Barmer GEK Report

Immer mehr Schmerzpatienten in Deutschland

Berlin - 23.02.2016, 12:30 Uhr

(Foto: underdogstudios / Fotolia)

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Bei immer mehr Patienten in Deutschland stellen Ärzte chronische Schmerzen fest. Die Zahl stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf zuletzt 3,25 Millionen an, wie aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Arztreport 2016 der Krankenkasse Barmer GEK hervorgeht.  Apotheker können diese Entwicklung aus ihrem Alltag bestätigen.

In Deutschland leiden etwa 3,25 Millionen Menschen an chronischem Schmerz. Trotz wichtiger Fortschritte müsse die Versorgung deutlich verbessert werden, heißt es im Barmer GEK Arztreport 2016, der am Dienstag veröffentlicht wurde. „Chronischer Schmerz ist eine eigenständige Erkrankung, die sehr spezifisch behandelt werden muss“, sagte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK. Angesichts von Millionen Betroffenen solle die Bekämpfung des chronischen Schmerzes zu einem nationalen Gesundheitsziel werden. Der Bericht enthalte erstmals valide Zahlen auf der Basis von Krankenkassendaten zu dem Thema.

Chronischer Schmerz in Brandenburg am häufigsten

Unter den Bundesländern gab es die meisten Diagnosen in Brandenburg mit 5,8 Prozent der Bevölkerung, gefolgt von Berlin mit 5,7 und Thüringen mit 4,8 Prozent. Am seltensten wurden chronische Schmerzen in Bremen mit 2,9 Prozent diagnostiziert.

Mit 8,5 Behandlungsfällen pro Kopf hat es laut dem Report 2014 einen neuen Rekordstand bei den Arztbesuchen gegeben. Im Schnitt zahlten die Krankenkassen mehr als 523 Euro pro Versichertem für ambulante Arztbehandlungen, im Jahr zuvor waren es laut dem Report noch 505 Euro. 

Frauen häufiger betroffen

Für ihre Auswertung hatten die Reportautoren vom AQUA-Institut Göttingen die Diagnosen berücksichtigt, mit denen chronische Schmerzen ohne direkten Bezug auf ein Organ dokumentiert werden. Dabei zeigt sich für die zehn Jahre von 2005 bis 2014, dass chronischer Schmerz stetig häufiger diagnostiziert wurde. So waren 2005 erst 1,59 Prozent der Bevölkerung betroffen.  

Chronische Schmerzen werden in allen Altersgruppen deutlich häufiger bei Frauen dokumentiert, wobei die Zahl der Betroffenen mit dem Alter ansteigt. In der Gruppe der über 80-Jährigen waren im Jahr 2014 etwa 13,2 Prozent betroffen, 143.000 Männer und 444.000 Frauen. Das entsprach Diagnoseraten von 9,3 Prozent bei den Männern und 15,2 Prozent bei den Frauen. Bei den über 90-Jährigen sind etwa zehn Prozent der Männer und knapp 16 Prozent der Frauen betroffen, rund 15.000 Männer und knapp 83.000 Frauen.

Multimodale Schmerztherapie nur bei einem von fünf Patienten

In den letzten Jahren habe sich, so Straub, in der Versorgung chronischer Schmerzpatienten vieles getan, allerdings zeige sich ein differenziertes Bild der Schmerzmedizin. So habe sich die Zahl der Patienten, die im Krankenhaus mit einer multimodalen Schmerztherapie behandelt wurden, in den Jahren 2006 bis 2014 mehr als verdoppelt. Damit seien im Jahr 2014 bei rund 61.000 Patienten chronische Schmerzen multimodal therapiert worden. Das entspräche jedoch nur einem Fünftel aller Patienten, die potenziell für eine solche Therapie geeignet wären.

Straub verwies darauf, dass die Versorgung mit multimodaler Schmerztherapie insbesondere unter Qualitätsgesichtspunkten nicht ausreichend sichergestellt sei.  

Fallzahl ambulanter Behandlungen auf neuem Höchststand

Der Arztreport analysiert auf der Basis der Daten aus der ambulanten medizinischen Versorgung von 8,6 Millionen Versicherten der Barmer GEK im Jahr 2014 aktuelle Trends in diesem Versorgungsbereich.  

Prof. Dr. Joachim Szecsenyi, Geschäftsführer des AQUA-Instituts für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, verwies darauf, dass im Jahr 2014 jeder Einwohner in Deutschland durchschnittlich pro Quartal rund zwei Ärzte aufgesucht hatte. Mit 8,5 Behandlungsfällen pro Kopf sei die Fallzahl 2014 auf einen neuen Höchststand seit dem Jahr 2005 gestiegen.


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