Feinstaub

Trägt Feinstaub zu Alzheimer bei?

Stuttgart - 07.09.2016, 16:35 Uhr

Klar schädlich: Partikel aus Abgasen gelangen laut einer Studie bis ins Gehirn. (Foto: fotohansel / Fotolia)

Klar schädlich: Partikel aus Abgasen gelangen laut einer Studie bis ins Gehirn. (Foto: fotohansel / Fotolia)


Britische Forscher entdeckten im Gehirn von 37 Verstorbenen magnetische Nanopartikel, die offenbar aus Verbrennungsprozessen stammen. Aus ihrer Sicht stellen diese ein Risiko für die Gesundheit dar, weil sie mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer in Verbindung stünden. 

Als die Wissenschaftlerin Barbara Maher von der britischen Universität Lancaster mit Kollegen Gehirnproben von 37 verstorbenen Menschen untersuchte, fand sie unter anderem Nanopartikel, die aus Abgasen von Autos oder Heizungen kommen könnten. Genauer gesagt handelt es sich um Magnetit, ein Komplex aus Eisen und Sauerstoff, der auch auf natürlichem Weg entstehen kann, wie sie in der Fachzeitung „PNAS“ schreiben. Doch aufgrund der Oberflächeneigenschaften von 99 Prozent aller Partikel, die bei den 3 bis 92 Jahre alten Personen gefunden wurden, handele es sich wahrscheinlich um Feinstaub aus Verbrennungsprozessen, berichten die Wissenschaftler.

Partikel mit einer Größe von weniger als 200 Nanometer seien klein genug, um über den Riechnerv direkt ins Gehirn zu gelangen und stellen laut den Autoren eine Gesundheitsgefahr dar. Aufgrund ihrer reaktiven Eigenschaften werden sie mit Erkrankungen wie Alzheimer in Verbindung gebracht, wie auch andere Studien sagen.

Wichtige Studie – doch mit Pferdefüßen

Für den Biophysiker Wolfgang G. Kreyling, der lange am Helmholtz-Zentrum München gearbeitet hat und dieses berät, ist die aktuelle Studie „von äußerster Wichtigkeit“. Es gebe bereits unterschiedlichste Hinweise und „jede Menge Spekulationen“ darüber, ob und wenn ja wie vom Menschen erzeugte mineralische Nanopartikel in das Gehirn einwandern und sich dort ansammeln können. „Könnten sich diese Nanopartikel tatsächlich über Jahre in Gehirnen von Menschen anreichern, die in urbanisierten Regionen mit hoher Luftverschmutzung leben und diesen Schadstoffen kontinuierlich ausgesetzt sind, dann würden Entzündungsprozesse wahrscheinlich, die am Ende zu unterschiedlichen Krankheiten führen könnten“, erklärte er. Dazu zählten neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, aber auch Krebs.

Neben vielen anderen Aspekten von Feinstaub sei es jedoch enorm schwierig, einen hinreichenden Beweis für den Transport von Feinstaub-Nanopartikel in das Gehirn zu erbringen und den Nachweis zu führen, dass diese Partikel mit dem Auftreten von Krankheiten in Verbindung stehen. An der aktuellen Studie kritisiert er, dass diese nicht belegen könne, inwiefern die Nanopartikel tatsächlich für die Erkrankungen verantwortlich waren. Es bedürfe weiterer Untersuchungen mit sorgfältig ausgewählten Kontrollgruppen, die überprüfen müssten, ob tatsächlich eine ursächliche Verbindung besteht.

Vergleichsgruppen fehlen

„In der aktuellen Studie fehlt bisher ein Vergleich der untersuchten Alzheimer-Gehirne aus Manchester mit gleichaltrigen Verstorbenen einer Kontrollgruppe, die aus anderen Gründen verstorben sind“, erklärt Kreyling, der dies als bloße Interpretation der Autoren ansieht. Auch bewiesen die vorliegenden Daten nicht abschließend, dass die Nanopartikel eine Folge der Luftverschmutzung sind, da es keinen Vergleich mit Probanden aus Gegenden mit geringerer Luftbelastung gab. „Damit bleibt die Frage offen, ob die runden Eisenoxid-Nanopartikel in den Gehirnen von Einwohnern in Mexiko-Stadt irgendeine Rolle spielen bei neurodegenerativen Erkrankungen“, betont der Biophysiker.


hfd / DAZ.online
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