Wer kennt den Hausarzt-Ausspruch „da müssen wir wohl das
Blut befragen“ nicht. Aber wahrscheinlich haben doch die Wenigsten vermutet,
wie weitgehend wir einmal das Blut würden befragen können.
Inhaltlich lässt sich „Das Leben lesen“ in drei Teile
unterteilen – es geht um Pränataldiagnostik, Krebsdiagnostik und das Thema
Altern. Ausgehend vom menschlichen Blut, dem ‚flüssigen Organ’, geht der Autor
auf wissenschaftliche Spurensuche, schildert zunächst was der Stand der
bisherigen Möglichkeiten war, um dann neuere und neueste Forschung vorzustellen
und darzulegen, was daraus für Möglichkeiten entstanden beziehungsweise noch
entstehen werden.
Die Suche nach der „Vital-Formel“
Nicht nur für die Pränataldiagnostik ist der springende
Punkt, dass die körpereigenen Makrophagen, die als Reparatur- und
Recyclingsystem arbeiten, die DNA toter Zellen erstaunlicherweise nicht
vollständig verdauen, sondern nur zerschneiden und wieder ausstoßen. Über diese
DNA-Teile können dann Rückschlüsse gezogen werden.
Auch die abgestorbenen
Zellen von den ersten Zellteilungen eines Embryos lassen sich aufspüren. Im
Blut der Mutter befinden sich also über die Plazenta bereits Informationen zum
Embryo, selbst wenn es sich erst in einem ganz frühen Stadium des Wachstums
befindet.
Was die Krebsdiagnostik betrifft, lässt sich auch hier schon
in einem sehr frühen Stadium ein Tumor ausfindig machen, der wächst, aber noch
nicht so auffällig ist, dass sich massive Beschwerden einstellen. Denn auch die
ersten Tumorzellen erzeugen Abfallprodukte, die sich dann wieder nachweisen
lassen. Sogar für die Stelle im Körper, an der sich der Tumor gebildet hat,
findet sich ein Hinweis: die sogenannten Epimarks auf den Erbmolekülen.
Die Implikationen solcher Möglichkeiten sind im Falle der
vorgeburtlichen Diagnostik sehr ausführlich und auch einfühlsam dargelegt. Die
ethische Diskussion erreicht eine neue Dimension im Angesicht der Tatsache,
dass schon in naher Zukunft werdende Eltern die kompletten genetischen Anlagen
ihres Embryos kennen werden.
Krebspatienten mit unwirksamen Medikamenten behandelt
Bei der Krebsdiagnostik gibt es eine schwer zu ertragende
Einsicht: „Wir haben 80 Prozent der Krebspatienten mit Medikamenten behandelt,
die bei ihnen gar nicht wirken können“, so das Zitat eines Wissenschaftlers.
Erst jetzt stellt sich heraus, wie viele verschiedene Arten auch eines Krebs es
gibt und das könnte gleichzeitig auch die Erklärung dafür sein, warum ein und
dasselbe Medikament beispielsweise gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs dem einen
hilft und vielen anderen nicht. Nun ist es durch einen vorherigen Bluttest
möglich, gezielter zu behandeln.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.