- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Neues Hakenwurm-Protein ...
Ein Protein, das von Hakenwürmern ausgeschieden wird, könnte den Weg zu einer neuartigen Klasse von Medikamenten gegen Allergien und Autoimmunerkrankungen ebnen. In einer Studie, die in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine veröffentlicht wurde, schützte es Mäuse offenbar vor Asthma.
Wissenschaftler nehmen an, dass der Rückgang einiger parasitären Infektionen in den Industrieländern mit der Zunahme allergischer Erkrankungen in Verbindung stehen könnte. Dies wird durch die sogenannte „Hygienehypothese" begründet. Von einigen parasitären Würmern (Helminthen) wird vermutet, dass sie Allergien vorbeugen, indem sie die natürliche Entwicklung des Immunsystems lenken.
„Um zu überleben und im menschlichen Darm unentdeckt zu bleiben, regulieren parasitäre Würmer die Immunantwort ihres Wirtes,“ erklärt die australische Immunologin Severine Navarro von der James Cook University (JCU) in Cairns, Australien, die schon länger auf diesem Gebiet forscht. „Wir wollen sie deshalb dazu einsetzen, entzündlichen Prozessen bei Autoimmunerkrankungen und Allergien entgegenzusteuern.“
Es gibt schon klinische Erfolge
Navarro und ihre Kollegen haben mit den Hakenwürmern schon einige wissenschaftliche Erfahrungen gesammelt. Frühere Untersuchungen des Forscherteams bezogen sich auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen (IBD). Dabei hatten sich experimentelle Infektionen mit den Würmern in klinischen Studien bereits als wirksame entzündungshemmende Behandlung für Menschen mit Zöliakie erwiesen.
„Nach unseren anfänglichen Erfolgen mit IBD war Asthma unsere nächstes logisches Ziel,“ sagt Navarro. Beide hätten eines gemeinsam, nämlich den Defekt in der Regulation des Immunsystems, verbunden mit überschießenden entzündlichen Prozessen.
Leibhaftige Hakenwürmer als Prüfarzneimittel
„In den ersten Untersuchungen auf dem Gebiet der entzündlichen Darmerkrankungen haben wir einige sehr engagierte Studienteilnehmer mit leibhaftigen Hakenwürmern infiziert“, berichtet Professor Alex Loukas, Leiter des JCU-Zentrums für Bioentdeckungen und molekulare Entwicklung von Therapeutika. „Inzwischen haben wir festgestellt, dass die Schutzfaktoren der Hakenwürmer in ihren oralen Absonderungen zu finden sind.“
Isolierung und Herstellung des relevanten Proteins
Vor Kurzem konnte dann das Molekül Anti-inflammatory Protein-2 (AIP-2), eines der am häufigsten vorkommende Proteine in diesem Sekret-Gemisch, isoliert werden. In der neuen Asthma-Studie wurde bereits eine rekombinante Form von AIP-2 eingesetzt. Das bedeutet gleichzeitig, dass das Protein in größeren Mengen hergestellt werden kann.
Langanhaltende Wirkung
Das rekombinante AIP-2 reduzierte in einem Asthma-Mausmodell die Entzündung der Atemwege. Außerdem unterdrückten die Lymphknoten von Mäusen, die das rekombinante Protein bekommen hatten, nach ihrer Transplantation in unbehandelten Kontrollen auch dort die asthmatische Entzündungsreaktion. Nach Meinung der Autoren deutet dies auf eine lang anhaltende therapeutische Wirkung von AIP-2 hin. Das Protein wurde in vitro zudem auch an Zellen von Menschen, die allergisch gegen Hausstaubmilben sind – einem gängigen Asthma-Trigger – erfolgreich getestet.
Breites therapeutisches Potenzial
Mit weiteren Untersuchungen könnte das Protein API-2 eine einzigartige Strategie für eine Vielzahl von entzündlichen Erkrankungen eröffnen, hoffen die Forscher. „In unseren bisherigen Arbeiten bezüglich entzündlicher Darmerkrankungen haben wir gesehen, dass Hakenwurm-Proteine T-Zellen von pro-inflammatorisch auf anti-inflammatorisch umpolen können“, freut sich Navarro.
„Die gute Nachricht ist jetzt, dass es nicht nur den Darm schützt, sondern auch andere Organe, wie zum Beispiel die Atemwege gegen Asthma“, sagte der Forscher. Loukas fügt an: „Diese Studie ist für uns ein wichtiger Schritt zur Verwendung des therapeutischen Potenzials der Hakenwurm-Proteine – und eine aufregende Entwicklung.“
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.