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Seit Jahren kämpfen Deutschland und die EU gegen weltweite Steueroasen. Dabei finden Unternehmen auch hierzulande attraktive Steuerbedingungen vor – vor allem im nordrhein-westfälischen Monheim. Zahlreiche Unternehmen nutzen die lukrativen Konditionen, unter ihnen beispielsweise der Pharma- und Chemiekonzern Bayer.
Die Kleinstadt Monheim bietet den niedrigsten Steuersatz für Unternehmen in Nordrhein-Westfalen und ist damit ausgesprochen attraktiv für Unternehmen. Zahlreiche Firmen haben nach einem Bericht des Handelsblatts hier einen Sitz, manche auch nur einen Briefkasten. Auf diese Weise sparen sie gegenüber anderen Regionen in erheblichem Maße Steuern. Darunter finden sich bekannte Namen wie Bayer, Covestro oder BASF.
Nach Angaben der Zeitung beträgt der augenblickliche Steuersatz für Unternehmen in Monheim knapp über 25 Prozent. Insgesamt liege dieser in Deutschland bei 30,2 Prozent. Nach einem OECD-Ranking () liege Deutschland damit auf dem 31. von 35 Plätzen, zwischen Griechenland und Italien. Ohne Gewerbesteuer läge der Satz bei 17 Prozent, würde man die Mindestsumme von 200 Punkten hinzurechnen, käme man bei gut 21 Prozent raus. Das wäre laut Handelsblatt der minimal mögliche Satz. Den aber erreiche keine einzige Stadt. Unter den deutschen Großstädten verlange Oberhausen mit 550 Punkten am meisten Steuern, Ulm und Wolfsburg mit 360 Punkten am wenigsten. Monheim liege bei 265 Punkten. Hundert Punkte Unterschied würden rund 3,5 Prozent mehr oder weniger Steuern bedeuten.
Nutznießer Bayer
Zu den Nutznießern dieses attraktiven Steuersatzes zählt dem Bericht nach beispielsweise der Pharma- und Chemiekonzern Bayer, dessen Zentrale eigentlich im benachbarten Leverkusen ist. Die Pflanzenschutzsparte befindet sich zwar seit langem in Monheim, allerdings würden immer mehr Unternehmensteile nach Monheim wandern. So habe der Konzern im Jahr 2012 in Monheim die Tochter Bayer Intellectual Property gegründet. Im vergangenen Jahr wechselte zudem die Crop Science-Beteiligungsgesellschaft von Leverkusen nach Monheim. Außerdem würden auch die beiden Immobiliengesellschaften der ausgegliederten Tochter Covestro seit 2015 in Monheim registriert sein.
BASF zahlt 22 Millionen Ertragsteuern
Der Ludwigshafener Chemiekonzern hat den Angaben nach für seine BASF Polyurethanes Licensing GmbH einen Briefkasten in Monheim und zahle dort 22 Millionen Euro Ertragsteuern, obwohl diese eigentlich im Polyurethanwerk im niedersächsischen Lemförde erarbeitet werden. Auch für die Konzerntochter Cognis, die ihre Geschäfte eigentlich im benachbarten Düsseldorf betreibe, habe BASF den Sitz der Steuerhülle Cognis IP Management im Jahr 2014 nach Monheim verlegt. Die Gesellschaft, die laut Bundesanzeiger keine aktiven Mitarbeiter habe und ausschließlich Lizenzerlöse erziele, habe 2015 Ertragsteuern in Höhe von 14 Millionen Euro gezahlt.
Oxea verlagert Zentrale
Ein ähnliches Modell, so das Handelsblatt, verfolge wohl auch Henkel mit seiner in Monheim ansässigen Tochter Henkel IP Management. Und es gibt noch mehr Beispiele: Der aus dem benachbarten Oberhausen stammende Chemiekonzern Oxea baue gerade am Monheimer Rheinufer sein neues Hauptquartier für 200 Mitarbeiter. Der Umzug spare das Unternehmen rund zehn Prozent Steuern pro Jahr. Auch Torsten Toeller, Inhaber der Fressnapf-Gruppe, habe in Monheim mehrere Firmen registriert, wenngleich der Hauptstandort mit mehr als 1000 Mitarbeitern in Krefeld mit einem Hebesatz von 480 Punkten sei.
Mit Niedrigsteuern schuldenfrei
Initiator der niedrigen Unternehmensbesteuerung ist dem Bericht nach Bürgermeister Daniel Zimmermann. Als dieser 2009 an die Macht kam, habe das benachbarte Langenfeld gerade mit der gleichen Strategie den Haushalt ausgeglichen, während in Monheim die Schulden zugenommen hätten. Daraufhin senkte Zimmermann die Steuern Monheims unter die der Nachbarn. „Seitdem wir den Steuersatz das erste Mal gesenkt haben, sind über 300 Firmen zu uns gezogen“, zitiert das Handelsblatt Zimmermann. Monheim habe zwar lediglich ein Viertel der Größe von Leverkusen, kassiere heute aber viermal so hohe Einnahmen aus Gewerbesteuern. Insgesamt seien es 225 Millionen Euro, so viel wie in Dresden oder Duisburg. Monheim sei damit auf dem Weg zur Schuldenfreiheit, während man in Langenfeld schimpfe. Zimmermann: „Wir nehmen niemandem etwas weg. Wir sorgen doch eher dafür, dass Unternehmen, die sonst das Land verlassen würden, in Deutschland bleiben.“
Dem Bericht nach plant Monheim aktuell eine weitere Steuersenkung um drei Punkte. Damit würde die Stadt dann auch Österreich oder die Niederlande hinter sich lassen.
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