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Nach neuen Zahlen der Stiftung für pharmazeutische Statistik gibt es in den Niederlanden wieder mehr eigenständige Apotheken. Dies liegt vor allem daran, dass der Ketten- und Franchise-Betreiber Brocacef sich nach der Übernahme von Mediq von rund 90 Abgabestellen trennen musste.
Die niederländische Stiftung für pharmazeutische Statistik hat neue Zahlen zum Apothekenmarkt bekannt gegeben. Hiernach gibt es in den Niederlanden 1994 Apotheken (Zahlen für 2016). Das sind 13 mehr als in 2015. 33 Neugründungen stehen 20 Schließungen gegenüber. Der Nettozuwachs von 13 Apotheken ist in erster Linie auf die Tatsache zurückzuführen, dass weniger Apotheken geschlossen wurden als in den Jahren zuvor. Heute befinden sich 604 in Kettenbesitz, und 805 gehören einer Franchise an. Der Anteil dieser beiden Betriebsformen ist gegenüber 2015 von 77 Prozent auf 71 Prozent gesunken. Im Gegenzug hat sich die Zahl der eigenständigen Apotheken von 464 auf 585 Abgabestellen erhöht. Nach der Analyse der SFK ist diese Entwicklung vor allem auf die Übernahme der Mediq Apotheken Nederland BV durch Brocacef zurückzuführen.
Brocacef musste 89 Apotheken abstoßen
Im Sommer 2016 hatte die Großhandelsgruppe Brocacef, ein Joint-Venture von PHOENIX und Celesio, von der niederländischen Wettbewerbsbehörde ACM (Authority for Consumers & Markets) die Zustimmung zu der Fusion erhalten. Die Mediq-Apotheken wurden in der Folge in BENU Apotheek umfirmiert, den Markennamen der Apothekenkette von Brocacef. Der Umstrukturierungsprozess sei noch nicht abgeschlossen, schreibt die SFK weiter.
Die ACM hatte die Übernahme allerdings nur unter Auflagen genehmigt. Da Brocacef mit mehr als 600 Apotheken, davon 310 Benu und 295 Mediq-Apotheken, nach dem Erwerb einen Marktanteil von über 50 Prozent gehabt hätte, musste die Gruppe 89 Apotheken veräußern, und zwar sowohl eigene wie auch Franchise-Apotheken.
Benu auf Platz 1 der Apothekenverbünde
Trotzdem ist Benu seit dem Zusammenschluss mit nunmehr insgesamt 500 Apotheken, davon 323 eigene und 177 als Franchise, zahlenmäßig an die Spitze der Verbünde im niederländischen Apothekenmarkt vorgerückt. Im Jahr zuvor hatte die Franchise-Marke „Service-Apotheke“ (Service Apotheek) des Großhändlers Mosadex mit 427 Abgabestellen noch die Nase vorn gehabt.
Obwohl im vergangenen Jahr noch fünf dazugekommen sind, muss „Service Apotheek“ sich nun mit Platz 2 begnügen. Alliance Healthcare verfügt über 205 Apotheken, darunter 60 eigene (Boots-Apotheken) und 145 Franchise-Apotheken unter der Flagge „Alphega“. Die Stiftung VNA ist (Mit-) Eigentümer von 132 Apotheken, Medsen von 46 und die Vereinigten Apotheken Limburg (VAL) von 36 Abgabestellen. (https://www.sfk.nl/nieuws-publicaties/data-en-feiten/data-en-feiten-2016)
Neben weiteren kleineren Ketten haben sich viele Apotheken sogenannten „Versorgungs-Maklern“ (zorgmakelaar) oder anderen Organisationsformen der Zusammenarbeit angeschlossen, sodass de facto nur rund 10 Prozent der Apotheken wirklich unabhängig sind.
In 25 Jahren von 1500 auf 2000 Apotheken
In den letzten 25 Jahren hat sich die Anzahl der Apotheken in den Niederlanden insgesamt um etwa ein Drittel erhöht (von fast 1500 auf knapp 2000). Seit dem Jahr 2009 ist sie in etwa gleich geblieben. Die 500 zusätzlichen Offizinen sind vor allem im Zeitraum von 1995 bis 2010 hinzugekommen. In dieser Zeit gab es einige Deregulierungsmaßnahmen, die das Wachstum angetrieben haben, wie etwa die Erlaubnis des Fremdbesitzes im Jahr 1999, der Startpunkt für die Entwicklung der Ketten-Apotheken. Seit April 2000 dürfen Krankenhäuser ambulante Apotheken betreiben. Dort können Patienten nach einer Facharztkonsultation oder der Entlassung aus dem Krankenhaus direkt ihren Arzneimittelbedarf decken. Nach einem zögerlichen Start des Modells hat laut SFK heute fast jedes Krankenhaus eine ambulante Apotheke.
Mehr Apotheken, aber weniger Vergütung
500 Apotheken mehr, das hört sich viel an, ist aber gemessen an der Entwicklung des Arzneimittelkonsums doch nicht so viel, denn dieser hat sich im selben Zeitraum verdreifacht, teilt die Statistikstiftung weiter mit. Die Vergütung der Apotheken bleibe also hinter der Nachfrage nach der Versorgung zurück. Ausgedrückt in Standard-Tagesdosen (DDD) habe die Nachfrage nach Arzneimitteln in den letzten 25 Jahren jährlich um 4,9 Prozent zugenommen, während die Apothekenvergütung inflationsbereinigt lediglich um 2,0 Prozent zugelegt hat. In den letzten fünf Jahren habe die Honorierung der Apothekenleistungen sogar deutlich unter der Inflation gelegen.
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