apoBank Bilanz 2015

„Die Bankenkrise trifft uns nicht, aber sie reduziert doch unsere Erträge“

Frankfurt - 19.04.2016, 17:45 Uhr

„Die Bankenkrise trifft uns nicht, aber sie reduziert doch unsere Erträge“, sagt apoBank-Chef Herbert Pfennig.

„Die Bankenkrise trifft uns nicht, aber sie reduziert doch unsere Erträge“, sagt apoBank-Chef Herbert Pfennig.


Es war erfolgreiches Geschäftsjahr 2015 für die Deutsche Apotheker- und Ärztebank. Der deutliche Anstieg bei den Provisionen konnte den niedrigzinsbedingten Rückgang im Zinsüberschuss jedoch nicht vollständig kompensieren, wie der Vorstandsvorsitzende Herbert Pfennig am Dienstag berichtet. Und die Herausforderungen werden nicht weniger. Informationen gab es auch zu den Beteiligungen an den Apothekenrechenzentren. 

Sehr erfreulich. Diese Worte nutzt Herbert Pfennig, Vorstandsvorsitzende der Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank), an diesem Dienstag häufig. Zum Beispiel die Entwicklung im Geschäftsjahr 2015. Diese knüpfe an die des Vorjahres an. Der Jahresüberschuss sei nochmals um 8,3 Prozent gestiegen und erreichte 59,1 Millionen Euro. Das Ergebnis nutze die Bank, um die Polster versteuerter Reserven und Rücklagen weiter auszubauen – und zwar um 127 Millionen Euro.

 „Wir sind insgesamt zufrieden“,  erklärte Pfennig auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Die Kundenzahl und das Neugeschäft seien ebenfalls angestiegen. Der Vertreterversammlung schlage die apoBank eine attraktive Dividende von vier Prozent vor.

Wenngleich, das musste Pfennig dann doch einräumen, bekäme auch die apoBank das „anspruchsvolle Umfeld für Banken“  zu spüren. „Die Bankenkrise trifft uns nicht, aber sie reduziert doch unsere Erträge“. Der deutliche Provisionsüberschuss habe den niedrigzinsbedingten Rückgang im Zinsüberschuss nicht vollständig kompensiert. Per Saldo blieb das operative Ergebnis, also das Teilbetriebsergebnis vor Risikovorsorge, mit 304,8 Millionen Euro hinter seinem Vorjahreswert zurück. Dieser lag 2014 bei 337,1 Millionen Euro. 

Insgesamt, das betont Pfennig, stehe die apoBank mit ihren Ergebnissen im Wettbewerb sehr gut da. Doch es gelte, verschiedenen Herausforderungen zu begegnen: Den Niedrigzinsen, den Folgen der Digitalisierung und der weiter zunehmenden Regulierung - diese fordere den Banken viel ab, sagte Pfennig.

Sinkende Erträge im Zuge der Niedrigzinsphase seien de facto unvermeidbar, gleichzeitig habe sich das Kundenverhalten verändert. „Die Zeiten, in denen man sich im Alter von 20 Jahren für eine Bank entschied und ihr bis zur Rente treu blieb, gibt es nicht mehr.“ Die apoBank begegnet diesem durch mehr Kundenbetreuter, die mehr Zeit in der Beratung haben – auch online und wenn nötig am Wochenende – und durch den Ausbau des Filialnetzes. Auch sollen mehr Ärzte und Apotheker bei ihrem Schritt in die Selbstständigkeit gefördert und unterstützt werden.

Potenziale für den Ausbau sieht Pfennig im weiteren Ausbau des provisionstragenden Geschäfts und im Geschäft mit Firmenkunden, mit denen ein wachsender Ergebnisbeitrag generiert werden soll. Im derzeit am stärksten wachsenden Bereich im Gesundheitssystem – dem Pflegemarkt – will die apoBank ab sofort strukturiert  nach Kunden suchen. 

(Foto: apoBank)

Herbert Pfennig, Vorstandsvor­sitzender der ApoBank.

Das Thema IT werde der apoBank in den nächsten Jahren einige Mühen und auch Investitionen abverlangen, berichtet Pfennig. „Die EZB hat eine klare Vorstellung, in welcher Form und wie schnell die Banken über ihre Risiken auskunftsfähig sein müssen“, sagt Pfennig. Hier brauche es ressourcenschonendere Lösungen. In Folge des Zusammenschlusses der genossenschaftlichen IT-Anbieter GAD und Fiducia müsse sich die apoBank überlegen, mit welchem IT-System sie zukünftig arbeiten wolle – aktuell durchlaufe man ein Ausschreibungsverfahren. „Als Mitglied des genossenschaftlichen Verbunds haben wir natürlich ein hohes Comimitment zu unserem IT-Dienstleister.“

Und was ist nun mit dem Beteiligungen der ApoBank am ARZ Haan und dem Rechenzentrum Dr.  Güldener - über die das Branchenportal apotheke-adhoc am Dienstag berichtete?

„Ein ganz normaler Prozess“, kommentiert Pfenning auf Nachfrage. Da die Apothekerkammer Westfalen-Lippe ihre Anteile am RZ Haan zurückgebe, erhöhten sich die Anteile der anderen Gesellschafter – zu denen die apoBank gehört – automatisch. Und im konkreten Fall über die kartellrechtsrelevante Grenze von 25,1 Prozent hinaus. Dass dazu Rückfragen seitens des Bundeskartellamts kamen, sei laut Pfennig ebenfalls normal. In keinem Fall – auch nicht durch die Mehrheitsanteile am Rechenzentrum Dr. Güldener - käme es zu einer marktbeherschenden Stellung – Güldener habe 800 Apotheken. „Die Mehrheit liegt immer bei den Apothekern“, erklärt Pfennig.  

Stellt sich dennoch weiterhin die Frage, warum sich die apoBank überhaupt an Rechenzentren beteiligt. 

Ergebnisse des Geschäftsjahres 2015 im Einzelnen

Der Zinsüberschuss blieb infolge der historischen Niedrigzinsphase mit 675,2 Mio. Euro erwartungsgemäß hinter seinem Vorjahreswert zurück (2014: 698,3 Mio. Euro). Der bilanzielle Darlehensbestand stieg bei einem sehr guten Neugeschäft um rund 1 Mrd. Euro an. Bei den Kundeneinlagen setzte sich der Trend zu kurzfristigen Einlagen fort. Dagegen sanken planmäßig die Beiträge aus dem strategischen Zinsrisikomanagement.

Der positive Trend im Provisionsüberschuss hielt 2015 mit einem Plus von 7,7 Prozent auf 133,0 Mio. Euro unverändert an (2014: 123,5 Mio. Euro). Wachstumstreiber waren einmal mehr das Wertpapiergeschäft sowohl mit Privat- als auch mit institutionellen Kunden und die Vermögensverwaltung, aber auch das Versicherungs- und Bauspargeschäft.

2015 stellte die apoBank erneut ihr striktes Kostenmanagement unter Beweis. Trotz steigender Mitarbeiterzahlen, insbesondere aufgrund Neueinstellungen bei den Kundenberatern, und höherer regulatorisch getriebener Aufwendungen stieg der Verwaltungsaufwand nur moderat um 3,6 Prozent auf 496,0 Mio. Euro (2014: 478,6 Mio. Euro).

Damit blieb das operative Ergebnis, d. h. das Teilbetriebsergebnis vor Risikovorsorge, 304,8 Mio. Euro bedingt durch die aktuelle Zinssituation planmäßig hinter dem Vorjahresergebnis zurück (2014: 337,1 Mio. Euro).

Die Risikovorsorge für das operative Geschäft lag mit 39,2 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert (2014: 59,2 Mio. Euro). Aufgrund der guten Bonitäten im Kreditportfolio und unseres erfolgreichen Risikomanagements blieben insbesondere die Nettozuführungen zu Einzelwertberichtigungen auf einem niedrigen Niveau.

Die Risikovorsorge mit Reservecharakter erreichte 112,2 Mio. Euro (2014: 135,9 Mio. Euro). Diese Position umfasst Vorsorgemaßnahmen für etwaige zukünftige Belastungen. In dieser Position ist auch der Fonds für allgemeine Bankrisiken enthalten, den wir mit 75,0 Mio. Euro dotierten (2014: 75,0 Mio. Euro).

Der Jahresüberschuss nach Steuern legte mit 8,3 Prozent deutlich zu und erreichte 59,1 Mio. Euro (2014: 54,5 Mio. Euro). Vorbehaltlich der Zustimmung der Vertreterversammlung werden hiervon 15,0 Mio. Euro den Ergebnisrücklagen zugeführt.

Die Bilanzsumme lag mit 36,4 Mrd. Euro um 3,8 Prozent über dem Vorjahreswert (2014: 35,1 Mrd. Euro).


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