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Robert-Koch-Institut
Vermehrte Infektionen mit Hantaviren
Mehr Bucheckern, mehr Mäuse, mehr Hantaviren – so lautet der Entwicklungszyklus und die konsekutive Erklärung für die derzeit außergewöhnlich hohe Infektionsrate mit dem Virus. Wie stecken sich Menschen an? Und warum man Ostereiersuchen in staubigen Scheunen vermeiden sollte.
Hantaviren sind auf dem Vormarsch. Zumindest in einigen Regionen der Bundesrepublik. So meldet das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg bislang 108 Fälle für 2017 – im gesamten Jahr 2106 waren es weniger gewesen, nämlich gerade einmal 84. Auch wenn Baden-Württemberg ein Land mit besonders hoher Aktivität ist, zeigt sich dieser Trend bundesweit. Denn auch das Robert-Koch-Institut (RKI) beobachtet eine verstärkte Virusaktivität und kann für das erste Quartal 2017 bereits von 136 Infektionsfällen berichten. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es gerade einmal 38.
Das RKI findet diese Schwankung jedoch nicht ungewöhnlich: 2016 sei ein Jahr mit auffallend wenigen Hanta-Virus-Infektionen gewesen. Doch ...
... wie kommt der „Hanta-Boost“ 2017?
Schuld daran sind offensichtlich die Buchen. Diese waren im letzten Jahr hinsichtlich ihrer Früchte besonders ertragreich, was den Mäusen ein Schlaraffenland an Nahrung, nämlich mit Bucheckern, beschert hat. Und: Geht´s der Maus gut – vermehrt sie sich. Was hat das nun wiederum mit den Hantaviren zu tun?
Nager stellen das klassische Reservoir für Hantaviren dar. In Deutschland wird das Virus hauptsächlich durch die Rötelmaus und die Brandmaus übertragen. Die Nagetiere scheiden die Viren mit ihrem Speichel, Urin und Kot aus – allein das Einatmen dieser kontaminierten Stäube genügt, dass Menschen sich infizieren können. Ein direkter Kontakt Mensch-Maus ist somit nicht zwingend erforderlich. Allerdings kann auch der Biss eines infizierten Nagers die Hantaviren auf den Menschen übertragen. Hantaviren sind auch außerhalb ihres Wirts längere Zeit stabil und können ihre Infektiosität für mehrere Tage bewahren.
Keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung
Bislang besteht kein Verdacht, dass auch Stechmücken oder Zecken die Viren von einem Wirt auf den nächsten übertragen können. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist auch unwahrscheinlich, dass sich Menschen untereinander mit dem Virus anstecken. Gleiches gilt für infizierte Haustiere. Allerdings beschränkt das RKI seine Aussage auf Hantaviren im europäischen Raum.
In Südamerika hingegen kursiert eine besonders virulente Hantavirus-Art, das Andesvirus. Hier gebe es Hinweise für eine mögliche Übertragung auch von Mensch zu Mensch.
Symptome einer Infektion mit Hantaviren
Die Gattung der Hantaviren umfasst mehrere Arten. Je nach Virustyp, verlaufen die Infektionen unterschiedlich, sowohl in der Ausprägung als auch der Schwere. Laut RKI sind die meisten Infektionen asymptomatisch. Nur in wenigen Fällen zeigen sich klinische Beschwerden. Diese beginnen meist schlagartig und werden unter dem Begriff Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) zusammengefasst.
Für die in Deutschland hauptsächlich zu findenden Hantaviren, das Puumala- und Dobrava-Belgrad-Virus, sind schwere hämorrhagische Verläufe selten. Meist äußert sich die Infektion durch grippeartige Symptome – hohes Fieber über 38,5 °C mit Kopfschmerzen, Abdominal- und Rückenschmerzen – mit Nierenbeteiligung in Form einer Proteinurie und Hämaturie. Die Nierenfunktionsstörungen können in ihrer schwersten Ausprägung bis zum Nierenversagen führen.
Die Inkubationszeit nach Ansteckung liegt in der Regel zwischen zwei und vier Wochen. In seltenen Fällen auch mal nur bei wenigen Tagen oder mehr als zwei Monaten.
Therapie bei Hantaviren rein symptomatisch
Es gibt keine kausale Therapie bei einer Infektion mit dem Hantavirus. In einzelnen Fällen kann eine frühzeitige Behandlung mit Ribavirin erfolgreich sein. Ansonsten erfolgt die Therapie rein symptomatisch – intensivmedizinisch bei Blutungen und Nierenversagen.
Eine Infektion mit Hantaviren unterliegt der Meldepflicht.
Wer ist gefährdet für eine Infektion mit Hantaviren?
Gefährdet für Infektionen mit Hantaviren sind vor allem Menschen, die in irgendeinen Kontakt mit Nagern kommen können – das sind Forstarbeiter, Landwirte aber auch Hobbygärtner oder Menschen, die sich hin und wieder in Ställen oder Scheunen aufhalten. Für das bevorstehende Osterwochenende gilt also: Keine Verstecke in Scheunen wählen. Denn auch eine Übertragung durch mit Hantaviren kontaminierte Lebensmittel ist möglich.
Insbesondere Reinigungsarbeiten können dazu führen, dass vermehrt infektiöse Stäube aufgewirbelt und eingeatmet werden. Das RKI empfiehlt, bei Säuberungsaktionen die Räumlichkeiten vorher zu befeuchten, das vermindere die Staubbelastung.
Warum heißen Hantaviren „Hantaviren“?
Hantaviren gibt es weltweit. Ihr Name leitet sich von einen Fluss in Südkorea ab – dem Hantan. Während des Koreakrieges in den Fünfzigerjahren erkrankten rund 3000 amerikanische Soldaten an hohem Fieber. Bei vielen versagten die Nieren. Es gelang allerdings erst Jahre später, 1977, das ursächliche Virus hierfür zu identifizieren. Es bekam den Namen „Hantaan“.
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