Syrischer Apotheker

Endlich – arbeiten im Traumland

Königswinter - 15.02.2016, 17:15 Uhr

Apotheker Monzer Alagi (re.) darf nun unter Aufsicht seines Chefs Nobert Paul arbeiten. (Foto: privat)

Apotheker Monzer Alagi (re.) darf nun unter Aufsicht seines Chefs Nobert Paul arbeiten. (Foto: privat)


Erinnern Sie sich noch an den syrischen Apotheker Monzer Alagi? Die DAZ berichtete über ihn und sein Schicksal (2015, Nr. 38). Alagi wollte damals unbedingt besser Deutsch lernen und die Approbation als Apotheker beantragen. Jetzt ist es so weit: Nach einer Fachprüfung darf er in deutschen Apotheken als „Apotheker unter Aufsicht“ arbeiten - DAZ-Herausgeber Peter Ditzel hat ihn getroffen. 

Geboren wurde Monzer Alagi 1981 in einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt Homs, seine Familie gehören der christlich-orthodoxen Religion an. Nach dem Abitur studierte er Pharmazie, „weil ich schon immer anderen Menschen helfen wollte und Chemie liebe“, wie er in unserem Gespräch sagte.  

Zuerst die Deutschkurse!

Zwei Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien flieht Alagi in den Libanon. 2014 kann er von dort mit seiner Familie nach Deutschland kommen. Er findet Unterkunft am Rand eines Ortsteils von Königswinter, besucht Deutschkurse und findet einen Apotheker, bei dem er als Hilfskraft in der  Apotheke mitarbeiten kann.

Für Alagi, der früher in Damaskus eine eigene Apotheke hatte, steht von Anfang an fest, dass er möglichst bald wieder in seinem Beruf arbeiten will, in Deutschland, das für ihn das „Traumland“ ist, wie er erzählt. Doch da stößt er sehr bald auf Hindernisse: Neben der sprachlichen Barriere war die schwierigste Hürde die Anerkennung seiner syrischen Approbation als Apotheker in Deutschland. Mit großem Fleiß intensiviert der Syrer seine Deutschkurse. Parallel dazu trägt er unter großem Aufwand alle Originalbelege und geforderten Unterlagen zusammen, die von den deutschen Behörden für die Approbationsanerkennung verlangt werden.  

„Alles ist gutgegangen“

Nachdem er alle Unterlagen zusammen hat, reicht er sie bei der zuständigen Regierung von Nordrhein-Westfalen ein und stell einen Antrag auf Anerkennung der Approbation. Für seine sprachlichen Voraussetzungen reicht in Nordrhein-Westfalen das B2-Zertifikat in deutscher Sprache, das er schon vor einiger Zeit erhalten hatte.

Vor wenigen Tagen war es dann soweit: Alagi legt die Fachspracheprüfung ab. Zwei Apothekerinnen aus der Kammer Nordrhein und eine Apothekerin aus der Regierung nahmen die Prüfung ab, Sachwerpunkt waren Rezepturvorbereitung und Dokumentation. Außerdem musste über einen Artikel mit einem Gesundheitsthema diskutieren und sich dazu äußern.

Schließlich musste er sich noch in einem simulierten Gespräch zwischen Apotheker und Patient bewähren. „Alles ist gut gegangen“, freut sich Monzer Alagi, „auch wenn der Weg bis zur Prüfung manchmal ein wenig orientierungslos war – es lohnt sich!“  

Die erste Stufe: Arbeiten unter Aufsicht

Auf Antrag erhielt er dann von der Regierung in Nordrhein-Westfalen die Erlaubnis, als „Apotheker unter Aufsicht“ zu arbeiten. „Das bedeutet, dass ich jetzt Kunden beraten und Arzneimittel abgeben darf. Im Prinzip darf ich als Apotheker arbeiten, allerdings muss ein Apotheker anwesend sein. Eine Apotheke darf ich nicht selbstständig leiten.“

Zurzeit arbeitet Monzer Alagi in der Linden-Apotheke in Bonn-Bad Godesberg. Seinem Chef, Apotheker Norbert Paul, ist er besonders dankbar, „ohne ihn wäre ich nicht wieder so rasch in den Apothekerberuf gekommen“.

Um die vollständige deutsche Approbation zu erhalten, muss Monzer Alagi allerdings noch eine weitere Prüfung ablegen, die etwa mit dem Dritten Staatsexamen vergleichbar ist. Für Alagi besteht kein Zweifel, dass er auch die letzte Stufe der Berufsanerkennung erreichen möchte. Zur Vorbereitung darauf wird er an den berufsbegleitenden Seminaren der Apothekerkammer teilnehmen. Sein Ziel: „Im kommenden Herbst möchte ich diese Prüfung ablegen.“ Wir drücken ihm die Daumen.  

Für syrische Apotheker in Deutschland hat Monzer Alagi eine Facebook-Seite eingerichtet, auf der sie sich über das Anerkennungsverfahren informieren und ihre Erfahrungen austauschen können:

www.facebook.com/apothekeraussyrien


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Unter Aufsicht 7 Jahre lang auch gearbeitet jetzt arbeitslos

von Lilia am 27.10.2016 um 16:21 Uhr

Schade, dass das neue Gesetz alles geändert hat, ich wollte nur arbeiten, habe die Prüfung gemacht und trotzdem im Baden Württemberg lassen keine ausländische Apotheker die Prüfung bestehen. Ich habe viele Bekannte die das bestätigen können. Berufserlaubnis wird nicht mehr verlängert, deswegen bin ich arbeitslos, danke Deutschland für meine Integration. Seit 23 Jahre lebe ich in Deutschland und fühle mich nicht integriert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Unter Aufsicht 7 Jahre lang auch

von Dr. Arnulf Diesel am 18.04.2017 um 19:51 Uhr

Sie haben die Prüfung "gemacht" - und wie ich verstanden habe nicht bestanden. Da die Beruferlaubnis zur Ausübung des Apothekerberufes unter Aufsicht kein Dauerzustand ist, um eben nur zu arbeiten, ist es die logische Konsequenz, diese eben nicht mehr zu verlängern, wird das Ziel - die Erlangung der Approbation -nicht erreicht. Sie werfen Deutschland vor, Sie nicht integriert zu haben und fühlen sich nicht integriert. Integration ist allerdings eine Bringpflicht Ihrerseits und keine Inklusivleistung. Während ich nur über NRW sprechen kann, wage ich aber stark zu bezweifeln, daß ein Bundesland zum Zwecke der Diskriminierung grundsätzlich per Anweisung ausländische Apotheker nicht bestehen läßt. Meine Mitdoktorandin (ägyptische Apothekerin) hat nämlich erfolgreich die deutsche Approbation erhalten - mußte allerdings vor der Prüfung die klin. Pharmazie nachholen, da im Studium (wie auch bei mir in Deutschland) zu dieser Zeit nicht enthalten. Da ich spätestens seit meiner Doktorandenzeit im Kontakt mit Apothekern aus anderen Ländern stehe, darf ich auch anbringen, daß sich Inhalte und Qualität des Studiums je nach Land und teilweise nach Uni deutlich unterscheiden. So hat in vielen Ländern die pharm. Biologie nur einen untergeordneten Stellenwert. Zuweilen werden Angleichungsprüfungen auch einfach unterschätzt. Maß der Dinge ist die deutsche Approbationsordnung, da der Apotheker, ob deutscher oder ausländischer Herkunft, hier tätig sein will. Während Ihr Frust menschlich verständlich ist, sind die Anschuldigungen unbegründet. Weiterhin ist Ihr Kommentar geeignet, das Vertrauen ausländischer Apotheker in das Angleichungsverfahren zu stören. Angesichts so vieler erfolgreicher ausländischer Kollegen wäre das schade.

danke für die chans

von abdulkader haderi am 17.02.2016 um 0:43 Uhr

Ich komme sus syrien ich bin in Deutschland seit 2 jahre .ich habe es geschafft mein approbation als apotheker .Der weg ist nicht leicht mit selbst vertrauen und unterstutzung von behorden und von ein apothker habe ich es geschafft danke deutschland für diese neue chans

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wo gibt es Hilfe?

von Andrea am 30.07.2016 um 11:42 Uhr

Wo kann ein syrischer Apotheker, der in Hessen arbeiten möchte, Hilfe bekommen? Was muss er tun, um eine Niederlassungserlaubnis zu bekommen? Muss er seine Approbation / Berufserlaubnis irgendwo anerkennen lassen?
Hat die Kammer in Hessen eine Beratung?
Bitte um Tipps an andrea-ulrich@web.de

Willkommen in Deutschland!

von Konrad Mörser am 16.02.2016 um 10:27 Uhr

Ich wünsche dem neuen Kollegen alles Gute hier und freue mich, dass sein Fleiß und seine ehrlichen Anstrengungen belohnt wurden. Leider ist dies ein "Einzelfall", da die überwiegende Mehrheit der hierzulande aufschlagenden "Flüchtlinge" kaum über nennenswerte, auf dem Deutschen Arbeitsmarkt nutzbare Qualifikationen verfügt.

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