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Pharmacon Schladming
Antibiotika bei Reisediarrhö überschätzt
Reisedurchfall ist die häufigste Krankheit, wenn es in die Ferne geht. Wichtigste Therapiemaßnahme ist die orale Rehydratation. Welche Pharmaka sinnvollerweise zusätzlich zum Einsatz kommen können, darüber hat Professor Thomas Weinke, Gastro-Enterologe aus Potsdam, in seinem Vortrag auf dem Pharmacon in Schladming berichtet.
Auf Fernreisen ist in Abhängigkeit des Reiselandes und des Reisestils etwa jeder Dritte von einer Reisediarrhö betroffen. Wichtigster Erreger des akuten Reisedurchfalls sind Enterotoxin-bildende E. coli-Stämme (ETEC). Bei länger andauernden Beschwerden (>10 bis 14 Tage) sind dann oft auch Parasiten der Auslöser. Diese Fälle bedürfen aber einer genaueren diagnostischen Abklärung.
Adstringenzien haben keinen Stellenwert
Wichtigste Therapiemaßnahme ist die orale Rehydratation mit Glucose-haltiger Elektrolytlösung (WHO-Lösung, Elotrans). Damit sind laut Professor Weinke die meisten akuten Fälle adäquat zu behandeln. Im Bedarfsfall kann auch eine symptomatische Behandlung mit einem Motilitätshemmer (z.B. Loperamid) sinnvoll sein. Bei blutigen Durchfällen und Fieber sind sie allerdings kontraindiziert. Darauf weist Weinke explizit hin.
Zwar werden nach seiner Ansicht Antibiotika bei der Behandlung der Reisediarrhö überschätzt, bei blutigen oder fieberhaften Durchfällen hätten sie aber ihre Berechtigung. Sie werden empirisch oder bei nachgewiesenem Erreger auch spezifisch eingesetzt. Geeignete Substanzen sind hier Azithromycin, Ciprofloxacin oder Rifaximin. Sie können unter der Berücksichtigung der regionalen Resistenzsituation in der Selbsttherapie eingesetzt werden und also gegebenenfalls zur Reiseapotheke gehören. In der Selbstanwendung sollte eine möglichst kurze Therapiedauer gewählt werden. Folgende Dosierungen werden empfohlen:
- Azithromycin als Einmaldosis à 1000 mg
- Ciprofloxacin 2 x 500 mg/Tag über drei Tage
- Rifaximin 3 x 200 mg/Tag für drei Tage
Probiotika könnten, so Weinke, im Einzelfall beim Wiederaufbau der Darmflora hilfreich sein, für einen generellen Einsatz gebe es jedoch keine Evidenz. Keinen Stellenwert hätten Kohle, Tannin und andere Adstringenzien. Weinke rät daher von ihrem Einsatz ab.
Hygiene wichtigste Prophylaxemaßnahme
Um Durchfallerkrankungen vorzubeugen, ist Nahrungsmittelhygiene die wichtigste Maßnahme. In bestimmten Fällen kann allerdings eine Impfung gegen ETEC sinnvoll sein, zum Beispiel bei fehlender Magensäurebarriere durch lange PPI-Einnahme oder bei Immunsupprimierten. Auch wenn Gefahr für schwere Verläufe besteht, kann laut Weinke eine Impfung in Erwägung gezogen werden. Der Impfstoff (Dukoral) ist allerdings in Deutschland für diese Indikation nicht zugelassen, sondern nur gegen Cholera. Bei allen anderen Maßnahmen wie dem Einsatz von Probiotika ist der Nutzen fraglich. Von Wismuth wird explizit abgeraten. Auch Antibiotika haben bei der Prophylaxe keinen Stellenwert, berichtet Weinke.
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