Apothekentests in Niedersachsen

„Aktive Beratung ist für den Erhalt der Apothekenpflicht unerlässlich“

Stuttgart - 24.02.2016, 16:30 Uhr

Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz hat mit DAZ.online über die Apothekentests in Niedersachsen gesprochen. (Foto: Schelbert)

Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz hat mit DAZ.online über die Apothekentests in Niedersachsen gesprochen. (Foto: Schelbert)


„Wenn wir in der Apotheke keine Beratung anbieten, sägen wird den Ast ab auf dem wir sitzen“. Davon ist die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Magdalene Linz, überzeugt. Um die Kollegen entsprechend zu sensibilisieren, soll die Beratungsbereitschaft der knapp 2000 Apotheken des Landes getestet werden.

„Brauchen Sie eine Tüte?“ oder „Möchten Sie die Umschau?“, darf nicht der einzige Satz sein, den Patienten in der Apotheke zu hören bekommen. Leider ist das immer wieder der Fall. „Dabei ist gerade im Bereich der Selbstmedikation die Beratung essentiell für den Erhalt der Apothekenpflicht“ , sagt die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen Magdalene Linz gegenüber DAZ.online.

Es geht nur um die Basics

In Niedersachsen werden daher seit Jahren Apotheken getestet. Die Kammer war eine der ersten die Beratungschecks im Rahmen des Pseudo-Customer-Konzepts durchgeführt hat. Dabei habe man zwar Verbesserungen gesehen, wie Linz berichtet, aber keinen Durchbruch erzielt. Daraufhin habe man 2014 entschieden, anders zu testen.

Vor dem Hintergrund der  Novellierung der Apothekenbetriebsordnung, die ein aktives Beratungsangebot vorschreibt, sollte die Beratungsbereitschaft getestet werden. Ganz nach dem Motto  „ein Satz geht immer“, das die ABDA vor zehn Jahren schon einmal ausgerufen hatte, sollen Basics abgefragt werden.

Apotheker und PTA sollen auf den Kunden, der mit einem Präparatewunsch kommt, aktiv zugehen  und mindestens eine pharmazeutische Frage stellen. „Ist es für Sie? Gegen welche Beschwerden nehmen Sie es ein?“ – oder Vergleichbares. Ein größerer Umfang wird laut Linz nicht geprüft. Das Szenario sei so konzipiert, dass man mehr sagen könnte. Aber das werde nicht gefordert. „Wir freuen uns aber selbstverständlich, wenn umfassender nachgefragt wird“, so die Kammerpräsidentin.

Keine Schikane

Es sei nicht das Ziel, die Kollegen zu schikanieren, sondern sie dafür zu sensibilisieren, dass aktive Beratung unerlässlich ist, erklärt Linz. Die Apotheken, die bereits vorbildlich beraten, sollen durch die Tests in ihrer Arbeit bestätigt werden. Die Apotheken hätten es selber in der Hand, die Apothekenpflicht zu erhalten. Denn wenn keine Beratung erfolgt, könnten OTC-Arzneimittel auch im Drogeriemarkt verkauft werden. Die Kollegen, die gute Arbeit machen, würden dann für die Nachlässigkeit der anderen mitbestraft, so Linz.

Fällt eine Apotheke beim ersten Mal durch, erhält sie eine zweite Chance. Der Leiter, erklärt Linz, wird über das Ergebnis informiert und gebeten, es im Team zu kommunizieren. Zusätzlich stellt die Kammer ein Webinar zur freiwilligen Fortbildung der Mitarbeiter zur Verfügung. Dann wird mit demselben Szenario noch einmal getestet. Besteht die Apotheke wieder nicht, muss der Kammer beispielweise ein QM-Prozess zur Beratung vorgelegt werden. Für unbelehrbare Wiederholungstäter sind auch Sanktionen denkbar. Absolviert die Apotheke den Test erfolgreich, erfährt sie es selbstverständlich auch. Durchgeführt werden die Tests von geschulten Laien.

Das letzte Wort hat die Kammerversammlung

Seit 2014 sind auf Beschluss der Kammerversammlung 300 Apotheken in Niedersachsen auf diese Weise getestet worden, zum Teil auch mehrfach. Dabei sei beeindruckend gewesen, dass sich die Durchgefallenen überwiegend betroffen gezeigt hatten, berichtet Linz. Es habe keinerlei Beschimpfungen oder Angriffe gegeben. Die jeweiligen Apothekenleiter waren vielmehr überrascht, dass in ihren Apotheken so etwas passieren kann.

Jetzt schlägt der Kammervorstand  vor, diese Tests auf alle knapp 2000 Apotheken in  Niedersachsen auszuweiten. Dafür ist ein Zeitraum von etwa drei Jahren anberaumt.

Zur Umsetzung dieser Pläne bedarf es aber erst noch der Zustimmung der Kammerversammlung. Im April wird das Thema dort auf Tagesordnung stehen..


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4 Kommentare

Irrglaube

von Reinhard Rodiger am 27.02.2016 um 0:23 Uhr

Eigentlich ist es doch ganz einfach: aus dem Suchen nach Inkompetenz und Bevormundbarkeit kann nie eine positive Botschaft zum Nutzen aller werden. Nähme unsere Standesvertretung ihre Aufgabe ernst, so würde sie sich um die Voraussetzungen kümmern, die sinnvolle und umsichtige Arbeit ermöglichen. Dies wird systemisch ausgeklammert zugunsten einer kleingeistigen Fingerzeigstrategie , die nur denen nutzt, die einen gesellschaftlich sinnvollen Beruf torpedieren.Es ist wohlfeil, so zu tun, als ob die Krise allein durch die verursacht wird, die sich nicht an die aus der Zeit gefallenen Regeln halten.

Keine verantwortungsvolle Standesvertretung sollte der für alle verderblichen Interpretation willkürlich eine Plattform bieten.Wohlverstanden: Kontrolle ist notwendig, aber zuerst in eigener Regie. Das ist der Kern von Unabhängigkeit, der doch so oft beschworen wird.Durch geistige Gängelung ergibt sich das Bild ,das wir haben. Wer soll den Apothekern etwas zutrauen, wenn die eigenen Leute ihre Kompetenz vollmundig in Frage stellen.Weniger inkompetent ist keine Botschaft.

Jeder andere Berufsstand geht von der Kompetenz ihrer Mitglieder aus.Nur unsere Vertretung sucht jede Gelegenheit, der Politik und interessierten Kreisen Angriffsflächen zu bieten. Es ist desaströs, die eigene Nichtachtung durch Machtausübung an Schwächeren zu kompensieren.
Wann endlich wird der Irrglaube, das nach aussen so empfundene Desavouieren der eigenen Leute könne die Postion verbessern, beerdigt? Wann werden die selbst induzierten Strangulierungen abgeschafft?

Wir brauchen eine positive Willkommenskultur für alle, die den Beruf lieben.Aber :Wir haben keinen offenen Diskurs aber jede Menge Druck.Wir haben keine Interessenvertretung.Wir werden von allen getreten. Wir lähmen uns selbst.Wir wehren uns öffentlich nicht. Doch zum kontrollieren und inkompetent darstellen reicht es.

Das geht mit dieser Prioritätensetzung nicht.



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Fremd- und Eigenbild

von Dr. Christoph Klotz am 25.02.2016 um 18:21 Uhr

Man könnte sagen, hier sind Eigen- und Fremdbild nicht deckungsgleich. aber Linz treibt ein anderer Umstand, der auch in WL immer mehr zum Treibsatz wird: Mit der neuen ApoBetrO ist mit wenigen Worten eine Situation geschaffen worden, die - in der Sprache des Schachs - zu Zwangszügen führen müssen. Die Apotheken haben hier eine sanktionable Bringschuld un diese Erkenntnis zwingt die Kammer als Körperschaft des öffentlichen Rechts zu handeln.
Da hilft nur eines, die Kammerversammlung als Souverän muss ihre Souveränität dann auch ausspielen, so dass es zu einem Ergebnis wie im Saarland kommt.
Und es ist immer schlecht, wenn das Wahlvolk, also die Basis des Berufsstandes, sich über die Ergebnisse der Berufspolitik beklagt, aber vorher nicht zur Wahl gegangen ist oder keine Streitkultur mit den Amtsträgern gepflegt hat. In Niedrsachsen gibt es Hansmann und Co., da muss sich doch was reißen lassen.

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Aktive Standesvertretung

von Andreas Dömling am 25.02.2016 um 9:27 Uhr

Eine aktive Standesvertretung wäre wichtig für den Erhalt der Apotheken.
Das was ihr aktuell macht führt in unseren Untergang!

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abgesägter Ast

von Karl Friedrich Müller am 25.02.2016 um 8:51 Uhr

Liebe Leute von der sogenannten Standesvertretung, Sie haben uns den Ast, auf dem wir sitzen, schon längst abgeschnitten.
Die Schnüffelei; Gängelei und Verbürokratisierung dient nur dem Schein Ihrer Existenzberechtigung.

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