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Ambulante und stationäre Versorgung
Die Apotheke als Profitcenter von Kliniken?
Niedergelassene Ärzte beklagen eine zunehmende Konkurrenz mit Krankenhäusern – insbesondere in der Onkologie. Sie sehen bewährte Strukturen der Behandlung von Krebspatienten in Gefahr und prangern Quersubventionierungen der Kliniken durch Krankenhausapotheken an.
Ambulant tätige Fachärzte müssten erhebliche Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu Krankenhäusern hinnehmen, die ebenfalls immer stärker ambulant tätig sind: Dies sagt die vom Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie (DICE) erstellte Studie „Wettbewerb in der ambulanten onkologischen Versorgung – Analyse und Reformansätze“. In Auftrag gegeben hatte sie der Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (BNHO), der sie diese Woche gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) vorgestellt hat.
Zu den Studienautoren zählt der vielen Apothekern noch bekannte Wirtschaftswissenschaftler Justus Haucap. Er forderte in der Vergangenheit „mehr Wettbewerb im Apothekensektor“ – etwa durch Fremd- und Mehrbesitz, Rx-Preiswettbewerb und ungewöhnliche Honorierungsmodelle. Auch im Auftrag der Ärzte hat er jetzt einen besonderen Blick auf die Apotheken geworfen – die Krankenhausapotheken.
Ungleiche Markt-Beteiligte
Ausgangspunkt des Gutachtens ist, dass die Politik die Öffnung des ambulanten Bereichs für Krankenhäuser systematisch vorantreibe, zuletzt durch das im vergangenen Jahr verabschiedete GKV-Versorgungsstärkungsgesetz. Krankenhäuser und Vertragsärzte agieren hier auf demselben Markt – doch ihre Bedingungen seien im Hinblick auf Bedarfsplanung, Vergütung und Investitionsfinanzierung ungleich. Das Nachsehen hätten die Vertragsärzte.
Gerade in der Onkologie zeige sich: Krankenhäuser bieten in einem Krankheitsfall die ganze Versorgungskette. Zwar könne auch ein niedergelassener Arzt integrierte Behandlungsangebote organisieren. Aber: Dafür könne er nicht gesondert an der Gesamtvergütung des Behandlungsfalls teilhaben. Krankenhäuser könnten hingegen Vorleistungen internalisieren und gegebenenfalls defizitäre Leistungsbereiche quersubventionieren.
„Lukrative Arzneimitteltherapie“
Als – einziges – Beispiel hierfür führt das Haucap-Gutachten die Krankenhausapotheken an. Diese könnten zunehmend auch im ambulanten Bereich Arzneimittel abgeben. Ihr Vorteil sei dabei, dass sie die Preise, anders als öffentliche Apotheken, mit den Pharmaunternehmen direkt verhandeln können. Gerade bei der Behandlung von Krebserkrankungen ließen sich hier Erlöse in beträchtlicher Höhe erreichen. Und so richteten sich Kliniken in ihrer ambulanten Tätigkeit gerne in Richtung dieser lukrativen Therapien aus.
Mit Überschüssen aus dem „Profitcenter Krankenhausapotheke“ ließen sich dann defizitäre ambulante oder stationäre Bereiche quersubventionieren. Niedergelassene Ärzte haben hingegen nichts von der Arzneimittelversorgung ihrer Patienten, sie dürfen nicht einmal Absprachen treffen. „Auch hat die öffentliche Apotheke keine Möglichkeit, den Vertragsarzt an möglichen Medikamentengewinnen zu beteiligen“, konstatiert das Gutachten.
Der Landesrechnungshof Schleswig-Holstein hat in seiner Bemerkung 2014 die Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel als Erfolgsgeschichte bezeichnet. Das UKSH hat ab 2007 die Arzneimittelversorgung von einer privaten auf eine eigene Krankenhausapotheke übertragen. Die Arzneimittelumsätze der Krankenhausapotheke stiegen bei konstantem Personalbestand von 54,3 Mio. Euro in 2008 auf 75,1 Mio. Euro in 2012. Die Überschüsse der Krankenhausapotheke verbleiben seit der Umstellung allein beim UKSH. Diese lagen 2012 in ambulanten Bereich bei 7,7 Mio. Euro. Würden die Arzneimittel weiterhin über eine Lieferapotheke bezogen, wäre dieser Betrag dem UKSH entgangen.
Lösungsvorschlag Vernetzung
Letztlich lautet die Handlungsempfehlung der Experten, dass sich Niedergelassene und Krankenhäuser in der onkologischen Versorgung besser vernetzen sollten. Dem kann Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, nur beipflichten. „Den Nutzen davon haben vor allem die Patienten.“
Denn das große Wissen der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen kommt den Krankenhäusern zugute – und somit dem Patienten, der umfassend betreut wird“, warb er. Gleichzeitig erklärte Gassen, „dass wir Niedergelassene den Wettbewerb nicht scheuen, aber man muss uns seitens der Politik die gleichen Möglichkeiten einräumen wie den Kliniken.“
4 Kommentare
Krankenhausapotheken
von Holger am 17.02.2016 um 8:26 Uhr
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Wahnwitz
von Tilmann Schöll am 17.02.2016 um 8:07 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Beiträge
von Holger am 17.02.2016 um 8:30 Uhr
AW: Panorama
von Holger am 19.02.2016 um 10:42 Uhr
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