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Umfrage
Antibiotika-Resistenzen beunruhigen Mehrheit der Deutschen
Bei der Frage nach den größten Gefahren für die Lebensmittelsicherheit zeigen sich drei von fünf Deutschen über Antibiotika-Resistenzen beunruhigt, wie eine Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung ergibt. Andere Themen wie die heimische Lebensmittelhygiene oder lebertoxische Pyrrolizidinalkaloide geben hingegen wenigen Menschen Anlass zur Sorge.
In seinem „Verbrauchermonitor“ erhebt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nun zum vierten Mal, wie die Deutschen gesundheitliche Risiken einschätzen. Laut der repräsentativen, vom Institut Emnid mit über 1000 Teilnehmern durchgeführten Umfrage führen das Rauchen (19 Prozent) Umweltbelastung (17 Prozent), ungesunde oder falsche Ernährung (14 Prozent) wie auch Alkohol (14 Prozent) die Liste der größten Risiken aus Verbrauchersicht an. Zusammen mit dem Thema Gentechnik und Genmanipulation landete der Bewegungsmangel auf einem hinteren Platz – mit 7 Prozent gab nur jeder vierzehnte Befragte dies als eines der aus seiner Sicht drei größten gesundheitlichen Risiken an.
Obwohl die Gentechnik nur von wenigen Deutschen als großes Risiko eingeschätzt wird, führt sie die Liste der bekanntesten Themen an – 93 Prozent aller Befragten gaben an, von gentechnisch veränderten Lebensmitteln gehört zu haben. Auf dem zweiten Platz landeten mit 88 Prozent Antibiotikaresistenzen. Gefälschte Lebensmittel oder Reste von Pflanzenschutzmitteln, Mikroplastik oder Keime in diesen machten das Mittelfeld der bekanntesten Gesundheitsprobleme aus Verbrauchersicht aus. Nur vor dem Thema „Genome Editing“, von dem 84 Prozent der Bundesbürger laut der Umfrage noch nie etwas gehört hatten, landeten die leberschädlichen Pyrrolizidinalkaloide in Tees: Diese sind nur jedem Dritten bekannt.
Nur noch jeder Zweite beunruhigt
Obwohl das gesundheitsschädigende Potenzial von Pyrrolizidinalkaloiden wissenschaftlich unbestritten ist, wie das BfR in einer Stellungnahme betont, zeigt sich nur jeder zweite der Befragten, die das Thema kennen, hiervon beunruhigt. Im Vorjahr war dies noch deutlich anders: 2016 hatten 28 Prozent der Befragten angegeben, dass sie das Thema kennen – und genauso viele beunruhigte es.
Hingegen führen Antibiotikaresistenzen wie im
Vorjahr die Liste der beunruhigendsten Themen an: 59 Prozent aller Befragten
zeigten sich hierüber besorgt, 56 Prozent über gentechnisch veränderte
Lebensmittel und 52 Prozent über Reste von Pflanzenschutzmitteln in
Lebensmitteln. Während die Rangliste gleich blieb, lagen diese Werte im Jahr
2016 noch rund 7 Prozent über den aktuellen Zahlen.
Welche Risiken unterschätzen Verbraucher?
Eine knappe Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, dass Qualität und Sicherheit unserer Lebensmittel eher zunehmen oder gleich bleiben, wohingegen 46 Prozent der Umfrageteilnehmer sie eher sinken sehen. Kosmetika sind aus Sicht von 39 Prozent der Befragten „nicht sicher“ oder „eher weniger sicher“ – die Zahl nahm im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent ab. Spielzeug oder Textilien werden von rund 10 Prozent mehr als unsicher eingeschätzt.
„Es zeigt sich aber nach wie vor, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch Risiken unterschätzen, die aus Sicht der Risikobewertung wichtig sind, wie z.B. Pyrrolizidinalkaloide im Tee, Acrylamid in Lebensmitteln oder die Lebensmittelhygiene im eigenen Haushalt“, erklärte der BfR-Präsident Andreas Hensel in einer Pressemitteilung. Ein Thema, dem aus wissenschaftlicher Sicht von Verbrauchern deutlich zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird, sei die Lebensmittelhygiene zu Hause, betont das Institut. „Über sie ist wie schon in den Vorjahren in der gestützten Abfrage nur eine kleine Minderheit beunruhigt“, heißt es in der Mitteilung. Im Gegensatz dazu seien 34 Prozent über die Lebensmittelhygiene in der Gastronomie besorgt.
Was ist zu tun?
Mit 55 Prozent der Befragten wünscht sich nach wie vor eine knappe Mehrheit mehr staatliche Maßnahmen zum Schutz vor gesundheitlichen Risiken – für ein gutes Drittel wäre die Bereitstellung von wissenschaftlich gesicherten Informationen ausreichend, um sich eine eigene Meinung bilden zu können.
„Die Ergebnisse des aktuellen Verbrauchermonitors zeigen, wie wichtig es ist, Erkenntnisse und überprüfbare Resultate aus der Forschung stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken“, betont das BfR. Es verweist darauf, dass am kommenden Samstag, den 22. April 2017, zu diesem Zweck Wissenschaftler auf der ganzen Welt zum „March for Science“ aufgerufen haben. „In 14 deutschen Städten, darunter Berlin, finden Kundgebungen statt, um für wissenschaftlich fundierte Fakten und gegen postfaktische Auffassungen als Diskussionsgrundlage öffentlicher Debatten zu demonstrieren“, erklärt das Bundesinstitut.
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