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Resistenzen
BKK will verpflichtende Tests zur Antibiotika-Reduktion
In einem Modellprojekt honoriert der BKK-Landesverband Nordwest Ärzte, die vor einer Antibiotika-Gabe Schnelltests oder Antibiogramme durchführen. Die Kasse will anhand der Daten eine Pflicht zu Vorab-Tests begründen – und kritisiert eine „Scheinlösung“ des Bundesgesundheitsministeriums.
Um die Zahl unnötiger Antibiotikaverordnungen zu reduzieren, will der BKK-Landesverband Nordwest zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein Ärzte zu Vorab-Tests anhalten. Ein Vertrag, der zum 1. Januar 2017 in Kraft tritt, sieht vor, dass Ärzte in Essen und Duisburg extrabudgetäre Leistungen erhalten, wenn sie Antigen-Schnelltests bei Rachenentzündungen sowie Antibiogramme bei Harnwegs- und Wundinfektionen durchführen. So wollen die Kasse und die KV unnötige Antibiotika-Gaben sowie damit verbundene Nebenwirkungen und Resistenzbildungen reduzieren.
„Antibiotika werden immer noch für Erkrankungen verordnet, für die sie nicht notwendig oder von vornherein unwirksam sind, beispielsweise bei einem einfachen Erkältungsschnupfen“, erklären der BKK-Landesverband sowie die KV Nordrhein in einer Stellungnahme. Außerdem würden sie weiterhin zu ungezielt eingesetzt, zum Beispiel ohne Wirksamkeitstest – laut Daten des Kassenverbands würden 95 Prozent der Antibiotika-Gaben keine Analysen vorausgehen. „Besonders bedenklich ist das beim Einsatz von Reserve-Antibiotika“, heißt es.
Verband setzt sich für eine Test-Pflicht ein
Zukünftig will der BKK-Landesverband Nordwest die Erstattung diagnostischer Verfahren verbessern und den höheren Beratungsaufwand des Arztes honorieren. Von dem Vertrag, der zunächst auf zwei Jahre befristet ist, können mehr als 800 Haus-, Frauen- oder Hautärzte in den beiden Städten profitieren. Wenn das Modellprojekt zufriedenstellend verläuft, will sich der Kassenverband für eine Pflicht zu Vorab-Tests einsetzen.
„Wir wollen sehen, ob sich mit unseren Maßnahmen der Antibiotika-Verbrauch signifikant senken lässt“, erklärte KV-Vorsitzender Peter Potthoff. „Wenn dieser Vertrag entsprechende Ergebnisse zeigt, besitzt er nicht nur für Nordrhein, sondern für ganz Deutschland Modellcharakter.“
Kritik an BMG-Initiative
Der BKK-Landesverband Nordwest prangert schon seit einiger Zeit den ungerechtfertigten Einsatz von Antibiotika an. „Wir wollen Missstände nicht nur aufzeigen, sondern auch Verantwortung übernehmen und Lösungswege aufzeigen“, sagte nun der stellvertretende Vorstand Dirk Janssen. Die bislang von der Bundesregierung im Entwurf zum Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) geplanten Maßnahmen, die Entwicklung neuer Schnelltests zu fördern, reichen seiner Meinung nach nicht aus. Gegenüber DAZ.online begründete das Bundesgesundheitsministerium die Initiative damit, dass bisherige Tests ein bis zwei Tage benötigten, bis ein Ergebnis vorliegt – „wodurch ein zweiter Besuch des Patienten in der Praxis erforderlich werden könnte“.
„Dies ist eine Scheinlösung“, kritisierte Janssen. Bis neue Verfahren in der Praxis ankommen, würden Jahre vergehen. „Zeit, die wir im Kampf gegen die Resistenzbildung nicht haben“, betonte er. „Denn es fehlt nicht an Testverfahren, sondern am Einsatz der vorhandenen Testverfahren.“ Ein Gesetzesvorschlag zur verbindlichen Regelung leitlinienbasierter Diagnostikverfahren, den der BKK-Landesverband vorgelegt hatte, sei bislang „ohne befriedigende Resonanz“ geblieben.
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