Auswertung der Kassen

Jedes dritte neue Arzneimittel ohne Zusatznutzen

Berlin - 04.01.2017, 11:20 Uhr

Vergleichsweise oft stellt der Gemeinsame Bundesausschuss bei neuen Arzneimitteln im Rahmen des AMNOG-Verfahrens keinen Zusatznutzen fest. (Foto: Gina Sanders / Fotolia)

Vergleichsweise oft stellt der Gemeinsame Bundesausschuss bei neuen Arzneimitteln im Rahmen des AMNOG-Verfahrens keinen Zusatznutzen fest. (Foto: Gina Sanders / Fotolia)


Bei 129 Arzneimitteln mit früher Nutzenbewertung wurde in den vergangenen fünf Jahren nur 44 Mal ein klar nachgewiesener Zusatznutzen festgestellt, erklärt der GKV-Spitzenverband. Er fordert, dass Ärzte und Apotheker zukünftig über eine neutrale Stelle Informationen hierzu erhalten.

„Jedes dritte neu auf den Markt gekommene Medikament hat keinen zusätzlichen Nutzen für Patienten“, heißt es in einem Artikel der Funke-Mediengruppe vom heutigen Mittwoch. Laut einer Auswertung des GKV-Spitzenverbands sei bei den 129 Medikamenten, für die seit 2012 Preisverhandlungen geführt wurden, nur 44 Mal ein klar nachweisbarer Zusatznutzen festgestellt worden – während bei 41 weiteren kein Vorteil gegenüber bisherigen Therapien festgestellt wurde. Beim Rest der Arzneimittel gebe es nur für einen Teil der Patienten einen zusätzlichen Nutzen, schreibt die Funke-Mediengruppe.

Durch die Nutzenbewertungen sowie die Preisverhandlungen seien bis 2015 insgesamt 2,5 Milliarden Euro eingespart worden, während ursprünglich für jedes Jahr eine Summe von zwei Milliarden Euro eingeplant war. Der Vizechef des GKV-Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg, zieht dennoch eine positive Bilanz. „Die Nutzenbewertung und die Preisverhandlungen bieten eine Möglichkeit, die Qualität der Arzneimittelversorgung zu steigern“, erklärte er gegenüber der Funke-Mediengruppe. „Das hilft, die Spreu vom Weizen zu trennen.“

Neues Softwaresystem für Ärzte und Apotheker

Er bekräftigte die Forderung seines Verbandes nach neuen Software-Systemen, die über die Nutzenbewertung informieren sollen. „Niedergelassene Ärzte müssen schnell und detailliert Informationen über den Nutzen neuer Medikamente bekommen“, betonte von Stackelberg. Dies könne alle zwei Wochen über Updates der Praxissoftware geschehen, damit Ärzte genau wüssten, welchen Zusatznutzen einzelne Medikamente für die verschiedenen Patientengruppen hätten. Nur so könnten sie ihre Patienten gut versorgen, erklärte der Vize des GKV-Spitzenverbands.

Seiner Ansicht nach sollte eine neutrale Stelle Informationen über neue Arzneimittel schnell an Ärzte und Apotheker übermitteln. „Einzelne Software-Lösungen nur für Ärzte oder Apotheker darf es aber nicht geben“, betonte von Stackelberg. „Erst recht darf die Pharmaindustrie keinen Einfluss auf die Praxissoftware haben“, was vom Gesetzgeber klarzustellen sei.


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Notwendig und ausreichend

von Hawk Eye Pierce am 06.01.2017 um 10:57 Uhr

Genau genommen braucht man doch nur zwei Medikamente,
oberhalb der Gürtellienie Aspirin und unterhalb einen Einlauf.
Die SbZ ist damit 45 Jahre lang ausgekommen.

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