- DAZ.online
- News
- Politik
- Pharmadialog im Endspurt
Der Pharmadialog ist auf der Zielgeraden. Zwar dringen kaum Informationen nach außen, klar ist aber: Ganz ohne Ergebnis wird die Veranstaltung nicht ausgehen können. Apotheken hoffen vor allem auf Bewegung bei Lieferengpässen und der Importförderung.
Der Pharmadialog ist ein Projekt, das sich Union und SPD 2013 in ihren Koalitionsvertrag geschrieben hatten. Nun befindet er sich im Endspurt. Viel dringt von der Veranstaltung nicht nach außen – das Bundesgesundheitsministerium hat sich selbst und auch den sonstigen Teilnehmern Stillschweigen verordnet. Spekuliert wird jedoch nicht zu knapp. Es gibt viele Hoffnungen und kaum weniger Befürchtungen.
Am 21. Januar fand die vierte und damit letzte große Runde des Pharmadialogs statt. Über ein Jahr hinweg hatten sich Vertreter des Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftsministeriums sowie der pharmazeutischen Industrie, der Wissenschaft und der Gewerkschaft IG BCE regelmäßig getroffen. Auch die Präsidenten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) sowie ein Vertreter des Gemeinsamen Bundesausschusses waren bei der letzten Sitzung dabei.
Die Treffen rankten sich um drei große Themenblöcke: Wie kann der Forschungsstandort Deutschland gestärkt, wie die Arzneimittelversorgung sicherer und wie der Pharmastandort zukunftsfest gestaltet werden? In der letzten Runde ging man die Themen nochmals durch – konkrete Vereinbarungen wurden jedoch nicht getroffen. Stattdessen wird nun auf Fachebene weiter gearbeitet. Zur Abschlussveranstaltung am 12. April soll ein Bericht vorgelegt werden.
Apotheker in der großen Runde außen vor
Das Thema der guten und sicheren Arzneimittelversorgung ist auch ein Thema für Apotheker, die allerdings nicht zum Dialog geladen waren. Hier ging es etwa um Antibiotika: Wie lassen sich Resistenzen verzögern, wie die Entwicklung neuer Antibiotika stärken? Aber es ging auch darum, wie das Arzneimittel-Neuordnungsgesetz weiterentwickelt werden kann. Die gesetzlichen Krankenkassen, die ebenfalls beklagen, nicht fest beim Pharmadialog dabei gewesen zu sein, bringen hierzu seit einigen Monaten Vorschläge ins Spiel – nicht zuletzt weil sie fürchten, die Pharmaunternehmen könnten einen Vorteil für sich aus dem Dialog ziehen. Besonders laut ist der Ruf nach der rückwirkende Geltung des Erstattungsbetrags ab dem ersten Tag auf dem Markt. Die Vorstellungen der Unternehmen gehen allerdings in eine andere Richtung. Sie wünschen sich etwa, dass der generische Preisanker bei den Erstattungsbetrags-Verhandlungen fällt. Im Gespräch ist auch eine Vertraulichkeit der Erstattungsbeträge. Hier gilt es, in den kommenden Wochen ein Paket zu schnüren, mit dem alle Seiten leben können.
Weitere Liste gegen Lieferengpässe?
Ebenfalls auf der Agenda des Arzneimittel-Themenblocks stand das Thema Lieferengpässe. Hier hatte die Bundesregierung in der Vergangenheit bei Anfragen auf angedachte Maßnahmen immer wieder auf den Ausgang des Pharmadialogs verwiesen. Schon im vergangenen November hatte es zu diesem Problemkreis ein intensives Fachgespräch gegeben. Aktiv ist nun vor allem das BfArM. Es soll an einer Liste essenzieller Arzneimittel arbeiten, bei denen ein Engpass besonders schwerwiegend wäre. Kein leichtes Unterfangen. Mitte nächster Woche wird es nach Informationen von DAZ.online im BfArM ein Treffen mit Vertretern der Krankenhausapotheker (ADKA), der Bundesapothekerkammer sowie den Arzneimittelkommissionen der Apotheker (AMK) und der Deutschen Ärzteschaft (AKdÄ) geben. Hier soll es um die Möglichkeiten und Probleme einer solchen Liste gehen soll.
Importförderung: Wer sitzt am längeren Hebel?
Die umstrittene Importförderung kam in der letzten Dialog-Runde zwar nicht mehr zur Sprache. Doch schon zuvor bestand Teilnehmern zufolge große Einigkeit, dass die gegenwärtige Regelung überholt ist und nur geringe Einsparungen bringt. BfArM-Präsident Karl Broich sieht in ihr schon seit geraumer Zeit ein Einfallstor für Fälschungen. Ungewohnt einträchtig haben sich zudem Deutscher Apothekerverband und die AOK Baden-Württemberg gegen die Importförderung positioniert. Selbst der GKV-Spitzenverband zeigt sich nachgiebig: Die 15/15 Regelung sollte dahingehend ausgeweitet werden, dass bei höherpreisigen Arzneimitteln zwingend die 15-Prozent-Regelung greift und nicht auf die 15-Euro-Regelung ausgewichen werden kann, erklärte Sprecher Florian Lanz gegenüber DAZ.online.
Bei so viel Gegenwind lässt Kohlpharma seit Monaten nichts unversucht, für sein Geschäftsmodell zu werben. Das Unternehmen legte eine Studie zu weiteren Einsparpotenzialen vor, warb auf Plakaten im Regierungsviertel und kontert jedem Vorwurf, „Einfallstor für Fälschungen“ zu sein, prompt. Sollte sich am Ende zeigen, dass die Importeure tatsächlich ungeschoren davon kommen, könnte das aber auch daran liegen, dass Kanzleramtschef Peter Altmaier seinen Wahlkreis just am Kohl-Sitz Merzig hat.
2 Kommentare
Apotheker außen vor...
von Heiko Barz am 30.01.2016 um 15:27 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Mhr kenne uns .....
von Gunnar Müller, Detmold am 30.01.2016 um 13:38 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.