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Pharmakonzern Valeant
Millionen-Boni für drei Vorstandsmitglieder
Wieder Valeant: Nach heftiger Kritik an massiv erhöhten Arzneimittelpreisen und Bilanztricks wurde jetzt bekannt, dass das Unternehmen drei Vorstandsmitgliedern knapp elf Millionen Dollar an Boni zahlen will, wenn diese bis Ende des Jahres bleiben.
Noch während Valeant Pharmaceuticals International versucht, aufgrund seiner Preispolitik und Bilanztricks verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen, zieht der kanadische Pharmakonzern wegen geplanter hoher Bonuszahlungen für drei seiner Vorstandsmitglieder erneut die Kritik auf sich. Wie die Newsseite „Stat“ berichtet, geht es insgesamt um 10,8 Millionen Dollar, die Finanzchef Robert Rosiello sowie die beiden Vorstandsmitglieder Anne Whitaker und Ari Kellen erhalten sollen, wenn sie bis zum Jahresende dem Konzern die Treue halten.
So soll Rosiello zusätzlich zu seinem regulären Gehalt einen Bleibe-Bonus von einer Million Dollar sowie weitere 2,8 Millionen Dollar eines speziellen Aktienprogramms erhalten, wenn er dem Unternehmen bis zum Ende des Jahres erhalten bleibt.
Der neue Vorstandschef Joe Papa begründet diese Zahlungen damit, dass dies schwierige und herausfordernde Zeiten für das Unternehmen seien. Offenbar will Papa mit den Boni die Manager an Bord halten, statt ein neues Management-Team zusammenstellen zu müssen. Papa (60) selbst ist erst seit Anfang Mai Chef des Unternehmens. Er löste den früheren und erst Ende Februar 2016 wieder zurückgekehrten Unternehmensboss Michael Pearson ab, der nach einer Reihe von Misserfolgen sein Amt niederlegen musste.
Auch Papa hat Millionenzahlungen in Aussicht
Papa erhält neben einem Fixgehalt von 1,5 Millionen Dollar im Laufe der nächsten Jahre ein Paket mit 1,3 Millionen Firmenaktien, sofern er es schafft, den Konzern wieder auf Kurs zu bringen. Sollten die Aktien erneut auf das Vorjahresniveau von rund 270 Dollar steigen, würde er gar einen Firmenanteil im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar bekommen, schreibt „Stat“. Bei einem aktuellen Kurs von rund 26 Dollar ist der Weg dahin allerdings weit.
„Wir sind überrascht von den Bonuszahlungen. Wir denken, dass sie neue Nahrung für Kritik liefern und Valeant in der Öffentlichkeit wie auch bei der US-Regierung als dreistes Unternehmen erscheinen lassen“, schrieb Wells Fargo-Analyst David Maris in einem Investorenkommentar. Es sei unschwer zu erkennen, dass die Bleibe-Boni mit Geld bezahlt werden, das Valeant durch die exzessiven Preissteigerungen seiner Arzneimittel eingenommen habe. Die Boni würden zudem an Vorstandsmitglieder ausbezahlt, die zumindest teilweise daran beteiligt waren, die kritisierte Preispolitik umzusetzen.
Preistreiberei und Bilanztricks
Valeant steht wegen seiner Praktiken seit Langem im Fokus des US-Senats und des Justizministeriums. In regelrechten Übernahmeschlachten schluckte der Konzern Wettbewerber und erhöhte anschließend die Preise von Arzneimitteln. Hillary Clinton, Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei, sprach im Wahlkampf von „räuberischen Praktiken“ und „ungerechtfertigten Preisen“. Beispielsweise habe sich der Preis eines Migränepräparats von 3.000 Dollar (2014) auf mehr als 14.000 Dollar (2015) erhöht.
Darüber hinaus hatte das Unternehmen im Februar Fehler bei seiner Rechnungslegung eingeräumt, die US-Behörden ermitteln wegen Valeants Bilanzpraktiken. Die Vorlage des Jahresberichts 2015 verzögert sich bislang. Nicht zuletzt kämpft das Unternehmen mit sinkenden Erlösen. Für 2014 berichtete Valeant Umsätze von 8,26 Milliarden Dollar. Die Valeant-Aktie hat vor diesem Hintergrund seit Sommer 2015 rund 90 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
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