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Die Stiftung Warentest hat in Kamillentee der französischen Marke „Kusmi Tea“ äußerst hohe Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden festgestellt. Der Inhalt eines einzigen Teebeutels enthält das 380-Fache der langfristig wenig bedenklichen Tageszufuhr für einen Erwachsenen. Die Firma nimmt vorläufig alle Kamillentees vom Markt.
Nach einer Pressemitteilung war die Stiftung Warentest mitten in der Prüfphase für einen Test von Kräutertees auf einen extrem mit Pyrrolizidinalkaloiden (PA) belasteten Kamillentee gestoßen. Es handelt sich um dieses Produkt:
Name: Kusmi Tea Camomille/Chamomille/Kamille
Verpackung: 20 sachets mousseline/20 muslin tea bags, 44 g
Mindesthaltbarkeitsdatum: 10/2019
Chargennummer der Karton-Verpackung: LOT: 161031
Chargennummer der Teebeutel: LOT: KUS163121
Preis pro Packung im Online-Shop von Kusmi Tea: 11,40 Euro
Pyrrolizidinalkaloide sind natürliche Inhaltsstoffe vieler Wildkräuter aus den Familien der Korbblütler, Borretschgewächse und Hülsenfrüchtler. Diese können auch in Arznei- und Genuss-Tees geraten, wenn sie bei der Ernte mit erfasst und nicht aussortiert werden. Im Tierversuch haben sich Pyrrolizidinalkaloide als eindeutig krebserregend und erbgutschädigend erwiesen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht davon aus, dass die Substanzen „auch beim Menschen kanzerogen wirken können“. Außerdem können hohe PA-Gehalte die menschliche Leber chronisch oder sogar akut schädigen.
380-mal mehr als „wenig bedenklich“
Bislang gibt es weder einen gesetzlichen Höchstgehalt in Lebensmitteln, noch ist geklärt ist, welche der rund 660 bekannten Vertreter besonders kritisch sind. Als Übergangslösung haben Wissenschaftler des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA daher eine Tageszufuhr für die Summe der Pyrrolizidinalkaloide berechnet, die laut BfR „hinsichtlich möglicher Krebsrisiken als wenig bedenklich angesehen“ wird. Hiernach sollte ein 60 Kilogramm schwerer Erwachsener langfristig nicht mehr als 0,42 Mikrogramm täglich aufnehmen und ein 16 Kilogramm schweres Kleinkind nicht mehr als 0,11 Mikrogramm.
Die Stiftung Warentest hat den Kamillentee von Kusmi auf 28 verschiedene Pyrrolizidinalkaloide untersucht. Das Ergebnis: Der Inhalt eines einzigen Teebeutels enthält 161 Mikrogramm PA. Das ist das 380-Fache der langfristig wenig bedenklichen Tageszufuhr für einen Erwachsenen. Zwar seien sofortige Vergiftungen durch diese Belastung bei Erwachsenen und Kindern unwahrscheinlich, meint Stiftung Warentest, aber der regelmäßige Genuss berge chronische Risiken wie die Entstehung von Leberzirrhosen und Tumoren. Sie warnt deshalb umgehend – zwei Monate vor Veröffentlichung des Tests zu den Kräutertees – vor dem Genuss dieses Tees.
Orientis nimmt Kamillentee vom Markt
Nach anfänglichem Zögern habe das Unternehmen sich einsichtig gezeigt, berichtet Stiftung Warentest weiter. Laut Nachrichtenagentur AFP soll der Tee vom Markt genommen werden. Außerdem verweist die Stiftung auf eine Stellungnahme von Kusmi Tea auf dessen Facebook-Seite. Dort schreibt das Unternehmen, dass die Vertreiber-Firma Orientis, die den Tee auch in Deutschland vermarktet, vorsichtshalber „bis zur Klärung von Details einer Analyse“ alle Kamillentees im Sortiment vom europäischen Markt zurückziehe. Außerdem berate Kusmi Tea sich mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit.
Problematische Wildkräuter aussortieren
Laut Stiftung Warentest appelliert das BfR schon seit einigen Jahren an die Anbieter von Kräutertees, beim Anbau und der Ernte von Pflanzen für die Kräutertee- und Teeherstellung Sorgfalt walten zu lassen. So müssten zum Beispiel Wildkräuter, die hohe Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden aufweisen, erkannt und aussortiert werden. Auch andere Lebensmittel, wie Salatmischungen, Honig oder andere Tees können mit PA belastet sein. Die Stiftung Warentest war bereits im Jahr 2015 beim Test von grünem Tee (test 10/2015) auf sechs Produkte mit überhöhten Gehalten gestoßen. Beim Test von schwarzem Tee (test 11/2014) hatte es ein Jahr zuvor ein kritisches Produkt gegeben. Laut Stiftung Warentest liegt der PA-Gehalt im Kamillentee von Kusmi rund 100-mal höher als die bisher in seinen Tee-Analysen gemessenen Werte.
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