Mehr Aufgaben für Apotheker

Kinderapotheken und Diabetiker-Beratung in der Schweiz

Berlin - 07.11.2016, 11:30 Uhr

Aufgaben in der Primärversorgung: In der Schweiz wird derzeit ausgelotet, welche Aufgaben Apotheker in der Grundversorgung übernehmen können. (Foto: dpa)

Aufgaben in der Primärversorgung: In der Schweiz wird derzeit ausgelotet, welche Aufgaben Apotheker in der Grundversorgung übernehmen können. (Foto: dpa)


Apotheker in der Primärversorgung

Das Bundesamt für Gesundheit hat nun aus verschiedenen in der Schweiz bereits laufenden oder geplanten Pilotprojekten zwei ausgewählt, die mit finanzieller Unterstützung des Bundes wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden sollen: 

  • Das erste Projekt bezieht sich auf die spezialisierten Kinderapotheken medinform: Mit dem Modell soll die Versorgung in spezialisierten Kinderapotheken optimiert werden, und zwar durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Apothekern, Kinder- und Hausärzten in einem lokalen Netzwerk, einschließlich Schulung des Apothekenpersonals. Die Ausbildung der medinform Kinderapotheken läuft schon seit 2014 in der Deutschschweiz, die Begleitforschung durch die Universität Basel ist im Frühjahr 2016 gestartet.
  • Das zweite Projekt ist das SISCare-Programm zur Förderung der Therapietreue bei Typ 2-Diabetikern. Im Zentrum stehen die Überwachung der Medikamenteneinnahme, regelmäßige Motivationsgespräche in am SISCare-Programm teilnehmenden Apotheken und die Optimierung des Medikamentenplans unter Absprache mit dem behandelnden Arzt. Die Umsetzung ist im Frühjahr 2016 gestartet. Das Projekt wird von der Policlinique médicale universitaire (PMU) in Lausanne wissenschaftlich begleitet.

Es wurden bewusst zwei Projekte ausgewählt, die unterschiedliche Risiko-Patientengruppen ansprechen und zudem in verschiedenen Regionen der Schweiz angesiedelt sind (Deutsch- / Westschweiz). Beiden gemeinsam ist der interdisziplinäre Ansatz zur Steigerung der Behandlungsqualität. Die Auswertung der Ergebnisse wird voraussichtlich 2018 vorliegen.

Vergütungsmodelle überdenken

Die Stärkung der Apotheker in der Grundversorgung und die Pilotprojekte werden vom Schweizer Apothekerverband pharmaSuisse ausdrücklich begrüßt, aber „umsonst“ soll das Ganze nicht zu haben sein. „Es ist nun aber auch an der Zeit, die Vergütungsmodelle zu überdenken, insbesondere bei der Optimierung der Arzneimitteltherapie zugunsten des Patienten.“ fordert pharmaSuisse-Präsident Fabian Vaucher. Auch bei der interprofessionellen Zusammenarbeit brauche es neue Modelle, um diese Arbeiten an Schnittstellen tarifieren zu können. Mehrere Gutachten hätten gezeigt, dass eine angemessene Vergütung entscheidend dafür sein werde, ob sich eine Neupositionierung der Apotheken in der Grundversorgung erfolgreich realisieren lasse.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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