Gesundheitsausgaben

Schweizer geben weniger für Arzneimittel aus

Berlin - 04.11.2016, 16:00 Uhr

Millionen Franken mehr: In der Schweiz steigen die Gesundheitsausgaben insgesamt, die für Arzneimittel und Apotheken sinken allerdings. (Foto: Bilderbox)

Millionen Franken mehr: In der Schweiz steigen die Gesundheitsausgaben insgesamt, die für Arzneimittel und Apotheken sinken allerdings. (Foto: Bilderbox)


Nach Zahlen des schweizerischen Bundesamts für Statistik hat das Alpenland im Jahr 2014 über 71 Milliarden Franken für den Gesundheitssektor ausgegeben. Der Arzneimittel-Anteil an den Kosten nahm im Vergleich zum Vorjahr weiter ab und erreicht einen neuen Tiefststand.

Das Schweizer Gesundheitswesen gilt als qualitativ hochstehend, aber auch als teuer. Nach jetzt veröffentlichten Daten des Bundesamts für Statistik fielen im Jahr 2014 insgesamt rund 71.3 Milliarden Franken für die Gesundheit der Bevölkerung an. Dies ist ein Plus von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und entspricht 11.1 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Damit liegt die Schweiz ungefähr auf gleichem Niveau wie die Nachbarländer Deutschland und Frankreich. Da die Gesundheitskosten auch 2014 stärker gestiegen sind als die Wirtschaftsleistung, hat sich ihr Anteil am BIP gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht.

Abwärtstrend beim Arzneimittelanteil

Der größte Kostenblock (45 Prozent) entfällt auf die stationären Behandlungen im Krankenhaus und in Pflegeheimen. Rund 35 Prozent der Ausgaben wurden durch ambulante Behandlungen verursacht. Die Arzneimittelausgaben über den Einzelhandel und selbstdispensierende Ärzte machen einem Anteil von 8.9 Prozent aus. Sie liegen damit erstmals unter 9 Prozent der Gesamtkosten. Damit setzt sich laut Bundesamt für Statistik ein langjähriger Trend fort. Zehn Jahre zuvor, im Jahr 2004, hatte der Anteil der Arzneimittel noch bei 10.5 gelegen. 2010 war er erstmals seit Inkrafttreten des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) im Jahr 1996 unter 10 Prozent gefallen.

Überall mehr, nur für die Apotheken nicht

Insgesamt gaben die Schweizer in 2014 6,35 Milliarden Franken für Medikamente aus. Das sind  rund 41 Millionen Franken mehr als im Vorjahr (+0,7 Prozent). Dabei stagnierten die Ausgaben im Einzelhandel, während die Arzneimittelkosten für die Abgabe über die selbstdispensierenden Ärzte um 2 Prozent zulegte. Zum Vergleich: Für andere Gesundheitsleistungen wie ambulante Behandlungen und  stationäre Leistungen lag das Wachstum bei 5 bzw. 1,8 Prozent. Ähnlich sieht es in der Bilanz für die Leistungserbringer aus. Dort zeigen sich für sämtliche ambulanten Versorger, wie Ärzte, Zahnärzte und Pflegedienste überwiegend satte Kostenzuwächse. Die Ausgaben für die Ärzte stiegen nach extrapolierten Werten um 5,5 Prozent, die Kosten für die Physiotherapeuten sogar um gut 12 Prozent. Auch die Drogerien legten um 4,5 Prozent zu, während die Ausgaben für Apothekenleistungen seit 2012 rückläufig sind (-0,1 bzw. -0,2 Prozent).

Preisindex für Arzneimittel sinkt stetig

Nach Angaben des Branchenverbandes Interpharma in der Broschüre „Gesundheitswesen Schweiz“ (Ausgabe 2016) sinkt der Preisindex für Arzneimittel in der Schweiz stetig. Während Krankenhausleistungen seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) um 19 Prozent teurer geworden sind und der Preisindex für die ärztlichen Leistungen stabil geblieben ist, ist der Preisindex für Arzneimittel stetig und markant gesunken. In dem Index sind rund 200 Medikamente in den zehn umsatzstärksten Behandlungskategorien erfasst. Interpharma führt die Entwicklung in den letzten Jahren vor allem auf den Preisvergleich bei neuen kassenpflichtigen Präparaten mit dem Durchschnittspreis in wirtschaftlich vergleichbaren Staaten Europas (AT, BE, DE, DK, FI, FR, NL, SE, UK) zurück. Damit hätten sich die Schweizer Medikamentenpreise denjenigen in den Vergleichsländern angepasst. Neu eingeführte Medikamente seien heute in der Schweiz nicht teurer als in anderen europäischen Ländern, die mit der Schweiz vergleichbar sind.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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