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Jede vierte Apotheke befindet sich laut ABDA in wirtschaftlicher Schieflage. Jeder dritte Apotheker geht in den kommenden fünf Jahren in Rente. Auf dem Land brechen so die einzigen Versorger in großen Gebieten weg, in den Städten ist die Konkurrenz sehr stark.
„Es ist schade, aber es ging nicht mehr anders“, sagt Veronika Behr, die Inhaberin der Adler-Apotheke im oberbayerischen Holzkirchen im Landkreis Miesbach. Geschlossen hat sie zum 30. Dezember. Schuld seien die wachsende Konkurrenz mit nun sechs Apotheken in dem 16000-Einwohner Ort, eine Baustelle fast vor der Tür, die über zwei Jahre lang für weniger Parkplätze sorgte, und nur ein Arzt in der näheren Umgebung. Das alles hätte das Überleben der Apotheke unmöglich gemacht, sagt Behr. „Das hat einfach nicht mehr funktioniert“, sagt sie.
Vor allem Apotheken auf dem Land haben es schwer
Die Apothekerin, die seit 2008 Leiterin der Apotheke in Holzkirchen war, wird zukünftig als Angestellte in einer anderen Apotheke weitermachen. Nach einer ersten Insolvenz im Jahr 2011 hatten Behr und ihr Team noch einmal vier Jahre lang um die Traditionsapotheke gekämpft, in der die Apothekerin schon ihr erstes Praktikum gemacht hatte, - doch vergeblich. Einen Käufer für die Adler-Apotheke fand Behr insbesondere durch die schlechten Umsatzzahlen nicht. Behr ist nicht die einzige, die mit schwachen Umsätzen zu kämpfen hat. „Besonders die kleineren Landapotheken haben es schwer“, resümiert sie.
Bereits Anfang 2015 hatte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt (http://www.abda.de/ ) erklärt, dass sich rund ein Viertel der Apotheken in einer „betriebswirtschaftlich schwierigen Situation“ befände. Umsatzeinbrüche und Ärzteschwund vor allen auf dem Land verschärften die Situation.
Deutliche Auswirkungen hat auch der Nachwuchsmangel
Bis zum Jahr 2020 ist nach Schätzung des ABDA jeder dritte deutsche Apothekenbesitzer im Rentenalter. „Besonders die Apotheken auf dem Land haben es schwer, Nachfolger zu finden“, sagt ABDA-Sprecherin Ursula Sellerberg. Die jungen Leute zöge es immer mehr in die Städte, so dass die Nachfolger mit der entsprechenden Qualifikation dort fehlen würden. Dazu kommen die vergleichsweise geringen jährlichen Absolventenzahlen im Studienfach Pharmazie.
So fürchtet etwa die Thüringer Apothekerkammer, dass rund jede zehnte Apotheke in dem Bundesland in den kommenden Jahren schließen könnte. Mit nur 60 fertigen Pharmazeuten jährlich, die an der Uni Jena als einzige in dem Bundesland ihren Abschluss machten, könne der Bedarf nicht gedeckt werden, erklärte jetzt Lutz Gebert, Sprecher der Thüringer Apothekerkammer, gegenüber der Thüringer Allgemeinen.
In ganz Deutschland waren im Wintersemester 2014/15 nach Angaben des statistischen Bundesamtes insgesamt 15.268 Studenten im Studienfach Pharmazie eingeschrieben.
Häufig stirbt die einzige Apotheke im Ort
Das Problem betrifft damit dann auch Apotheken, denen es wirtschaftlich eigentlich gut geht, weil sie etwa die einzigen in kleineren Orten auf dem Land sind. Wie etwa im 1075 Einwohner-Ort Herzhorn im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein, wo die einzige Apotheke im Ort, die Rhin-Apotheke, Ende Februar endgültig ihre Türen schließt.
Die Inhaberin Ingrid Janus geht in den Ruhestand – einen Nachfolger gibt es nicht. Seit vier Jahren hatte sie sich vergeblich bemüht, jemanden zu finden, der nach ihr das Geschäft weiterführt. Dabei hat die Apotheke rund 100 Kunden täglich, sagt Janus, und liege zentral im Ort.
Während in den dünner besiedelten Gebieten auf dem Land so zum Teil die einzigen Apotheken in einem größeren Umkreis wegbrechen, gibt es eine Konzentration in den Städten. Dort kommen häufig alle Probleme zusammen. Der Wettbewerb untereinander sei hart, und viele bürokratische Hürden erschwerten das Geschäft.
Zu den Problemen, die viele Apotheker in Nöte treiben, gehört dabei die Praxis der Nullretaxationen durch die Krankenkassen. Ein Beispiel für ein solches Zusammentreffen wirtschaftlicher und Nachfolge-Probleme ist etwa die Central-Apotheke in Heilbronn. Ende Dezember hat Apotheker Arnulf Mayer (75) dort die Türen für immer abgeschlossen. Für seine Apotheke fand Mayer keinen Nachfolger – die Umsätze seines zwar in der Fußgängerzone gelegenen, aber vergleichsweise kleinen Ladens waren für die Bewerber einfach zu gering.
Die Zahl der Apotheken sinkt stetig weiter
Insgesamt führen wirtschaftliche und demografische Probleme so zu weiter sinkenden Zahlen der Apotheken in Deutschland. 20.296 Apotheken gab es laut ABDA Ende September im gesamten Land, 145 weniger als zum Ende des Jahres 2014, Tendenz sinkend.
Mit den aktuellen Apotheken-Zahlen, die die ABDA quartalsweise erhebt, war bereits Ende September mit 20296 ein Minusrekord seit dem Jahr 1992 mit damals 20350 Apotheken erreicht. Für das Gesamtjahr 2015 werden noch schlechtere Zahlen erwartet.
11 Kommentare
Apothekenzukunft und Skaleneffekte
von Uwe Hansmann am 16.01.2016 um 17:40 Uhr
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"Vor allem Apotheken auf dem Land haben es schwer"
von Tilman Hecht am 15.01.2016 um 14:42 Uhr
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AW: Hm
von Peter am 15.01.2016 um 16:34 Uhr
Nachwuchsmangel???
von Holger Hennig am 15.01.2016 um 8:44 Uhr
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AW: Nachwuchsmangel
von Potzblitz am 15.01.2016 um 12:30 Uhr
AW: Wohin gehen die Approbierten
von Erik Modrack am 15.01.2016 um 13:35 Uhr
Mehr desselben!
von Christian Giese am 14.01.2016 um 21:32 Uhr
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Weiter so!
von Barbara Buschow am 14.01.2016 um 19:23 Uhr
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Apotheken Schliessungen
von Alexander Zeitler am 14.01.2016 um 18:58 Uhr
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AW: Das ist nicht das einzige Problem
von Thomas Luft am 14.01.2016 um 23:16 Uhr
AW: Sinnhaftigkeit Notdienst
von Tilman Hecht am 15.01.2016 um 17:01 Uhr
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