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Crowdfunding in der Forschung
Per Schwarm zur Krebstherapie
Um eine Antikörpertherapie voranzutreiben, sammelt ein Verein über Crowdfunding Spenden für ein Forschungsprojekt der Uni Würzburg. Insgesamt sollen eine Million Euro zusammenkommen. Ist die Schwarmfinanzierung ein Zukunftsmodell?
Viele Menschen können mit einer kleinen Summe einen Beitrag zu
einem großen Ziel leisten: Dies ist die Idee der Initiative des Vereins „Hilfe
im Kampf gegen Krebs“, die Ende April gestartet ist. Über eine Webplattform ruft
die Vereinsgründerin Gabriele Nelkenstock mit ihren Kollegen jeden
Interessierten dazu auf, sich zu beteiligen. „Bei unserem ersten
Crowdfunding-Projekt fordern wir die Öffentlichkeit gleichsam auf, in die
eigene Gesundheit zu investieren“, erklärt sie.
Im Jahr 2000 sei es ihr gelungen, eine Million DM für das Würzburger Stammzell-Zentrum zu sammeln. „Seitdem engagiere ich mich innerhalb des Vereins für die Uniklinik“, sagt Nelkenstock gegenüber DAZonline. Nun geht es ihr darum, mit der neuen Form der „Schwarmfinanzierung“ eine Antikörpertherapie für Patienten mit einem Multiplen Myelom zu unterstützen, die ein Würzburger Team seit sechs Jahren entwickelt.
Die Forscher verfolgen ambitionierte Ziele
Einen Namen haben die in Würzburg produzierten monoklonalen Antikörperfragmente schon, die Arbeitsgruppe nennt sie „HemiBodies“. „Die technischen Anforderungen hierfür sind enorm“, sagt der Würzburger Onkologe Thomas Bumm zum Start der Crowdfunding-Initiative. „Unser Ziel ist es, diese vielversprechende Immuntherapie in Würzburg weiterzuentwickeln und in vier bis fünf Jahren in die klinische Anwendung zu bringen“, erklärt Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums.
Doch aktuell befinden sich die Antikörper noch in der prä-klinischen Entwicklung, welche weitere zwei Jahre dauern soll. Für Ende 2018 seien dann erste klinische Studien geplant, verspricht eine Pressemitteilung der Universität – bei denen die „HemiBodies“ bei Myelom-Patienten getestet würden. „Für diese langwierige Entwicklungsarbeit aus dem Forschungslabor hinein in die Klinik benötigen wir viel und gut ausgebildetes Personal sowie hochtechnologische Geräte“, argumentiert Einsele. Er sieht die Crowdfunding-Initiative als Chance, die wissenschaftliche Arbeit noch schneller voranzubringen – in Zeiten sinkender Grundausstattung und einem Engpass an Drittmitteln aus dem Forschungshaushalt.
Ein Zeichen für akademische Forschung in Deutschland
Vorrangiges Ziel von Vereinspräsidentin Nelkenstock ist es, Empathie zu wecken und Menschen zu motivieren. „Vom monetären Wert ist die eine Million sicher nicht entscheidend“, sagt sie angesichts der für die klinische Entwicklung nötigen Kosten. Sie will ein Zeichen setzen – auch für akademische Forschung. „Diese eine Million sind explizit dafür da, dass es in Deutschland bleibt“ sagt Einsele. So will sie verhindern, dass die Idee aufgekauft wird und in der Schublade liegen bleibt, anstatt Patienten zu helfen.
Das Projekt hat mit der bayrischen Landtagspräsidentin Barbara Stamm eine prominente Unterstützerin gefunden. „Forschung ist teuer – aber sie ist eigentlich sogar unbezahlbar, wenn es um die Gesundheit und damit letztendlich um unser Leben geht“, erklärt sie. Anders als wenn beispielsweise bei der Crowd-Finanzierung eines Filmes die Spender eine exklusive DVD als Dankeschön erhalten, gibt es bei diesem Projekt keine direkte Gegenleistung. „Wir glauben, dass Crowdfunding nicht nur eine zeitgemäße Art der Spendenakquise ist, sondern für viele Menschen und Unternehmen auch eine moderne Form, sich mit einem Thema zu identifizieren und Teil der Lösung einer großen gesellschaftlichen Aufgabe zu werden“, so Nelkenstock.
Werden am Ende Patienten profitieren können?
In der Wissenschaft ist Crowdfunding bisher eher ein Nischenphänomen, auch da die gesammelten Spenden sich normalerweise im vier- oder fünfstelligen Bereich bewegen und daher nicht die Anschaffung teurer Geräte ermöglichen. Doch immerhin listet das deutsche Portal www.sciencestarter.de schon 40 erfolgreich finanzierte Projekte auf, die eine Forschungsreise nach Senegal oder die computergestützte Suche nach neuen Substanzen gegen Kleinkind-Leukämien unterstützen.
Bis die eine Million für die Würzburger Krebsforscher zusammen sind, ist noch ein weiter Weg zu gehen: Bisher haben 122 Unterstützer rund 43.000 Euro gespendet. „Ich weiß, dass ich viel tun muss“, sagt Nelkenstock, auch wenn sie mit dem Start soweit zufrieden ist. Selbst wenn bei wissenschaftlichen Projekten immer offenbleibt, ob die Idee wirklich zum Erfolg führt, glaubt sie daran, dass die „HemiBodies“ am Ende auch Patienten helfen können. „Ich bin da wirklich sehr optimistisch“, sagt Nelkenstock.
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