Beobachtungsstudie

Kaffeekonsum geht mit niedrigerem Darmkrebs-Risiko einher

Los Angeles - 05.04.2016, 09:00 Uhr

2014 konsumierte ein Bundesbürger durchschnittlich 162 Liter Kaffee – mehr als Mineralwasser. (Foto: Sabine Hürdler / Fotolia)

2014 konsumierte ein Bundesbürger durchschnittlich 162 Liter Kaffee – mehr als Mineralwasser. (Foto: Sabine Hürdler / Fotolia)


Laut einer US-Studie ist bei Kaffeetrinkern ein etwas geringeres Risiko für Darmkrebs zu beobachten. Während die Wirkweise noch völlig unverstanden ist, scheint Koffein nicht ausschlaggebend zu sein.

Kaffeetrinken geht einer Studie zufolge mit einem niedrigeren Risiko für Darmkrebs einher - unabhängig davon, ob das Getränk Koffein enthält oder nicht. Das berichten US-amerikanische und israelische Wissenschaftler nach einer Vergleichsstudie im Fachblatt „Cancer Epidemology, Biomarkers & Prevention“. Schon eine bis zwei Tassen am Tag waren demnach mit einer um 26 Prozent niedrigeren Gefahr für Darmkrebs verbunden, wenn man die Daten um bekannte Risikofaktoren wie etwa Rauchen bereinigt. Eine unabhängige Expertin bewertet die Untersuchung vorsichtig.

In der Studie sollten 5100 Darmkrebs-Patienten ihren Kaffeekonsum für das Jahr vor der Krebsdiagnose einschätzen, ebenfalls befragt wurden 4000 vergleichbare Teilnehmer, die keine solche Diagnose hatten: wie oft, welche Zubereitung, koffeinhaltig oder nicht. Zudem sollten alle Teilnehmer weitere Angaben zu ihrem Lebensstil machen - etwa zu Ernährung, Bewegung, Medikamenten- oder Tabakkonsum.

Ergebnis: Je mehr Kaffee sie tranken, umso niedriger war das Darmkrebs-Risiko. Bei mehr als zweieinhalb Tassen am Tag sank die Wahrscheinlichkeit sogar um mehr als 50 Prozent, wie die Forscher berichten.

Effekt ist unabhängig vom Koffein

„Wir waren etwas überrascht, dass Koffein keine Rolle zu spielen schien“, wird Studienleiter Stephen Gruber von der University of Southern California in einer Mitteilung der Uni zitiert. Kaffee enthalte viele Inhaltsstoffe, die zur Gesundheit des Darms beitragen könnten, etwa Antioxidantien, Melanoidine oder Diterpene. Wie viel davon in einer Tasse lande, sei je nach Bohnenart, Röstung und Brühweise unterschiedlich. Jedoch bestehe in der Studie für alle Arten der Zubereitung ein Zusammenhang mit einem niedrigeren Darmkrebs-Risiko.

„Obwohl die Daten der Studie überzeugend scheinen, weil sie auf einer großen Stichprobe beruhen, gibt es einige Einschränkungen, weil es sich um eine Beobachtungsstudie handelt“, sagt Krasimira Aleksandrova vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam, die an der Studie nicht beteiligt war. „Die Studie trägt zu einer bislang umstrittenen Datenlage bei.“

Wirkweise bisher nur Spekulation

Kaffee habe eine chemisch komplexe Struktur mit mehr als 1000 Verbindungen. „Wir können bisher nur spekulieren, welche davon für möglicherweise gesundheitsfördernde Effekte bei bestimmten Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Krebs verantwortlich sind.“ Die große europäische EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) habe keinen klaren Zusammenhang zwischen Kaffee und Darmkrebs-Gefahr gezeigt, dafür aber überzeugendere Daten für eine Senkung des Risikos für Leberkrebs und Typ-2-Diabetes. In vielen Untersuchungen habe Koffein eine Rolle gespielt. „Interessant ist, dass das in dieser Studie nicht so war“, sagt Aleksandrova.

„Wir brauchen noch mehr Forschung, bevor wir Kaffee als Vorsorgemaßnahme empfehlen können“, betont US-Forscher Gruber. Jedoch habe Kaffee nur wenige Gesundheitsrisiken. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) ist Darmkrebs eine der häufigsten Krebsarten in Deutschland, 2012 erkrankten rund 62 000 Menschen neu. Tabakkonsum und Übergewicht sind demnach die stärksten Risikofaktoren.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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