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Beratungs-Quickie
Atembeschwerden und Kopfschmerzen durch Glaukomtherapie?
Welche Punkte sind bei der Beratung in der Apotheke wichtig? Was für Zusatzinformationen können Sie zu den verordneten Arzneimitteln geben? Im „Beratungs-Quickie“ stellen wir jeden Donnerstag einen neuen Fall vor. Diesmal geht es um eine Verordnung über Augentropfen zur Glaukomtherapie sowie ein Dosieraerosol gegen Bronchospasmen für eine ältere Dame.
Die Kundin legt ihr Rezept in der Apotheke vor und fügt hinzu, dass sie auf jeden Fall noch eine Packung Thomapyrin® brauche.
Verordnet sind eine N3-Packung Augentropfen Xalacom® mit sechs Fläschchen zu 2,5 ml sowie eine N1-Packung Bronchospray® novo, die ein Dosieraerosol mit 200 Einzeldosen enthält.
Das Rezept ist vollständig und eindeutig. Der Aut-idem-Austausch ist nicht ausgeschlossen, Rabattverträge sind daher zu beachten. Die Kundin ist gebührenpflichtig. Ab Ausstellungsdatum ist die Verordnung eine Monat gültig.
Auf Nachfrage des Apothekers, ob sie
oft unter Atemnot leide, berichtet die Kundin, dass sie nur als junge Frau
Asthma gehabt habe. Seit einigen Wochen bekäme sie plötzlich wieder schlecht
Luft. Die Augentropfen seien nicht neu für sie. Ihr Augenarzt habe sie ihr
bereits einmal verordnet. Diesmal war ihr Hausarzt so nett, ihr die
Augentropfen aufzuschreiben.Die Augentropfen enthalten die beiden
Wirkstoffe Latanoprost und Timolol. Die Substanzen senken den Augeninnendruck
über unterschiedliche Wirkungsmechanismen.
Beratungs-Basics
Latanoprost, ein Prostaglandin-Analogon, verbessert den Kammerwasserabfluss. Der nicht selektive β1- und β2-Adrenozeptorblocker Timolol verringert die Kammerwasserproduktion.Die Kombination wird zur Behandlung eines erhöhten Augeninnendrucks bei Offenwinkelglaukom eingesetzt, wenn eine lokale Monotherapie mit einem Betablocker oder Prostaglandin-Analogon nicht ausreichend wirksam ist. Die Dosierung beträgt einmal täglich einen Tropfen in das / die betroffene/n Auge/n, am Besten abends.
Bei Arzneimitteln zur Anwendung am Auge sind Hygiene und die korrekte Applikation besonders wichtig. Die Augentropfen werden mit sauberen Händen und ohne die Tropfspitze zu berühren bei leicht zurück geneigtem Kopf in den äußeren Augenwinkel getropft. Dafür wird das Unterlid mit einem Finger heruntergezogen und durch sanften Druck auf die Flasche ein Tropfen in den Bindehautsack eingebracht. Anschließend ist das Auge für wenige Minuten zu schließen. Dabei sollte mit einem Finger ein leichter Druck auf den Tränenkanal ausgeübt werden. Dadurch wird eine ausreichend lange Verweildauer der Wirkstoffe im Auge gewährleistet und eine systemische Wirkung vermindert.Vor allem bei älteren Personen mit feinmotorischer Einschränkung empfiehlt sich die Anwendung von Tropfhilfen, wie zum Beispiel Autodrop® Applikationshilfe.
Welches sind die Nebenwirkungen von Latanoprost?
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Latanoprost zählen lokale Unverträglichkeiten und bei längerfristiger Gabe eine Veränderung der Augenfarbe. Die Irispigmentierung ist irreversibel und darf deshalb in der Beratung nicht unerwähnt bleiben.
Topisch applizierte Ophthalmika werden immer in einem gewissen Ausmaß systemisch resorbiert. Die schwerwiegendsten Nebenwirkungen von Timolol sind systemischer Art, einschließlich Bradykardie, Bronchospasmus und allergischen Reaktionen. Da nach Verabreichung von ophthalmologischen Betablockern über Fälle von Atembeschwerden (einschließlich letal verlaufender Bronchospasmen) bei Asthmatikern berichtet wurde, gelten schwere obstruktive Atemwegserkrankungen als Kontraindikation.
Beide Wirkstoffe können gelegentlich Kopfschmerzen verursachen. Da die Kundin Kopfschmerztabletten wünscht, ist in der Beratung abzuklären, ob ihre Beschwerden im zeitlichen Zusammenhang mit dem Beginn der Glaukomtherapie stehen. Die Dame verneint dies. Sie habe sehr selten Kopfschmerzen und benötige das Thomapyrin® für ihre Hausapotheke.
Das Dosieraerosol enthält das schnell und kurzwirksame β2-Sympathomimetikum Salbutamol. Der Wirkstoff wird zur symptomatischen Behandlung von Erkrankungen mit reversibler Atemwegsobstruktion wie zum Beispiel Asthma bronchiale oder COPD eingesetzt. Bei akuter Atemnot oder Bronchialkrämpfen ist eine Einzeldosis von ein bis zwei Sprühstößen zu inhalieren. Verbessert sich die Atemnot fünf bis 10 Minuten nach Inhalation nicht spürbar, kann eine weitere Einzeldosis verabreicht werden.Tritt daraufhin keine Besserung ein, ist unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Tagesgesamtdosis von sechs Mal zwei Hüben darf wegen der Gefahr kardialer Nebenwirkungen nicht überschritten werden. Ein ansteigender Bedarf ist ein Anzeichen für eine Verschlechterung der Erkrankung.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Tremor, Übelkeit, Schwitzen, Kopfschmerzen, Schwindel und Herzklopfen. Bei Fortführung der Behandlung bilden sie sich meist im Verlauf von ein bis zwei Wochen zurück.
Bei Erstverordnung ist der Kundin die Anwendung des Dosieraerosols genau zu erläutern. Eine genaue Beschreibung zur Anwendung finden Sie hier. Bei älteren Patienten wird der Einsatz einer Inhalationshilfe (Spacer) empfohlen. Die Kundin ist darauf hinzuweisen, ihr Spray für die Akutmedikation jederzeit bei sich zu haben.
Die gleichzeitige Verordnung eines ß2-Sympathomimetikums
mit einem ß-Blocker ist kritisch zu sehen. Dies gilt auch für den
ophthalmologischen ß-Blocker Timolol. Im vorliegenden Fall liegt außerdem der
Verdacht nahe, dass die asthmatischen Beschwerden auf den Einsatz der
timololhaltigen Augentropfen zurückzuführen sind. Die Apotheke muss Rücksprache
mit dem behandelnden Hausarzt und Augenarzt halten.
Auch noch wichtig
Die Augentropfen sind im Kühlschrank zu lagern. Eine angebrochene Einzelpackung darf nicht über 25°C gelagert werden und ist maximal vier Wochen haltbar. Die Kundin sollte das Anbruchsdatum auf dem dafür vorgesehenen Etikett auf der Tropfflasche vermerken. Da der Inhalt lichtempfindlich ist, sind die Tropfflaschen stets im Umkarton aufzubewahren.
Kontaktlinsen sind vor der Anwendung zu entfernen und frühestens nach 15 Minuten einzusetzen. Allgemein gilt: Bei einer Therapie mit verschiedenen Ophthalmika ist unbedingt ein zeitlicher Abstand von mindestens zehn Minuten einzuhalten.Wechselwirkungen mit verordneten Arzneimitteln und in der Selbstmedikation sind zu beachten.
Nichtsteroidale Antirheumatika sind
zur Schmerzbehandlung bei Asthma bronchiale nicht geeignet. Die Kundin soll die
Anwendung von Thomapyrin® unterlassen. Ihr ist stattdessen Paracetamol als
Monopräparat zu empfehlen. Bei dem Wunsch nach einer Behandlung
von niedrigen Blutdruck (Schwindel, Orthostaseprobleme) ist eine Rücksprache
mit dem behandelnden Augenarzt notwendig.
Darf`s ein bisschen mehr sein?
• Senken medikamentöse Maßnahmen den Augendruck nicht ausreichend, kommt die Laserchirurgie oder ein operativer Eingriff wie die Trabekulektomie in Betracht.
• Zur Asthmaprävention sind Anfallsauslöser, wie aktiv/passiv Rauchen, Allergene und Schadstoffe, zu meiden.
• Eine Verlaufskontrolle der Asthmatherapie kann durch tägliche Selbstkontrolle mittels Peak-flow-Meter erfolgen.
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