Mecklenburg-Vorpommern

SPD gewinnt, AfD überholt CDU

Berlin - 04.09.2016, 20:50 Uhr

Gewinner unter sich: Ministerpräsident Erwin Sellering (Vordergrund, SPD) wird seine Koalition mit der CDU fortführen können. Wahrer Wahlgewinner ist allerdings Leif-Erik Holm, der mit seiner AfD aus dem Stand knapp 21 Prozent holte. (Foto: dpa)

Gewinner unter sich: Ministerpräsident Erwin Sellering (Vordergrund, SPD) wird seine Koalition mit der CDU fortführen können. Wahrer Wahlgewinner ist allerdings Leif-Erik Holm, der mit seiner AfD aus dem Stand knapp 21 Prozent holte. (Foto: dpa)


Die SPD wird auch in der nächsten Legislaturperiode stärkste Kraft im Schweriner Landtag bleiben. Ministerpräsident Erwin Sellering könnte seine große Koalition mit der CDU somit fortführen. Für Aufsehen sorgte allerdings die AfD, die aus dem Stand knapp 21 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen konnte. Im Vorfeld hatte die AfD auch um die Gunst der Apotheker geworben.

Etwa 1,4 Millionen Menschen waren am heutigen Sonntag zur Wahl aufgerufen. Immerhin: Die Wahlbeteiligung stieg von knapp über 51 Prozent auf rund 61 Prozent. Die SPD verlor mehr als 5 Prozentpunkte, ist mit 30,6 Prozent aber weiterhin stärkste Kraft im Schweriner Landtag, der auch in der kommenden Legislaturperiode 71 Sitze haben wird. Die CDU musste ähnliche Verluste hinnehmen und kam auf 19 Prozent der Wählerstimmen (2011: 23 Prozent). Trotz der Verluste in beiden Lagern dürfte es für eine Fortführung der Großen Koalition reichen.

Die Zusammensetzung des Landtages wird sich allerdings ändern. Die Grünen haben es nicht erneut ins Parlament geschafft. Die Öko-Partei verlor fast 4 Prozent und landete bei 4,8 Prozent. Auch die Linke verlor knapp 6 Prozentpunkte, wird mit 13,2 Prozent aber die viertstärkste Fraktion im Schweriner Landtag stellen.

AfD stark dank reaktivierter Nichtwähler

Für eine große Überraschung sorgte die Alternative für Deutschland (AfD). Die rechtspopulistische Partei von Spitzenkandidat Leif-Erik Holm überzeugte aus dem Stand rund 21 Prozent der Wähler im Nordosten. Im nächsten Landtag wird die AfD somit nach der SPD die zweitstärkste Kraft stellen. Auffällig war, dass die AfD die meisten Stimmen aus dem Nichtwähler-Lager an Bord holte. Die gestiegene Wahlbeteiligung kam der Partei deutlich zu Gute. Allerdings kehrten Wähler aus allen Lagern den etablierten Parteien zugunsten der AfD den Rücken zu. Die CDU gab am meisten Wählerstimmen an die AfD ab. Immerhin: Die AfD klaute auch der NPD etwa 19.000 Stimmen und vereitelte somit indirekt den erneuten Einzug der rechtsextremistischen Partei.

Im Vorfeld der Wahl hatte sich DAZ.online bei allen im Landtag vertretenen Parteien und der AfD nach Positionen zur Arzneimittelversorgung erkundigt. Die SPD und die Grünen enttäuschten die Pharmazeuten mit Abwesenheit – beide Parteien lieferten keine Antworten ab. Die CDU denkt darüber nach, den Apothekern „weitere Aufgaben im Bereich der Koordination, Prävention und Rehabilitation“ zukommen zu lassen. Die Christdemokraten kommentierten auch die derzeitige Entwicklung bei der Versorgung mit Zytostatika im Nordosten kritisch. Falls Versorgungsprobleme entstünden, müsse der Gesetzgeber nachsteuern, forderte die CDU. Was pharmazeutische Dienstleistungen betrifft, verwies die CDU auf das ARMIN-Modell in Sachsen/Thüringen. Man solle die Ergebnisse dort abwarten, bevor man Apothekern mehr Kompetenzen gebe.

Die Linke kann sich vorstellen, Apotheken in ländlichen Räumen gesondert zu vergüten, etwa über weitere finanzielle Zuschläge für geleistete Notdienste. Falls es Versorgungsnotlagen gibt, könne aber auch ein Apothekenbus die Versorgung zeitweise übernehmen, hieß es bei der Linken. Besonders deutlich warb die AfD um die Stimmen der Apotheker. Spitzenkandidat Leif-Erik-Holm selbst erklärte gegenüber DAZ.online, dass die Vergütung der Apotheker grundsätzlich dynamisch angepasst werden müsse. Der Inflationsausgleich sei dabei das „Mindestmaß“. Des Weiteren müssten die Pharmazeuten auch für Leistungen wie das Medikationsmanagement entlohnt werden, denn nur eine wirtschaftlich gesunde Apotheke könne sich perfekt um die Gesundheit der Bürger kümmern. Grundsätzlich sollten Apotheker laut Holm eine Art „Lotsenfunktion“ in der Versorgung übernehmen, und auch Ärzte entlasten.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Doppel-Replik

von G. Wagner am 05.09.2016 um 19:11 Uhr

Dass AfD-Fan Frank ebert das Wahlergebnis "wunderbar" findet, war zu erwarten. Dass aber Heiko Barz das hohe Lied des Fremd- und Mehrbesitzes singt, verwundert dann doch. Gnade uns Gott, wenn sich die Freunde des Fremdbewsitzes politisch durchsetzen. Dann dürften schnell die Unterschiede zwischen renditegesteuerten Großketten und Apothekenkooperationen klar werden. Im Übrigen: Was hat das "Damoklesschwert" des Fremd- und Mehrbesitzes mit Beratungsgebühr, Honorierung des Medikationsplans etc. zu tun? Die Ärzte machen uns doch vor, wie's geht. Und auch da gibt es für niedergalssene Ärzte ein Fremd- und Mehrbesitzverbot.

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AW: AW

von Heiko Barz am 06.09.2016 um 11:34 Uhr

Irgendwie, glaube ich, haben Sie, geehrter Herr Kollege Wagner, den beklagenswerten Sinn meines Kommentars nicht wirklich erkannt. Schade!
Grundsätzlich bin ich sogar gegen den Mehrbesitz von Apotheken eines einzelnen Apothekenunternehmers.

Wie interpretiert man Wahlergebnisse?

von Heiko Barz am 05.09.2016 um 12:11 Uhr

Nach der Wahl ist vor der Wahl, wie immer!
Ich bewundere die CDU für Ihre "Denke" in Zukunft den Apothekern mehr Kompetenz zuzugestehen.
Wieder nur ein wahltaktischer Gedankenansatz?
Die Partei weist aber derzeit hin auf die Ergebnisse von 'Armin'. Bei allen lobenswerten Ansätzen dieses regional begrenzten Versuchs, sehe ich das Ganze als gescheitert an, weil es finanziell unter den derzeitig begrenzten Möglichkeiten, so wird jedenfalls von Bundesgesundheitspolitikern und KKassen argumentiert, bundesweit nicht realisiert werden kann.
Die Ärzteschaft sieht das Ganze sehr viel entspannter. Die haben "Lunte gerochen" und sofort finanzielle Ansprüchen zur Durchführung des Medikationsplans gefordert.
Mehrarbeit muß auch mehr kosten!
So einfach geht das, Herr Friedemann S.
Allerdings gebe ich zu, dass unsere Verhandlungskultur durch einen grundlegenden Faktor massiv behindert wird:
Verbot von ---
"Mehr-und Fremdbesitz"
Das Damoklesschwert der Deutschen Pharmazie. !!!!
Je mehr Leistungsangebote die Apotheken offerieren, um ihre defizitäre Lage zu verbessern, so lacht sich doch die gesundheitspolitische Ebene kaputt, und es heißt dort immer wieder lapidar: Alles in der Beratungsgebühr enthalten, und wenn nicht, dann diskutieren wir mal über das " Verbot von Mehr-uns Fremdbesitz " !
Dabei gibt es längst schon Pseudoketten wie Linda, Easy und CO.
Interessant ist die wahltaktische Stellung von den Linken und auch der AFD, die eigentlich unsere Minimalforderungen vertreten.
Sie können das auch vollmundig , weil sie auf Grund der politischen Konstellation eine Entscheidung in unsere Richtung nicht zu erlangen brauchen.
Wie oben schon bemerkt:
Alles nur Wahltaktik!

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Wahlergebnis

von Frank ebert am 04.09.2016 um 21:25 Uhr

Wunderbar

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