Individuelle Gesundheitsleistungen

Patienten zweifeln am IGeL-Nutzen

Hamburg/Berlin - 15.02.2016, 11:20 Uhr

Welche Zusatzleistung darf es sein? Trotz Zweifeln vertrauen Patienten ihren Ärzten. (Foto: Alexander Raths / Fotolia)

Welche Zusatzleistung darf es sein? Trotz Zweifeln vertrauen Patienten ihren Ärzten. (Foto: Alexander Raths / Fotolia)


Individuelle Zusatzleistungen bringen Ärzten Einnahmen in Milliardenhöhe. Patienten zweifeln laut einer Umfrage der Techniker-Krankenkasse am Zusatznutzen - obwohl sie am Ende oft doch ihren Ärzten vertrauen.

Gut jeder zweite gesetzlich Versicherte zweifelt einer Umfrage zufolge am Nutzen von privat zu zahlenden Leistungen beim Arzt. Die „Individuellen Gesundheitsleistungen“ (IGeL) hätten eher keinen Nutzen, meinen 38 Prozent der Befragten. Sie seien auf keinen Fall nutzbringend, sagen weitere 15 Prozent. Dies geht aus einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Bei IGeL geht es um Leistungen wie die Messung des Augeninnendrucks zur Früherkennung eines Grünen Stars, professionelle Zahnreinigung, Blutegeltherapie bei Kniearthrose oder die Laser-Behandlung von Krampfadern.

Das Vertrauen schlägt den Zweifel

Zweifel am Nutzen medizinischer Angebote bestehen demnach aber nicht nur bei Selbstzahler-Leistungen. Jeder vierte Befragte (27 Prozent) habe auch den Eindruck, dass ein Arzt manchmal oder auch häufig unnötige Untersuchungen oder Behandlungen empfehle. Trotzdem lasse sich ein Drittel dieser zweifelnden Patienten vom Arzt überzeugen und unterzieht sich der vorgeschlagenen Diagnostik oder Therapie. Dies lasse sich vor allem auf das Vertrauen in die ärztliche Kompetenz zurückführen, auf die Meinung, eine Diagnostik oder Therapie mehr könne nicht schaden, sowie auf die Angst, sich falsch zu entscheiden.

Frank Verheyen, Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für Qualität und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) unterstrich, viele der Selbstzahler-Leistungen würden bereits vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), dem obersten Entscheidungsgremium im Gesundheitswesen aus Vertretern von Ärzten, Zahnärzten, Kliniken, Krankenkassen und Patientenvertretern, geprüft und abgelehnt.

Die Mehrheit informiert sich nicht auch anderswo

Der IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS), der inzwischen vier Jahre existiert, prüfte an die 40 Leistungen auf Nutzen und Schaden. Keines der Angebote sei vollständig positiv bewertet worden. Vier Angebote sind demnach als „tendenziell positiv“ eingestuft, 14 als „tendenziell negativ“, drei Leistungen sogar als „negativ“. 13 Angebote wurden als „unklar“ eingestuft. Nach einer früheren Umfrage im Auftrag der TK hatten sich nur etwa vier von zehn Patienten (39 Prozent) über die Informationen des Arztes hinaus selbst über eine IGeL-Behandlung kundig gemacht.

IGeL werden meist vom Arzt angeboten und gehören nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Der Patient muss für sie also privat bezahlen. Wie viele solcher Behandlungen es gibt, lässt sich nicht genau sagen, es werden jedenfalls mehrere hundert angeboten. Nach Angaben des MDS vom vergangenen Jahr sind IGeL zwar zurückgegangen, haben schätzungsweise aber immer noch ein Marktvolumen von mehr als einer Milliarde Euro.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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