Eklat in der Führungsspitze

Wie geht es weiter im Hessischen Apothekerverband?

Berlin - 21.03.2017, 12:15 Uhr

Will es nochmal wissen: Obwohl ihn mehrere Vorstandsmitglieder heftig kritisieren, will Detlef Weidemann, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes, erneut als HAV-Chef kandidieren. (Foto: HAV)

Will es nochmal wissen: Obwohl ihn mehrere Vorstandsmitglieder heftig kritisieren, will Detlef Weidemann, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes, erneut als HAV-Chef kandidieren. (Foto: HAV)


Der Hessische Apothekerverband hat derzeit mit Streitigkeiten innerhalb des Vorstandes zu kämpfen. Am vergangenen Wochenende sind gleich vier Vorstandsmitglieder gleichzeitig zurückgetreten, sie möchten nicht mehr mit dem Vorsitzenden Detlef Weidemann zusammenarbeiten. Weidemann zeigt sich allerdings unbeeindruckt und sieht sich weiterhin in der Verantwortung an der Spitze des Verbandes.

Am vergangenen Freitag waren die Vorstandsmitglieder Holger Seyfarth (stellv. Vorsitzender), Mira Sellheim, Miriam Oster sowie Cornelia Brauch zurückgetreten. Nach eigener Aussage hatten sie Weidemann zuvor in seiner Apotheke besucht und ihn um seinen Rücktritt gebeten. Dieser habe sich aber Bedenkzeit erbeten und einen schnellen Rücktritt dann ausgeschlossen. In der Rücktrittserklärung der vier Vorstände heißt es: „Mit Wirkung von heute erklären wir, die Unterzeichnenden, unseren gemeinsamen Rücktritt als Vorstandsmitglieder des HAV. Der Rücktritt dieser Mehrheit des aktiven Vorstands des HAV erfolgt, da die Basis einer vertrauensvollen und zukunftsgerichteten Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden des HAV, Hr. Dr. Detlef Weidemann, nicht mehr besteht.“

Laut Satzung des Hessischen Apothekerverbandes (HAV) ist der Vorstand beschlussunfähig, sobald drei oder mehr Mitglieder gleichzeitig das Gremium verlassen. Außerdem müssen innerhalb von 30 Tagen Neuwahlen ausgerufen werden. Daran muss sich eine Briefwahl für eine neue Versammlung anschließen. In einer Mitteilung an alle rund 1500 Mitglieder des HAV hat Weidemann dies nun getan und bezeichnet den Vorgang als „normales demokratisches Verfahren“. Er ruft seine Kollegen zur Kandidatur auf, denn Neuwahlen seien auch immer eine Chance für „neue Köpfe“.

Im HAV-Vorstand sind neben Weidemann nur noch Uwe Arlt aus Weiterstadt und Bernd Rupprecht aus Mühltal verblieben. Trotzdem weist der Vorsitzende gegenüber DAZ.online darauf hin, dass der HAV derzeit nicht führungslos sei: „Wir sind ein eingetragener Verein, bei dem ausschließlich der 1. Vorsitzende nach außen vertretungsberechtigt ist. Ich kann den Verband weiterhin vertreten, auch wenn der Vorstand nicht beschlussfähig ist. Außerdem braucht es nur für wenige Entscheidungen einen Beschluss des gesamten Vorstandes.“

Weidemann will erneut kandidieren

Auch in der Mitteilung an seine Mitglieder zeigt Weidemann sich selbstbewusst: „In all dieser Zeit ist unser HAV nicht führungslos. Unsere Satzung regelt auch dies eindeutig: Verantwortung, Pflichten und Rechte liegen beim amtierenden Vorsitzenden“, heißt es darin. „Gerade jetzt“ sei es wichtig, dass der Verband nach außen hin Geschlossenheit zeige. Schließlich schaue „die Politik“ derzeit ganz genau auf die Apotheker.

Wenn die neue Versammlung des HAV steht, muss sie in einer ersten Sitzung zusammenkommen, um den neuen Vorstand zu wählen. Weidemann sieht derzeit keinen Grund, dann nicht erneut als Vorsitzender zu kandidieren: „Zum jetzigen Zeitpunkt steht für mich fest, dass ich erneut für das Amt kandidieren möchte.“


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Häh?

von Wolfgang Müller am 21.03.2017 um 13:06 Uhr

Das ist mittlerweile ein erstaunliches Stück Nicht-Journalismus. Seit gefühlt ewigen Zeiten schwelt diese Sache jetzt, und es wird aktuell so berichtet und in der Folge vor Allem: kommentiert, als ob es nur um "Führungsverhalten" (hachje ....) und so´n weiches, subjektives Personen-Charakter-, Sympathie- und Empfindlichkeiten-bezogenes Gedöns ginge. Und als ob die Tatsache, dass eine vermeintlich verprellte Vorstandsmehrheit zurücktritt, ALLEIN schon einen Vorstandsvorsitzenden disqualifizieren könne und selber auch zum Rücktritt zwinge.

Das glaube ich niemals. Das ist doch 100-prozentig ein ziemlich fieses, hoch emotionales, ganz sicher zwei-seitiges inhaltliches und Macht-Ding, das ist doch 1000 Meilen weit zu riechen.

Vielleicht erfahren wir ja dann doch auch noch von DAZ und AdHoc näheres darüber, was dahinter steckt, außer bloß immer wieder "der böse böse autokratische Weidemann" und "Zusammenarbeit nicht mehr möglich".

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