AOK-Chef Litsch

„Der Morbi-RSA ist der beste Ausgleichsmechanismus, den wir bisher hatten“

Berlin - 04.01.2017, 07:52 Uhr


Der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, hat Vorhaltungen zurückgewiesen, die AOKen würden durch den derzeitigen Finanzausgleich gegenüber anderen Krankenkassenarten bevorzugt. Wenn die AOKen heute einen größeren Überschuss erwirtschaften als andere Kassenarten, habe dies wohl andere Gründe. 

Der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) verteile die Einnahmen nach Durchschnittskosten bezogen auf die Krankheit der Versicherten, sagte Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands, der Deutschen Presse-Agentur und fügte hinzu: „Wenn die AOKen heute einen größeren Überschuss erwirtschaften als andere Kassenarten, hängt das auch mit der Geschäftspolitik zusammen.“

„Der Morbi-RSA ist der beste Ausgleichsmechanismus, den wir bisher hatten.“ Hier würden die Zuweisungen je nach Versichertenfall am zielgenauesten erfolgen, sagte Litsch. Die Beitragsspreizung zwischen den einzelnen Kassen habe im Jahr 2008 bei 5,2 Prozentpunkten gelegen. Mit dem Morbi-RSA liege sie heute bei 1,4 Prozentpunkten. Der Morbi-RSA schaue nicht auf die Kassenart. „Es ist dem Morbi-RSA egal, wo einer versichert ist, sondern er guckt auf die Person und welche Krankheit sie hat, wie alt sie ist, nach Geschlecht und so weiter“, sagte der AOK-Verbandschef. Danach werden die Zuweisungen gesteuert.

Der Morbi-RSA müsse ständig weiterentwickelt werden. Da sei sich die AOK einig mit den anderen Kassenarten, sagte Litsch. Das neue Gutachten, das jetzt in Auftrag gegeben werde und Zielgenauigkeit und Wettbewerbsmechanismen des Morbi-RSA untersuchen solle, werde dafür einer neuen Koalition in Berlin eine Grundlage bieten für eine politische Entscheidung. „Dann werden wir sehen, ob neue Fakten zur Vermeidung von Risikoselektion vorliegen. Denn nur das rechtfertigt auch Änderungen im Morbi-RSA.“


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

„Finanzausgleich fördert Krankheit statt Prävention“ / Herbe Kritik von der AOK

TK-Chef kritisiert Morbi-RSA

Morbiditätsorientierter Risikostrukturausgleich

Spahn will System der GKV-Finanzierung reformieren

Gutachten rät zur Reform des Morbi-RSA

Steine statt Brot?

Krankenkassen manipulieren Abrechnungen, um mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds zu erhalten

TK-Chef Baas: Alle Kassen schummeln

AOK versus Ersatz-, Betriebs- und Innungskassen

Kassen streiten um Faire-Kassenwahl-Gesetz

1 Kommentar

Morbi-RSA ? Eher für Apotheken!!

von Heiko Barz am 05.01.2017 um 11:33 Uhr

Bei den KKassen üblich und auch von ganz oben abgesegnet der Morbi RSA, warum eigentlich? Wenn KKassen mit ihren Einnahmen nicht mehr zurechtkommen, dann muß der Steuerzahler einspringen, um eine Stabilität des morbiden Gesundheitswesens vorzugegaukelt zu bekommen.
Ich stelle mir nur vor, was geschehe, wenn die Apotheker ein derartiges Verlangen aüßerten.
Diesen Morbi-RAS könnten wir für unsere, durch die rabattgierigen Vertragspartner der KKassen mit der Industrie geschädigten Apotheken viel eher verlangen müssen.
Da sind wir gezwungen z.B. für ein einziges Blutdruckmittel verschiedener Stärken, Größen und Kombis ganze Schrankwandzeilen zu bestücken.
Diese wirtschaftliche Zwangsmaßnahme wird doch nun von keiner Seite bilanziert.
Und dann wird Heiberuflichkeit verlangt, wenn uns die Basis der Wirtschaftlichkeit von allen Seiten genommen wird und dieses angezeigte Beispiel nur eine Momentaufnahmen ist in der Reihe maroder Zustände deutscher Apotheken.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.