Versöhnlichere Töne im Machtkampf

Stada und Active Ownership gehen aufeinander zu

Bad Vilbel - 13.05.2016, 15:49 Uhr

Die Wolken über Stada scheinen sich etwas zu lichten - der „aktivistische Investor“ AOC schlägt versöhnlichere Töne an. (Foto: Stada)

Die Wolken über Stada scheinen sich etwas zu lichten - der „aktivistische Investor“ AOC schlägt versöhnlichere Töne an. (Foto: Stada)


In der Auseinandersetzung zwischen Stada und dem Investor Active Ownership Capital (AOC) schlagen beide Seiten versöhnlichere Töne an. Der Pharmakonzern hat einen präzisierten Ergänzungsantrag von AOC zur bevorstehenden Hauptversammlung zugelassen. Der Investor fordert nun die Neubesetzung von drei statt bislang fünf Aufsichtsratsmandaten. Unverändert plädiert der Frankfurter Fonds für die Abschaffung der vinkulierten Namensaktien.

In der Sache hart, im Ton moderater – so stellt sich die seit rund zwei Wochen andauernde Fehde zwischen dem Frankfurter „aktivistischen“ Investor AOC und dem Bad Vilbeler Pharmakonzern Stada dar. Der Arzneimittelhersteller hat nun einen Ergänzungsantrag von AOC zur Hauptversammlung am 9. Juni zugelassen und auf seiner Webseite veröffentlicht. Zuvor hatte AOC seinen Antrag abgeändert. Verlangten die Frankfurter Investoren ursprünglich den Austausch von fünf der insgesamt neun Aufsichtsratsmitglieder bei Stada, sind es nun nur noch drei. Neue Aufsichtsräte sollen mit dem ehemaligen Hexal-Finanzchef Klaus-Joachim Krauth und Ulrich Wandschneider, bis vor Kurzem Chef der Asklepios Kliniken, zum einen zwei unabhängige Kandidaten werden. Außerdem soll Klaus Röhrig, einer der beiden Gründungspartner von AOC, in das Stada-Kontrollgremium einziehen. Die gegenwärtig starke Präsenz von Apothekern bei Stada sei nicht mehr zeitgemäß, so AOC.

 Darüber hinaus setzt sich der Investor unverändert dafür ein, die vinkulierten Stada-Namensaktien in einfache Namensaktien umzuklassifizieren. Nach Ansicht von AOC sei die Beschränkung der Rechte der Aktionäre durch das Management „weder zeitgemäß noch angemessen.“

Erhebliche Kosten vermeiden

Stada teilte mit, dass der Vorstand „im Rahmen seines Ermessensspielraums“ den Hauptversammlungsantrag von AOC zugelassen habe, um erhebliche Kosten zu vermeiden. Die würden entstehen, wenn AOC mittels einer Klage sein Verlangen durchsetzen würde oder eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen werden müsste. 

Auffällig ist, dass sich beide Seiten mittlerweile kompromissbereit zu geben scheinen und ruhigere Töne anschlagen. Während AOC hinsichtlich der Zahl neuer Aufsichtsratsmitglieder eingelenkt hat, kommentierte der Stada-Aufsichtsratsvorsitzende Martin Abend den präzisierten Ergänzungsantrag mit den Worten: „Da wir bereits seit einiger Zeit mit Fragen der Nachfolgeregelung befasst waren, fand mit Active Ownership Fund ein konstruktiver Dialog über die qualifizierten Kandidaten statt, die ich begrüße“.

AOC sieht Wertsteigerungspotenzial

Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass AOC nach wie vor erheblichen Handlungsbedarf und ein großes Wertsteigerungspotenzial bei Stada sieht. So hatte der Fonds vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass die Effizienz der Produktentwicklung verbessert, der Verkauf führender Produkte optimiert und die Einkaufskosten reduziert werden sollten. Insgesamt könnte Stadas Kostenstruktur um mehr als 25 Prozent verbessert werden. Dazu sei die teilweise Neubesetzung des Aufsichtsrates mit „international anerkannten Experten“ ein erster Schritt.

Unklar bleibt allerdings nach wie vor, ob der Fonds letztlich auf eine Trennung der Geschäftsbereiche Nachahmerpräparate (Generika) und nicht rezeptpflichtige (OTC-) Produkte hinarbeitet, oder möglicherweise auf einen Verkauf an einen Investor spekuliert.

AOC wurde von den ehemaligen Bankern Florian Schuhbauer und Klaus Röhrig gegründet. Der Fonds erwirbt nach eigenem Bekunden signifikante Anteile an mittelständischen, börsennotierten und unterbewerteten Unternehmen. Anschließend setze sich Active Ownership Capital dafür ein, den Unternehmenswert aktiv zu steigern, „indem wir die Umsetzung von operativen, strategischen und strukturellen Verbesserungen fördern“. All dies geschehe gemeinsam mit dem jeweiligen Unternehmensmanagement.

AOC besitzt 5,05 Prozent der Stada-Stimmrechtsanteile sowie Optionen in Höhe von 1,92 Prozent. Zu den Geldgebern des Fonds zählen europäische Unternehmerfamilien und ausgewählte institutionelle Investoren.


ts / DAZ.online
redaktion@daz.online


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