den Weg zum Markt zu versperren, besteht darin, dass Krankenkassen direkt nach Auslaufen des Patentschutzes des Originalpräparats exklusive Rabattverträge mit dem Originalhersteller schließen. Wo es, wie bei der AOK Baden-Württemberg, solche Verträge gibt, liegt nach Statistiken, die der dpa vorliegen, der Anteil der günstigeren "Biosimilars" weit unter dem bundesweiten Durchschnitt. Die höchsten Versorgungsanteile sind demnach dort festzustellen, wo, wie bei der AOK Rheinland/Hamburg, keine Rabattverträge bestehen. "Hier kommt der große Vorteil der "Biosimilars", der niedrige Preis, richtig zum Tragen", hieß es.

Es gelte also, eine bedarfsgerechte und vor allem finanzierbare Versorgung der Patienten mit biopharmazeutisch hergestellten Arzneimitteln zu ermöglichen, statt auf kurzfristige Einspareffekte durch Rabattverträge zu setzen. 

Ausgabenstärkste Arzneimittel Biopharmazeutika

Pro Generika plädiert entsprechend für eine "Stunde Null" im Moment des Patentablaufs, von dem an sich der Markt ohne Rabattverträge relativ frei entwickeln könne. Der Verband vertritt Pharmaunternehmen, die nach Patentschutzablauf eines Originalpräparates preisgünstige wirkstoffgleiche Nachahmerprodukte herstellen.

Nach einer neueren Studie sind sieben der zehn ausgabenstärksten Arzneimittel Biopharmazeutika. Sie haben ein Umsatzvolumen von 2,73 Milliarden Euro. Deren Patente laufen in den nächsten Jahren aus. Die Ausgabenentwicklung bei den Biopharmazeutika insgesamt wird sich nach einer Prognose zwischen 2010 und 2020 auf 16,4 Milliarden Euro verdoppeln.

2015 war ein Jahr des Paradigmenwechsels für "Biosimilars". Erstmals war der Marktanteil der biopharmazeutischen Produkte, bei denen der Patentschutz ausgelaufen ist, größer (rund 1,34 Milliarden Euro), als der der klassischen chemisch-synthetisch hergestellten Arzneimittel (rund 0,5 Milliarden Euro). In 2016 werden sich die Verhältnisse zwar wieder umkehren. Doch mittelfristig liegen die Biopharmazeutika bei den Patentabläufen beim Umsatzvolumen vorne. 


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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