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Cochrane-Review
Was hilft bei Schwangerschaftserbrechen wirklich?
Schweres Schwangerschaftserbrechen ist für werdende Mütter eine große Belastung. Manche müssen sich deswegen sogar im Krankenhaus behandeln lassen. Leider hält das Arzneimittelrepertoire dagegen wenig Überzeugendes bereit, sagt ein aktueller Cochrane-Review.
Übermäßiges Erbrechen kommt bei ca. 0,3 bis 2 Prozent aller Schwangerschaften vor. Von Hyperemesis gravidarum ist die Rede, wenn die Frauen sich öfter als fünf Mal am Tag übergeben müssen. Häufige Folgen sind Gewichtsabnahme, Ketonurie und in extremen Fällen eine Elektrolytverschiebung und Dehydratation, die eine Einweisung ins Krankenhaus erforderlich machen.
Die Cochrane-Autoren sichteten die verfügbare wissenschaftliche Literatur in Bezug auf randomisierte, kontrollierte Studien zu jedweder Intervention gegen übermäßiges Schwangerschaftserbrechen bis zur 20. Woche. Sie fanden 25 Untersuchungen mit 2052 Frauen. Diese deckten nicht weniger als 18 verschiedene Vergleiche von Behandlungen ab, darunter die Akupressur/Akupunktur und auch verschiedene Arzneimittel.
Von Akupunktur bis Cortison
Zur Sinnhaftigkeit der Akupunktur konnten die Reviewer überhaupt nichts Aussagefähiges ableiten, weder gegen Plazebo noch im Vergleich mit Metoclopramid (MCP) bezüglich einer Verminderung von Übelkeit oder Erbrechen.
Frauen, die Vitamin B6 nahmen, hatten in einer Studie mit 92 Teilnehmerinnen sogar etwas längere Krankenhausaufenthalte als diejenigen mit Plazebo. Für andere Ergebnisse wie etwa die Anzahl der Brech-Episoden ergab sich keine ausreichende Evidenz.
Ein Vergleich zwischen MCP und Ondansetron offenbarte keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Schwere von Übelkeit oder Erbrechen. Allerdings klagten mehr Frauen unter Metoclopramid über Schläfrigkeit und Mundtrockenheit.
In einer Studie mit 146 Teilnehmern zum Vergleich von MCP mit Promethazin zeigten sich bezüglich der Verbesserung der Lebensqualität keine klaren Unterschiede, aber Promethazin verursachte häufiger Schläfrigkeit, Schwindel und Dystonie.
Eine Untersuchung an 30 Frauen ergab für Verwenderinnen von Ondansetron oder Promethazin keinen Unterschied in der Dauer des Krankenhaus-Aufenthaltes. Auch hier schnitt Promethazin in Sachen Sedierung ungünstiger ab.
Cortikosteroide hatten in einer Studie mit 110 Teilnehmern ebenfalls keinen Einfluss auf die Dauer des Krankenhaus-Aufenthaltes im Vergleich zu Placebo, aber immerhin eine verminderte Wiederaufnahme-Rate. Für andere Parameter wie Schwangerschafts-Komplikationen, spontanen Aborte, Totgeburten und angeborene Missbildungen konnten ebenfalls keine Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt werden.
In einer Studie mit 80 Frauen zum Vergleich von Prednisolon mit Promethazin war die Übelkeit unter Prednisolon 48 Stunden nach der Einnahme verstärkt, nicht aber nach 17 Tagen. Ansonsten unterschieden sich beide kaum hinsichtlich der Anzahl der Emesis-Episoden oder der subjektiven Verbesserung von Übelkeit und Erbrechen
Alles zu ungenau
Die methodische Qualität der eingeschlossenen Studien beschreiben die Autoren als „gemischt“. Die meisten hatten nur eine geringe Anzahl von Teilnehmerinnen. Den Evidenzgrad für die Ergebnisse stufen sie überwiegend als gering oder sehr gering ein. Insgesamt liefere ihr Review zu wenig qualitativ hochwertige und konsistente Beweise, lautet ihre Schlussfolgerung. Keiner der untersuchten Behandlungsansätze werde hiermit ausreichend gestützt. Platt ausgedrückt: „Nichts genaues weiß man nicht.“ Eine Erkenntnis haben sie aber dennoch gewonnen: Um entsprechende Studienergebnisse vernünftig interpretieren zu können, brauche es erst mal eine konsistente Definition für die Hyperemesis Gravidarum, dann validierte Zielparameter und schließlich größere Plazebo-kontrollierte Studien.
1 Kommentar
Hyperemesis
von wurschtel am 30.05.2016 um 12:48 Uhr
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