Noch vor der Bundestagswahl

Minister Schmidt will rasches Tabak-Werbeverbot 

Berlin - 17.04.2017, 16:45 Uhr

Tabakwerbung ist in Deutschland immer noch  erlaubt. (Foto: picture alliance/JOKER)

Tabakwerbung ist in Deutschland immer noch  erlaubt. (Foto: picture alliance/JOKER)


Deutschland ist das einzige Land in Europa, in dem Tabak-Werbung im Außenbereich noch erlaubt ist. Einen Gesetzentwurf, das zu verbieten, gibt es schon seit gut einem Jahr. Ernährungsminister Christian Schmidt drängt nun darauf, das Verbot durchzusetzen. 

Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) hat den Bundestag aufgerufen, den Widerstand gegen das von der Regierung beschlossene Tabak-Werbeverbot aufzugeben. „Deutschland ist das einzige Land in Europa, in dem Tabakwerbung im Außenbereich noch erlaubt ist“, sagte Schmidt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wir haben über 120 000 Tabak-Tote im Jahr und immense gesundheitliche Folgekosten des Rauchens.“

Der Gesetzentwurf liege im Bundestag, so Schmidt. Er Ich fordert alle Fraktionen auf, sich noch vor der Bundestagswahl darauf zu verständigen. Ein baldiges Verbot von Tabakwerbung hatte jüngst auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), gefordert.

Tabakwerbung erzeuge Sucht, betonte Schmidt. Da gebe es für ihn auch keinen Unterschied zwischen Tabak und Cannabis. Zum Schutz gerade von Jugendlichen müsse klare Kante gezeigt werden. Der Gesetzentwurf, den das Kabinett schon im April 2016 beschlossen hat, ist bisher im Bundestag nicht zur Abstimmung gekommen. Grund ist der Widerstand in Teilen der Unionsfraktion und der SPD.

Tut Deutschland zu wenig?

Erst vor vor Kurzem zeigte eine im Lancet veröffentlichte Studie, dass die Zahl der Raucher in Deutschland zwar abnimmt, aber weniger im globalen Durchschnitt. Hierzulande ging die Zahl der Raucher bei den Männern in den vergangenen 25 Jahren um im Schnitt 0,9 Prozent pro Jahr zurück, bei den Frauen lediglich um 0,3 Prozent. Der Anteil der Raucher an der weltweiten Gesamtbevölkerung hingegen schrumpft stark. Er ist zwischen 1990 und 2015 um fast ein Drittel auf 15,3 Prozent zurückgegangen. In absoluten Zahlen liegt Deutschland mit 16,3 Millionen unter den Top-Ten der Staaten mit den meisten Rauchern.

Für Experten ist dies nicht verwunderlich. In Deutschland werde vergleichsweise wenig für die Tabakprävention getan, erklären sie und verwiesen in diesem Zusammenhang auch darauf, dass in Deutschland Tabak-Werbung immer noch ohne Einschränkung erlaubt sei.

Den weltweiten Rückgang begründen die Forscher damit, dass viele Länder mittlerweile den Kampf gegen das Rauchen aufgenommen haben


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Deutschland auf dem vorletzten Platz der Tobacco Control Scale!

von Alexander am 17.04.2017 um 17:00 Uhr

Ende März hat die Association of European Cancer Leagues die Tobacco Control Scale 2016 veröffentlicht (siehe tobaccocontrolscale.org). Bewertet werden die Verhältnisse in 35 europäischen Staaten. Deutschland belegt einen beschämenden vorletzten Platz!

Auf der anderen Seite erfährt man bei Lobbycontrol, dass der Tabakkonzern Philip Morris von 2010 bis 2015 544.000 Euro in Form sogenannter "Sponsoring-Gelder" an Union, SPD und FDP gezahlt hat.

Was hier passiert, ist ein gesundheitspolitischer Skandal!

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