Beratungs-Quickie

Kombinationstherapie mit Ophthalmika

22.12.2016, 12:30 Uhr

Augentropfen richtig anwenden: Ophthalmika werden in den äußeren Augenwinkel getropft. (JPC-PROD / Fotolia)

Augentropfen richtig anwenden: Ophthalmika werden in den äußeren Augenwinkel getropft. (JPC-PROD / Fotolia)


Welche Informationen sind bei einem Beratungsgespräch in der Apotheke für den Patienten wichtig? Welche hilfreichen Tipps kann der Apotheker zu Arzneimitteln und Therapien geben? Im Beratungs-Quickie stellen wir jeden Donnerstag einen konkreten Patientenfall vor. Diesmal geht es um eine Verordnung über antibiotikahaltige Augentropfen und Augentropfen zur Glaukom-Therapie für eine alte Dame. 

Formalien-Check

Ein Mann mittleren Alters löst zwei Tage nach Rezeptausstellung die Verordnung in der Apotheke ein. Es handelt sich um den Nachbarn der Patientin. Er hat von ihr ohne weitere Informationen das Rezept zur Besorgung in die Hand bekommen.

Verordnet sind 5 ml Augentropfen Floxal®, Packungsgröße N1, sowie drei Stück Augentropfen Betamann® 0,3 Prozent zu je 5 ml (Packungsgröße N2).

Das Rezept ist eindeutig und vollständig. Die vom Arzt angegebenen Dosierungen sind groß und in gut leserlicher Schrift auf die Arzneimittelpackungen zu übertragen.

Der Augenarzt schließt den Aut-idem-Austausch nicht aus. Rabattverträge und Importe sind zu beachten.

Die Kundin ist gebührenpflichtig. Ab Ausstellungsdatum ist die Verordnung einen Monat gültig.

Beratungs-Basics

Der Bote ist darauf aufmerksam zu machen, dass die Dosierung der Augentropfen auf den Packungen vermerkt ist. Außerdem wird ihm die Anwendung mit der Bitte erklärt, die Informationen an die Patientin weiterzugeben. Bei Rückfragen kann die Kundin gerne in der Apotheke anrufen.

Floxal® Augentropfen enthalten das Antibiotikum Ofloxacin. Der Gyrasehemmer wird topisch zur Behandlung von Infektionen des vorderen Augenabschnittes durch ofloxacinempfindliche Erreger eingesetzt. Dazu zählen beispielsweise bakterielle Entzündungen von Bindehaut, Hornhaut, Lidrand und Tränensack sowie Gerstenkörner oder Hornhautgeschwüre.

Die Dosierung beträgt viermal täglich einen Tropfen in den Bindehautsack der erkrankten Augen. Die vom Arzt angegeben Dosierung „2 tgl. beidseitig“ ist niedriger als die Standarddosierung. Die Nachfrage beim Augenarzt, ob diese Dosierung therapeutisch erwünscht ist, ergibt, dass er sich um einen Schreibfehler handelt.

Die Kundin soll sofort mit der Behandlung beginnen. Die Augentropfen sind bis einige Tage nach Abklingen der Beschwerden anzuwenden. Jedoch nicht länger als 14 Tage. Wenn sich die Infektion verschlechtert oder keine Besserung beobachtet wird, muss der Arzt informiert werden.

Häufig treten als unerwünschte Wirkung Irritationen des Auges oder leichte Augenschmerzen auf. Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von Rötungen der Bindehaut oder eines leichten Brennens bestehen meist nur kurzzeitig. Sie können auch durch den Hilfsstoff Benzalkoniumchlorid verursacht sein.

Die angebrochene Packung ist maximal vier Wochen verwendbar. Antibiotikahaltige Augentropfen sind nichts für die Hausapotheke. Sie sind direkt nach der Behandlung zu entsorgen, da ohne ärztliche Diagnose keine erneute Anwendung erfolgen darf.

Die Kundin muss einen zeitlichen Abstand von mindestens 15 Minuten (besser 30 Minuten) bis zur Verabreichung der Augentropfen gegen ihren Grünen Star einhalten. Die Augentropfen enthalten den nichtselektiven β-Blocker Metipranolol. Der Wirkstoff senkt den Augeninnendruck durch Verringerung der Kammerwasserproduktion und wird bei chronischem Weitwinkelglaukom (Offenwinkelglaukom) eingesetzt.

Die Dosierung beträgt zweimal täglich je einen Tropfen in beide Augen. Das Arzneimittel ist für die Dauertherapie vorgesehen. Ein Fläschchen ist nach Anbruch maximal sechs Wochen verwendbar.

Auch bei diesen Augentropfen tritt häufig nach dem Eintropfen ein leichtes, vorübergehendes Brennen auf. Außerdem wurde häufig über allergische Reaktionen berichtet. Zu Behandlungsbeginn sind Kopfschmerzen möglich, die nach wenigen Tagen abklingen.

Riskant ist der Einsatz von Betablockern bei Asthmatikern und Patienten mit schweren Herzrhythmus-Störungen. Auch bei der topischen Verabreichung ist eine systemische Resorption nicht ausgeschlossen. Infolge einer möglichen Erhöhung des Atemwegswiderstandes kann es bei Patienten mit Neigung zu bronchialer Hyperreagibilität zu Bronchospasmen kommen. Bei systemischer Wirkung sind Betablocker außerdem in der Lage, eine Bradykardie auszulösen und die Symptome einer Hypoglykämie beim therapiebedürftigen Diabetiker zu verschleiern.

Bei der Abgabe von Ophthalmika darf der Hinweis zur korrekten Anwendung und Hygiene nicht fehlen: Die Augentropfen werden mit sauberen Händen und ohne die Tropfspitze zu berühren, bei leicht zurück geneigtem Kopf, möglichst in den äußeren Augenwinkel der Augen getropft. Dafür wird das Unterlid mit einem Finger heruntergezogen und durch sanften Druck auf die Quetschflasche ein Tropfen in den Bindehautsack eingebracht. Anschließend wird das Auge einige Minuten geschlossen gehalten und mit einem Finger etwa eine Minute auf den Augenwinkel neben der Nase gedrückt (Druck auf den Tränenkanal). Dadurch wird eine ausreichend lange Verweildauer des Wirkstoffes im Auge gewährleistet und systemische Wirkungen der Wirkstoffe vermindert.

Bei Alleinstehenden und vor allem älteren Personen mit feinmotorischer Einschränkung, empfiehlt sich die Anwendung von Tropfhilfen, wie zum Beispiel Autodrop®.

Auch noch wichtig

Bei Husten mit Atemnot und bei Auftreten asthmatischer Beschwerden ist an die Nebenwirkung des Betablockers Metipranolol zu denken und eine Rücksprache mit dem Arzt erforderlich. Das gilt auch bei dem Wunsch zur Behandlung von Schwindel (niedriger Blutdruck, Orthostaseprobleme).

Nach dem Eintropfen von Augentropfen kann ein vorübergehendes Schleiersehen auftreten. Daher ist mit der Teilnahme am Straßenverkehr oder bei sturzgefährdeten, älteren Patienten mit jeder Tätigkeit abzuwarten, bis wieder klare Sicht besteht.

Während der Glaukombehandlung ist die regelmäßige Überwachung (alle vier bis sechs Wochen) des Augeninnendrucks und der Hornhaut angezeigt.

Bei oraler Gabe von Betablockern ist mit einer Drucksenkung am Auge zu rechnen. Es ist zu überprüfen, ob eine lokale Anwendung mit Metipranolol dann noch notwendig ist.

Darf´s ein bisschen mehr sein?

•    Beide Präparate können zu einer Abnahme der Tränensekretion führen. Als Zusatzverkauf empfehlen sich befeuchtende Augentropfen, wie zum Beispiel Hylo-Comod®.

•    Bei Augenentzündungen ist wegen der unbekannten Keimbelastung und möglicher Allergieauslösung auf eine Selbstbehandlung der Augen mit Naturprodukten, wie Kompressen mit Kamillentee, zu verzichten.

•    Allgemein gilt zum Thema „Kontaktlinsen und Ophthalmika“: Kontaktlinsen sind vor der Anwendung zu entfernen und frühestens 15 Minuten nach der Applikation wieder einzusetzen.Viele Augentropfen enthalten Benzalkoniumchlorid. Der Hilfsstoff kann zu einer Verfärbung weicher Kontaktlinsen führen. Während einer Augeninfektion sind gar keine Kontaktlinsen zu tragen. Monatslinsen sind nach einer Infektion zu wechseln.

Der Mann verspricht, seiner Nachbarin alles auszurichten. Zumindest versuche er es. Die betagte Dame sei für ihr Alter geistig sehr fit. Nur ziemlich bequem. Sie stelle sich gerne schwerhörig, um die Nachbarschaft für ihre Dienste einzuspannen.



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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