DAZ.Wochenschau

Von der „Pille davor", unrühmlichen Europameistern und unsterblichen Zellen

Stuttgart - 06.02.2016, 08:00 Uhr

(foto:mbruxelle/fotolia)

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Wissen Sie, in was die Griechen Europameister sind und welche Frau mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod in den Laboren dieser Welt weiterlebt? Sie erfahren es in der Wochenschau, außerdem gibt es Neues zur HIV-Prophylaxe, Beratungstipps aus Kammern und Verbänden und vieles mehr.

Medikamentöse HIV-Prophylaxe in Sicht

Die Deutsche Aids-Hilfe rechnet damit, dass Truvada® (Tenofovir + Emtricitabin) noch dieses Jahr zur HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP), also als „Pille davor“ zugelassen wird. Die Europäische Aufsichtsbehörde EMA prüft derzeit einen entsprechenden Antrag des Herstellers. Wird er angenommen, wäre Truvada® das erste antiretrovirale Arzneimittel, das in Europa zur HIV-Präexpositionsprophylaxe zugelassen ist. Bislang kann es dort nur zur HIV-Behandlung eingesetzt werden.

Tenofovir-resistente HI-Viren

Tenofovir geriet aber auch aus anderen, unerfreulicheren Gründen in den Fokus der Öffentlichkeit. So scheint der Anteil an Tenofovir-resistenten HIV-Stämmen in manchen Regionen der Welt erschreckend hoch zu sein. Während er sich in Europa auf maximal 20 Prozent beläuft sind es im subsaharischen Afrika bis zu mehr als 50 Prozent.

Europameister im Antibiotikaschlucken

In Sachen Antibiotika-Verbrauch sind die Griechen „Europameister“ gefolgt von Frankreich, Belgien und Italien. Wo wieviel geschluckt wird, lesen Sie hier. Schlusslicht oder erster, je nach Sichtweise, sind die Niederlande mit dem geringsten Verbrauch.

Zuverlässige Partner für Metformin und Metoprolol gesucht

Die AOK schreibt die 17. Tranche der Rabattverträge aus. Auf 59 Fachlose können sich die Bieter insgesamt bewerben. Dabei sind auch zwei „Sorgenkinder“ – Metoprolol und Metformin. Die Rabattartikel hatten wegen Lieferschwierigkeiten in der Vergangenheit für Ärger gesorgt. Bei der Auswahl der Vertragspartner geht es laut AOK nicht nur um den Preis, sondern um eine sichere Versorgung der Versicherten.

Defektmeldungen gesucht

Der Offenbacher Apotheker Hans Rudolf Diefenbach will Politik und Standesvertretung bei den Lieferengpässen Druck machen – und zwar mit Fakten. Dazu appelliert er erneut an seine Kollegen in ganz Deutschland. Daher bittet er um Zusendung von Defektlisten aus dem gesamten Bundesgebiet. Statt tagesbezogener Sammlungen hätte er gerne Daten, die sich mindestens über vier Wochen erstrecken. Damit könne man möglicherweise den Druck auf die Unternehmen, die Nichtlieferfähigkeit den Behörden mitzuteilen, erhöhen.

Unsterbliche Zellen

Henrietta Lacks ist lange tot. Ihre Zellen aber leben weiter in Zellkulturen in der ganzen Welt. Ihr wurden vor genau 65 Jahren Zellen entnommen - die ersten, die sich im Labor vermehrten. Ihren Namen hat die Zelllinie von der Spenderin Henrietta Lacks – "HeLa". Sie sind auch heute noch eine der beliebtesten Zelllinien und bildeten sogar die Grundlage für Nobelpreise. In „HeLa“-Zellen wurden  die humanen Papillomviren HPV16 und HPV18 gefunden und als Ursache des Gebärmutterhalskrebs identifiziert. Henrietta Lacks konnte von all dem nichts ahnen. Sie starb acht Monate nach der Entnahme der Zellen.

Allergische Dermatitis und Atemprobleme

Bei Bimatoprost-haltigen Augentropfen (Lumigan®, Ganfort®) müssen die Gebrauchsinformationen aktualisiert werden. Nach Ansicht des  Pharmakovigilanzausschusses der EMA sollen bei allen Bimatoprost-Präparaten folgende unerwünschte Wirkungen ergänzt werden: Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich Anzeichen und Symptome von Augenallergie und allergischer Dermatitis, Asthma, Asthma-Verschlechterung, COPD-Verschlechterung sowie Dyspnoe bei nicht bekannter Häufigkeit. Bei 0,01-prozentigen Bimatoprost-haltigen Arzneimitteln kommen noch Nebenwirkungen an den Augen hinzu.

Beträchtlicher Zusatznutzen für Checkpoint-Inhibitoren

Der Gemeinsame Bundesausschuss sieht für die beiden Krebstherapeutika Pembrolizumab und Nivolumab weitere Hinweise auf einen beträchtlichen Zusatznutzen für bestimmte Patientengruppen. Ob ein Zusatznutzen besteht, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Vorbehandlung oder dem Mutationsstatus.

Zäpfchen bei Kindern anfeuchten

Um Zäpfen leichter einführen zu können, sollte man sie mit warmem Wasser leicht anfeuchten. Wenn das Kind Hustensaft verweigert, kann man ihn mit einer Pipette oder Spritze ohne Nadel hinter die Backenzähne träufeln. Diesen und andere Tipps geben Kammer und Verband aus Bayern an die Hand.

Vorsicht bei der Wahl des Schmerzmittels

Handlungshilfen, um Arzneimittel-bezogenen Problemen im Alter vorzubeugen, gibt die Apothekerkammer Niedersachsen. Ein hilfreiches Tool ist die Priscus-Liste. Sie führt für ältere Menschen potenziell ungeeignete Medikamente an und benennt Alternativen für die Behandlung. Zum Beispiel sollten Paracetamol, Ibuprofen oder schwach wirksame Opioide Indometacin vorgezogen werden, da sie ein geringeres Risiko für gastrointestinale Blutungen haben.

Mehr Sicherheit durch Apotheken

8400 Verdachtsfälle von Arzneimittelrisiken meldeten Apotheken Im Jahr 2015 der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). Dadurch leisten sie einen bedeutsamen Beitrag für eine erhöhte Arzneimittelsicherheit.

Apotheker-Expertise für die AkdÄ

Mit Prof. Dr. Martin Smollich ist ein weiterer Apotheker in die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) berufen worden. Als außerordentliches Mitglied werden die Schwerpunkte seiner Tätigkeit auf den Themen evidenzbasierte Pharmakotherapie, rationale Antibiotika-Therapie und Pharmakonutrition liegen. Smollich ist Autor zahlreicher DAZ-Artikel.


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