Forschungs-Sponsoring

Coca-Cola gibt Zahlungen an deutsche Forscher bekannt

Stuttgart - 03.02.2016, 13:35 Uhr

Coca-Cola versucht über das Sponsoring von den Problemen seiner Softdrinks abzulenken, so Foodwatch. (Foto: eddaphoto.pl / Fotolia)

Coca-Cola versucht über das Sponsoring von den Problemen seiner Softdrinks abzulenken, so Foodwatch. (Foto: eddaphoto.pl / Fotolia)


Der amerikanische Softdrink-Konzern Coca-Cola hatte nach Recherchen der New York Times einräumen müssen, mehr als 100 Millionen Dollar für „Gesundheitspartnerschaften“ und Forschungskooperationen gezahlt zu haben. Nach Informationen der Nonprofit Organsiation Foodwatch flossen in den letzten Jahren 7,5 Millionen Euro auch nach Deutschland.

Im vergangenen Jahr hat die New York Times aufgedeckt, dass Coca-Cola systematisch Forschungsprojekte unterstützt, um den Zusammenhang von Übergewicht und Softdrinks in Frage zu stellen. Insgesamt flossen mehr als 100 Millionen Euro, beispielweise in das „Global Energy Balance Network“ an der Universität Colorado Denver. Nach einer Anfrage von Foodwatch hat Coca-Cola nun auch Zahlen für Deutschland veröffentlicht: Insgesamt sponserte der Konzern zwischen 2010 und 2015 Projekte im Bereich Gesundheit, Ernährung und Bewegung mit 7,5 Millionen Euro – davon knapp 1,5 Millionen für Forschungskooperationen.

Die Charité ist einer der größten Empfänger der Softdrink-Gelder: Eine Million Euro ging an die von Coca-Cola gestartete Initiative „Hör auf Dein Herz“, die mit der Kardiologin Vera Regitz-Zagrosek für die Früherkennung von Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen wirbt. Das Sponsoring ist zwar auf einer Unterseite des Internetauftritts kenntlich gemacht – „Coca-Cola Deutschland setzt sich mit seiner Marke Coca-Cola light für Frauengesundheit ein“, so die Initiative. Der Umfang der Förderung war bisher aber nicht bekannt. „Wir finden es problematisch, wenn Institutionen wie die Charité sich vor den Karren von Coca-Cola spannen lassen“, sagt ein Sprecher von Foodwatch gegenüber DAZ.online. „Das sind Institutionen, die das Vertrauen der Bürger genießen.“ So könne Coca-Cola sich als Teil der Lösung darstellen, statt als Teil des Problems.

Coca-Cola verschiebt Probleme

Das Unternehmen würde so versuchen, die Probleme zu verschieben: Statt den negativen Auswirkungen von Kalorien-haltigen Softdrinks würde die individuelle Verantwortung der Konsumenten betont, die sich mehr bewegen müssten. „Coca-Cola ist selber mit verantwortlich für Herzerkrankungen und sponsert gleichzeitig ein Institut für Probleme, für die es mit verantwortlich ist“, so der Sprecher.

Laut Foodwatch flossen an 23 deutsche Organisationen und Forschungseinrichtungen Gelder, so an das Deutsche Kinderhilfswerk, die Universität Paderborn oder den Deutschen Olympischen Sportbund. In Frankreich finanziert der Konzern ausgerechnet die Diabetesgesellschaft (Fédération Française des Diabétiques), in Großbritannien die British Nutrition Foundation. 


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Vorwurf des Kindermarketings

Zero Coke zur EM?

Was ist passiert?

Die Woche in Bildern

Auch Softdrinks ohne Zucker sind mit erhöhter Sterblichkeit assoziiert

Süßer Tod

DAZ.online-Miniserie „Berühmte Apotheker“ (1)

Porzellan und Co. – Apotheker als Tüftler und Erfinder

1 Kommentar

Coca Cola Sponsoring

von Rolf-Dieter Haspel am 04.02.2016 um 8:37 Uhr

Die Hand, die mich füttert, fress ich nicht

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.