Niedersachsen

Apothekerverbands-Funktionär will Rx-Versand behalten

Berlin - 11.01.2017, 16:00 Uhr

Pro Rx-Versand: Der niedersächsische Apothekerverbands-Funktionär Dirk Düvel ist gegen das geplante Versandhandelsverbot. (Foto: dpa)

Pro Rx-Versand: Der niedersächsische Apothekerverbands-Funktionär Dirk Düvel ist gegen das geplante Versandhandelsverbot. (Foto: dpa)


Seit dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung treten die Apotheker bislang extrem geschlossen auf. Bislang wurde jedenfalls kein Fall bekannt, bei dem ein Pharmazeut das Urteil als „Chance“ sah, neue Preismodelle anzubieten. Auch in der Forderung nach dem Rx-Versandverbot stehen die Apotheker zusammen. Ein Verbandsfunktionär aus Niedersachsen schwimmt nun gegen den Strom und fordert den Erhalt des Rx-Versandes.

Die niedersächsische Regionalzeitung „Lüneburger Zeitung“, die in der Region rund um Lüneburg erscheint, hatte bereits mehrfach über das EuGH-Urteil und die Reaktionen der Apotheker berichtet. In einem Artikel war beispielsweise Katharina Gonzales-Krückeberg, Inhaberin der Bären-Apotheke Ilmenau in Deutsch Evern und Vorsitzende des Bezirks Lüneburg im Landesapothekerverband, zu Wort gekommen. Sie hatte erklärt, dass der Versandhandel eine Gefahr für die Apotheke vor Ort sei und die Unterschriftenaktion der ABDA beworben.

Einige Wochen später meldete sich am heutigen Mittwoch in der gleichen Zeitung Dirk Düvel zu Wort, seines Zeichens stellvertretender Vorsitzender des LAV-Bezirkes Lüneburg. Düvel sagte der Lüneburger Zeitung: „Wir betreiben auch zwei Versandapotheken, eine in Winsen und eine in Marschacht.“ Den Versandhandel in Deutschland gebe es seit 2004, er sei für viele Patienten wichtig. „Wir beliefern unter anderem kleine Patienten, die an Spina-Bifida (offener Rücken) leiden, mit speziellen Rezepturen, die dafür hergestellt werden müssen und die nicht jede Apotheke erstellen kann.“

Düvel betreibt zwei Versandapotheken und eine Kooperation

Rund 20 Prozent seiner 10.000 Patienten im Bundesgebiet würden über den Versandhandel beliefert. Andere Apotheken würden spezielle Herzmittel herstellen, weil diese von der pharmazeutischen Industrie vom Markt genommen worden seien, „und die Patienten nur über diesen Weg des Versandhandels weiter versorgt werden können“. Auch viele Rollstuhlfahrer würden den Versandhandel nutzen.

Eine von Düvels Versandapotheken ist die Besamex-Apotheke. Besamex gibt es seit 2004. Düvel war aber erst im vergangenen Jahr bei dem Versender eingestiegen. Die dazugehörige niedergelassene Apotheke befindet sich im niedersächsischen Marschacht. Der Pharmazeut betreibt im Nordwesten Deutschlands zudem eine kleine Apothekenkooperation mit dem Namen „Wir Leben“. Mehr als zehn Standorte gehören der Kooperation an.

Auf Nachfrage von DAZ.online wollte der Landesapothekerverband Niedersachsen Düvels Äußerungen zunächst nicht kommentieren. Düvel war für einen Kommentar zunächst nicht erreichbar.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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6 Kommentare

Dübel

von Dr.Diefenbach am 14.01.2017 um 9:03 Uhr

Der Herr kassiert sicher noch Sitzungsgelder dafür,dass er den DAV Verhandlern in den Rücken fällt.Düvel:Abtreten,entweder wir agieren gemeinsam gegen diesen Versandunfug oder wir lassen es.Als Verbandsfunktionär hat natürlich jeder wie ich finde jedes Rederecht,er hat aber dann eine Gesamtmeinung mitzutragen

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2 Apotheken an verschiedenen Orten?

von MaWol am 13.01.2017 um 13:20 Uhr

Ich dachte immer, man dürfe eine Haupt- und die Filialapotheken max. 2 Landkreise von einander entfernt betreiben? Wie kann es sein, dass dieser Herr Düvel 2 Versandapotheken betreiben, hinter denen ja normale Apotheken stehen, wenn sie laut Text doch etwas weiter von einander entfernt liegen?

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Getrieben, nicht nur von der Unfähigkeit der EU?

von Christian Timme am 12.01.2017 um 17:28 Uhr

Persönlich halte ich eine differenzierte Diskussion über den Versandhandel für RX-Arzneimittel für überfällig. Vorausgesetzt, das man zuerst die Ziele definiert und dabei die Fehler und Verhaltensweisen der Beteiligten aus der Vergangenheit nicht unter neuem Namen wieder mit- und übernimmt. Das jahrelange mauern wird diesen Umstand, übrigens auch der eigenen Inkonsequenz und zum Teil Doppelzüngigkeit, nicht ungeschehen machen können. Wenn in Zukunft mehr Disziplin und Sachlichkeit, eine stärkere Fokussierung auf den Patienten, der übrigens noch nie vertreten wurde, sondern nur dann, wenn eigene Interessen geschickt versteckt werden konnten, um als Gutmensch aufzutreten. Die Abwägung zwischen Qualität und Quantität nicht nur aus der Sicht der Entscheider, sondern der Betroffenen berücksichtigt wird. Den Begriff der Ethik vermisse ich seit Dekaden, der Begriff der Monetik in allen Spielarten, kann und wird nicht die Lösung sein. Und zu guter Letzt, es wird immer Dinge geben die sich einer Bewertung und Quantifizierung aus der Vogelperspektive entziehen werden. Gesundheit kann man nicht kaufen, nur die Illusion. Und das war der gehütete Kardinalfehler der Vergangenheit.

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Düvek

von Alexander Zeitler am 12.01.2017 um 16:24 Uhr

a) welcher Blinden haben den in sein amt gelupft?
b) bei Interessen Kollisionen ist man früher zurückgetreten.
c) tut man nimmer weg, der leckeren Bezüge.

Pfui Teufel

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Spezialrezepturen

von Dr. Schweikert-Wehner am 12.01.2017 um 13:42 Uhr

Klingt ja so als seien einige Patienten, die Spezialrezepturen benötigen nur über den Versand zu versorgen. Bei uns funktionieren solche Ausnahmefälle über den Botendienst der Apotheke. Ich hätte das gerne vom Kollegen Düvel mal erläutert.

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Recht auf eigene Meinung

von Carsten Moser am 12.01.2017 um 9:15 Uhr

Man sollte vielleicht an dieser Stelle festhalten, dass wir alle, die im Verband aktiv sind, auch ein Recht auf eine eigene Meinung haben und keine gleichgeschalteten Drohnen sind.

Davon unabhängig sollte Herr Düvel vielleicht etwas deutlicher klarstellen, dass dies eben halt seine PRIVATE Meinung ist und nicht die Meinung seines Verbandes.

Dann könnte natürlich auch der hier zuständige Redakteur seine Kopfzeile etwas weniger reisserisch gestalten ...

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