Pilotprojekt in Kleve

„Runden“ bringt keine Einsparungen

Kleve - 30.01.2017, 12:35 Uhr

Bald keine kleinen Münzen mehr? In Kleve wollen Händler auf Ein- oder Zwei-Cent-Stücke verzichten – doch einige Hoffnungen erfüllen sich bislang noch nicht. (Foto: Andrey Popov / Fotolia)

Bald keine kleinen Münzen mehr? In Kleve wollen Händler auf Ein- oder Zwei-Cent-Stücke verzichten – doch einige Hoffnungen erfüllen sich bislang noch nicht. (Foto: Andrey Popov / Fotolia)


Kleingeld ist lästig und für Einzelhändler auch teuer. In Kleve an der holländischen Grenze wird deshalb seit einem Jahr „gerundet“: Viele Einzelhändler runden die zu bezahlenden Summen auf 5-Cent-Beträge auf oder ab. Die Kunden sind zufrieden – nur die Händler sparen nichts.

Seit einem Jahr steht in vielen Geschäften in der Klever Innenstadt ein Schild: „Geehrte Kunden, wir runden“. Ein- und Zwei-Cent-Münzen wollen die Einzelhändler möglichst aus ihren Geschäften verbannen, deswegen werden die Beträge bei Barzahlung auf- oder abgerundet. Das soll den Bezahlvorgang beschleunigen und Geld sparen, denn immer mehr Banken erheben für das Bereitstellen von Kleingeld gebühren. Doch nun zeigt eine Untersuchung der Hochschule Rhein-Waal: Die erhofften Einsparungen blieben aus.

Dabei sind die Kunden in der großen Mehrheit zufrieden mit der Aktion, wie mehrere Zeitungen berichten. 72 Prozent der in der Klever Fußgängerzone befragten Passanten bewerteten die Aktion als „gut“ oder sogar „sehr gut“. Sie gingen in der Mehrheit davon aus, dass sich das Auf- und Abrunden im Laufe der Zeit die Waage hält und deswegen keine Auswirkungen auf ihren Geldbeutel habe – außer dass sich weniger kleine Münzen darin finden.

Für Händler keine große Erleichterung

Anders sieht die Bewertung durch die Einzelhändler aus. Von ihnen sind nur 57 Prozent mit dem Ergebnis der Aktion zufrieden – und dass, obwohl sie im Lauf des ersten Jahres sogar einen kleinen Überschuss erwirtschaften konnten, wie die „Bild“ berichtet. Offenbar wird ein wenig häufiger auf- als abgerundet. Doch die erwünschten Einsparungen an Aufwand und Kosten blieben aus. Das lag wohl vor allem daran, dass die Teilnahme an der Aktion für die Kunden freiwillig ist und die Händler deswegen jedes Mal aufs Neue nachfragen müssen, ob sie runden dürfen. Am Ende gaben nur 18 Prozent der teilnehmenden Händler an, dass sie ihre Verwaltungskosten für das Bargeld reduzieren konnten.

Kleve mit seinen rund 50.000 Einwohnern liegt an der Grenze zu den Niederlanden. Dort ist es allgemein üblich, dass auf den nächsten 5-Cent-Betrag auf- oder abgerundet wird. Anscheinend muss das Auf- und Abrunden also allgemeine Gewohnheit werden, um zu den aus Holland bekannten positiven Ergebnissen zu führen. Und so bleibt den Kaufleuten auf der deutschen Seite der Grenze nur die Erkenntnis, dass die Aktion sie zumindest ins Gespräch gebracht hat. „Das war ein super Marketinggag“, sagte Achim Zirwes, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Kleve, der „Bild“.


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