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Welche Punkte sind bei der Beratung wichtig? Was für Zusatzinformationen können Apotheker geben? Im „Beratungs-Quickie“ stellen wir jede Woche einen neuen Fall vor. Diesmal geht es um eine Verordnung über den Verhütungsring Nuvaring®.
Formalien-Check
Ein Paar betritt die Apotheke, um das Rezept drei Wochen nach seiner Ausstellung einzulösen. Die Dame bekommt den Verhütungsring zum ersten Mal verordnet.
Verordnet sind drei Vaginalringe Nuvaring® (N2) auf einem Privatrezept. Damit die Kundin testen kann, ob diese Verhütungsmethode in Zukunft für sie in Betracht kommt, kann ihr die Abgabe einer N1-Packungsgröße mit einem Verhütungsring angeboten werden. Der Hinweis auf die höheren Gesamtkosten bei einer Stückelung und auf die begrenzte Gültigkeit des Rezeptes sollten dann nicht fehlen.
Da die Dame eine günstigere Firma wünscht, sollte die Apotheke die Verfügbarkeit eines preisgünstigen Reimports prüfen.
In der Apotheke muss der Ring im Kühlschrank (2 bis 8°C) gelagert werden. Die Kundin muss das nicht. Nach Abgabe beträgt die Haltbarkeit bei Raumtemperatur (unter 30 °C) vier Monate. Das Abgabedatum und das Haltbarkeitsdatum bei Raumtemperatur (= Abgabedatum plus vier Monate) sind auf der Packung zu vermerken.
Die Kundin trägt die Kosten selbst. Nach § 24a SGB V haben nur Versicherte bis zum vollendeten 20. Lebensjahr (= bis zum 20. Geburtstag) Anspruch auf die Versorgung mit empfängnisverhütenden Mitteln. Präparate, die neben der Kontrazeption für weitere Indikationen, wie z.B. Hypermenorrhoe oder Hirsutismus, zugelassen sind, dürfen auch für Patientinnen, die älter als 19 Jahre sind, zulasten der GKV verordnet werden. Die Apotheke hat prinzipiell keine Prüfpflicht bei der Abgabe hinsichtlich des Alters und der Indikation. Die Verantwortung liegt beim Arzt.
Ab Ausstellungsdatum ist die Verordnung drei Monate gültig.
Beratungs-Basics
Der biegsame Kunststoffring gibt kontinuierlich das Gestagen Etonogestrel und das Estrogen Ethinylestradiol ab. Die empfängnisverhütende Wirkung beruht hauptsächlich auf einer Ovulationshemmung.
Der Ring wird von der Anwenderin am ersten Tag der Monatsblutung tief vaginal eingeführt. Nach 21 Tagen wird er wieder entfernt, möglichst um die gleiche Uhrzeit. Nach sieben Tagen Pause wird der nächste Ring eingelegt, auch möglichst um die gleiche Uhrzeit.
Bei einer Umstellung von einem kombinierten oralen Kontrazeptivum sollte der Vaginalring spätestens am Tag nach dem üblichen einnahmefreien, pflasterfreien bzw. Placebo-Intervall eingelegt werden. Die Umstellung von einem Gestagenmonopräparat (Minipille, Implantat oder Hormonspritze) oder einer Hormonspirale (IUS) kann an jedem beliebigen Tag erfolgen. Hier ist jedoch während der ersten sieben Tage zusätzlich ein mechanisches Verhütungsmittel anzuwenden.
Die Kundin soll zum Einlegen des Nuvarings® eine möglichst bequeme Haltung wählen, zum Beispiel stehend (mit einem Bein erhöht), hockend oder liegend. Der Ring wird zusammengedrückt (zwischen Daumen und Zeigefinger) wie ein Tampon eingeführt, bis er sich angenehm anfühlt bzw. nicht mehr zu spüren ist.
Nach drei Wochen wird der Nuvaring® durch Einhaken des Zeigefingers oder Fassen des Rings mit dem Zeige- und Mittelfinger sowie Herausziehen entfernt. Die Entzugsblutung beginnt in der Regel zwei bis drei Tage nach Entfernen des Rings. Sie kann auch noch andauern, wenn der neue Ring eingesetzt wird.
Bei einer vergessenen Entfernung des Nuvarings® ist der kontrazeptive Schutz weiterhin gegeben, wenn der Ring nicht länger als 4 Wochen angewendet wurde. Das einwöchige Nuvaring®-freie Intervall wird in diesem Fall beibehalten.
Der feste Sitz des Ringes muss regelmäßig überprüft werden. Es kann vorkommen, dass der Nuvaring® versehentlich ausgestoßen wird. Ursachen können eine inkorrekte Einbringung, die Entfernung eines Tampons, ein Gebärmuttervorfall oder eine starke Verstopfung sein. Der Ring ist in diesem Fall mit kühlem bis lauwarmem (nicht heißem) Wasser abzuspülen und unverzüglich wieder einzulegen. Wenn der Ring weniger als drei Stunden außerhalb der Vagina war, ist der kontrazeptive Schutz nicht beeinträchtigt.
Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, vaginale Infektionen und vaginaler Ausfluss. Häufig können Stimmungsschwankungen, verminderte Libido, Bauchschmerzen, Übelkeit, Akne, Brustspannen und Gewichtszunahme auftreten.
Auch noch wichtig
Bei der Behandlung sind Wechselwirkungen mit verordneten Arzneimitteln und mit der Selbstmedikation zu beachten.
Johanniskrautpräparate beschleunigen den Abbau von Sexualhormonen. Die Wirksamkeit der Empfängnisverhütung ist bei gleichzeitiger Anwendung nicht mehr gewährleistet.
Während der Einnahme von bestimmten Antibiotika und sieben Tage über das Behandlungsende hinaus sind zusätzlich mechanische Verhütungsmethoden, wie z.B. Kondome, anzuwenden (ausgenommen sind die beiden Wirkstoffe Amoxicillin und Doxycyclin, für sie wurde in Studien gezeigt, dass der Einfluss nicht signifikant ist).
Durch die gleichzeitige Behandlung mit antimykotisch wirkenden Ovula kann der Ring evtl. beschädigt werden. Ansonsten scheinen vaginal angewandte Spermizide und Antimykotika die kontrazeptive Sicherheit und Wirksamkeit des Nuvarings® nicht zu beeinflussen.
Der Verhütungsring schützt nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Bei Chloasma-Neigung ist Sonnenlicht und UV-Strahlung zu meiden.
In sehr seltenen Fällen kann der Nuvaring® brechen. Der gebrochene Ring ist so bald wie möglich zu entfernen und ein neuer Ring einzulegen. Zusätzlich muss in den nächsten sieben Tagen eine mechanische Verhütungsmethode angewendet werden.
Prinzipiell gilt: Bei gebrochenem oder fehlendem Ring besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft und der Arzt sollte konsultiert werden.
Gebrauchte Nuvaringe® sind wegen der hormonellen Restbeladung in einem Beutel und unzugänglich für Kinder und Haustiere zu entsorgen.
Darf´s ein bisschen mehr sein?
• Gebrauchsinformation für Anwenderinnen finden Sie hier: http://www.msd.de/fileadmin/files/gebrauchsinformationen/GI_NuvaRing.pdf.
• Verdauungsbeschwerden, Erbrechen und/oder Durchfall haben keinen Einfluss auf die Wirkung des Nuvarings, da die Hormone direkt über die Scheidewand und nicht über den Verdauungstrakt in den Körper gelangen.
• Das Risiko für venöse Thromboembolien ist im Vergleich zu niedrig dosierten Kombinationspillen erhöht. Die Kundin sollte auf das Rauchen verzichten. Rauchen steigert das Thromboserisiko unter Hormonbehandlung.
• Erstanwenderinnen sind die Informationen zum Thromboembolierisiko des BfArM auszuhändigen: http://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Risikoinformationen/RI_rhb/2014/rhb-khk-pi-card.pdf
Das Paar bedankt sich für die ausführliche Beratung. Als die Kundin bezahlen will, zückt der Mann seinen Geldbeutel und erklärt augenzwinkernd, dass für die Beschaffung jeglicher Ringarten ja immer noch der Mann zuständig sei.
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