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ABDA-Geschäftsbericht
Schmitz wünscht sich „Terminvergabestellen für die Politik“
Wie in jedem Jahr spielte die Honorarentwicklung eine wichtige Rolle im Tätigkeitsbericht des ABDA-Hauptgeschäftsführers. Auch wenn nun die Erhöhung der Rezepturvergütung das Kabinett passiert hat, kritisierte Schmitz das „Auf-die-lange-Bank-Schieben“ der Honoraranpassungen. Er wünsche sich manchmal Terminvergabestellen nicht nur für die Ärzte, sondern auch für die Politik.
„Wir haben schon seit Jahren die Zusagen und Bekenntnisse der politischen Parteien mit und ohne Regierungsverantwortung, dass eine Honorarerhöhung in diesem Bereich (der Rezepturvergütung) sinnvoll sei und kommen soll“, erinnerte ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz die Apothekertagsdelegierten an die lange Vorlaufzeit bei der Anpassung der Rezepturvergütung. Erste Diskussionen über dieses Thema mit Gesundheitspolitikern habe es bereits vor fünf Jahren gegeben – nun kommt sie wohl endlich.
Bei der Anpassung des Festzuschlags missbillige die ABDA zwar, dass dieses Vorhaben durch ein Gutachten auf die lange Bank geschoben wird – man könne dies aber auch nicht „gewaltsam unterbinden“. Immerhin habe das Bundeswirtschaftsministerium anerkannt, dass es Handlungsbedarf gebe. Es gelte aber nach wie vor, dass die Apotheken von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt sind. Seit 2004 sei das Apothekenhonorar um 15,4 Prozent gestiegen, während im gleichen Zeitraum das Bruttoinlandsprodukt um 37,9 Prozent und die GKV-Einnahmen sogar um 53,7 Prozent gestiegen seien.
Kollektiv-statt Exklusivverträge
Neben der Honorierung haben laut Schmitz die Ausschreibungen der Krankenkassen die ABDA im vergangenen Jahr besonders beschäftigt. Schmitz bezog dabei neben den Zytostatika-Verträgen auch die Rabattverträge für Arzneimittel, die Impfstoffversorgung und den Hilfsmittelbereich mit ein. Immer gehe es dabei um Kostensenkungen, zum Teil auch mit unbestreitbarem Erfolg. Aber: „Gefährlich werden Ausschreibungen insbesondere dann, wenn sie nicht auf die Produkte und deren Preise bezogen sind, sondern auf Versorgungsleistungen insgesamt“, warnte Schmitz. Man habe in der Politik immer wieder darauf hingewiesen, dass durch den entstehenden Preisdruck die Qualität unter die Räder gerate.
Besonders in der Hilfsmittelversorgung habe die Politik offensichtlich nicht den Mut, auf die Ausschreibungen vollständig zu verzichten, kritisierte Schmitz. Die ABDA erwarte aber unverändert, dass sowohl im Zytostatika- wie im Hilfsmittelbereich „keine halben Sachen gemacht werden“ und die Kollektivverträge wieder gestärkt werden. Die nun im AM-VSG vorgesehenen Regelungen zur Zytostatika-Versorgung seien ein wichtiger Schritt zum Erhalt einer hochwertigen Arzneimittelversorgung, so Schmitz. Man werde sich dafür einsetzen, dass der Vorschlag im weiteren parlamentarischen Verfahren Bestand hat.
Dienstleistungen brauchen Rechtsgrundlage
Auch Schmitz betonte, wie wichtig eine gesetzliche Grundlage für die Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen ist. Das SGB V atme noch den Geist des Verständnisses vom Apotheker als Arzneimitteldistributeur. Hier hinke die Gesetzeslage der Entwicklung des Berufs hinterher. Nicht nur die Krankenkassen, auch Ärzte täten sich offenbar schwer damit, die neue Rolle der Apotheker zu akzeptieren. Zu dieser neuen Rolle gehöre, dass Apotheker eigenständige Entscheidungen über Versorgungsleistungen treffen. Bei Vertretern von Parlament und Regierung werde diese neue Rolle inzwischen positiv bewertet, es fehle aber noch der Mut, auf Worte auch Taten folgen zu lassen – wie man beim E-Health-Gesetz live erleben konnte.
Die Wichtigkeit der Einigkeit
Auch auf die „innere Verfasstheit“ der ABDA kam Schmitz zu sprechen. Der Sitzungsbetrieb – immerhin an 45 Tagen wurden letztes Jahr Sitzungen abgehalten – sei ein immenser Aufwand. Er wolle aber Reklame für diesen Aufwand machen. Es sei eben nicht sinnvoll, mit einer Vielzahl von Einzelinteressen „nach außen zu treten“, sondern mit einheitlichen Positionen. „Das ist das A und O aller unserer Arbeit“ zitierte Schmitz aus dem Antrag von 1950, einen einheitlichen Dachverband zu gründen. An dieser Einigkeit müsse ununterbrochen und von Position zu Position gearbeitet werden. Dabei sei es auch kein Zeichen von Schwäche, wenn es Diskussionen gebe – es begründe geradezu die Stärke eines Verbandes, wenn er solche Diskussionen ermöglicht, aushält und zu einem Ergebnis führt.
Die Beeinflussung politischer Prozesse, schloss Schmitz, sei ein Bohren dicker Bretter. „Wer es etwas ruhiger liebt, der hält es mit dem schönen afrikanischen Sprichwort ‚Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht‘.“ Man könne die Wiese aber durchaus düngen, den Rasen wässern und das Gras vertikutieren.
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