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- Eine Landapotheke weniger
Nach 308 Jahren steht die Apotheke Sachsenhagen in der viertkleinsten Stadt Niedersachsens seit Ende Mai vorerst leer. Einen Tag nach seinem 80. Geburtstag schloss der Apotheker Günter Goepfert den Laden ab. Apotheker Steffen Burckhardt, der die Schwesterapotheke im Nachbarort übernommen hat, würde die alte Offizin gerne als Filiale weiterführen, findet aber keine Approbierten als Leiter.
Nicht weit entfernt vom Steinhuder Meer, dem größten See Nordwestdeutschlands in Niedersachsen gibt es viel Landschaft, weniger Menschen, anscheinend kaum pharmazeutisches Fachpersonal und – als eine Folge davon – zunehmend weniger Apotheken. Eine, die bereits 308 Jahre Geschichte in ihren denkmalgeschützten Mauern trägt, steht aus diesem Grund vorerst leer und könnte Ende des Jahres ebenfalls nur noch Geschichte werden, wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht.
1709 wurde die Apotheke in Sachsenhagen gegründet, heute mit nur rund 1900 Einwohnern die viertkleinste Stadt Niedersachsens und zum Landkreis Schaumburg gehörend. Am 27. Mai 2017 schlossen sich zum vorerst letzten Mal die Pforten der Offizin. Apotheker Günter Goepfert hatte einen Tag vorher seinen 80. Geburtstag gefeiert und gab seinen Stammkunden am letzten Tag noch einen Sekt aus. 47 Jahre hatte er bis dahin hinter dem HV-Tresen gestanden.
Approbierter als Filialleiter auf dem Land nicht zu finden
Eigentlich wäre die Nachfolge gut geregelt gewesen, denn sein Sohn Jan-Christoph Goepfert hatte bereits vor sechs Jahren die Apotheke Sachsenhagen und die Schwesteroffizin, die Glückauf-Apotheke im Nachbarort Lindhorst, übernommen. 2016 verstarb der Apotheker jedoch überraschend mit nur 38 Jahren. Günter Goepfert suchte ein Jahr lang nach einem Nachfolger – zumindest mit teilweisem Erfolg. Denn der Apotheker Steffen Burckhardt, der in Steinhude nahe dem Ufer des Steinhuder Meers bereits die Anker-Apotheke besitzt, übernahm Anfang Juni die Glückauf-Apotheke in Lindhorst. „Gerne würde ich auch die Apotheke Sachsenhagen als Filiale betreiben, wenn ich nur einen Vollapprobierten als Filialleiter dort fände“, sagt er.
Apothekenschließung droht, weil kein Apothekenleiter gefunden wird
Pharmazeutisches Fachpersonal auf dem Land sei praktisch nicht zu finden. Selbst PTA-Stellen seien nur schwer zu besetzen, sagt Burckhardt. Bis Ende Mai hätte er jemanden finden müssen, um die Apotheke auch in Sachsenhagen weiter betreiben zu können. So stehe die Apotheke nun erst einmal leer, die Ware sei bereits ausgeräumt. „Mir tut das ja auch leid. Aber die Apotheke in Sachsenhagen rechnet sich leider nur als Filialapotheke“, sagt der 41-Jährige. Die Glückauf-Apotheke im mit rund 4300 Einwohner etwas mehr als doppelt so bevölkerten Nachbarort Lindhorst sei für ihn einträchtiger als die Traditionsreiche in Sachsenhagen. „Das muss sich ja rein betriebswirtschaftlich rechnen“, entgegnet er dann auch, wenn vor allem die Sachsenhagener ihn bäten, doch die Apotheke in Lindhorst zu schließen und dafür die in Sachsenhagen weiter zu betreiben. Unter anderem der Bürgermeister Sachsenhagens, Ralf Hantke, setzt sich dafür ein, die bislang einzige Apotheke in seiner Stadt zu erhalten. Es fehle nun ein Stück Grundversorgung, sagte er der Zeitung Schaumburger Nachrichten.
Rezeptsammelstelle statt Apotheke in Sachsenhagen
Die Sachsenhagener kommen unterdessen nun häufig in die rund sechs Kilometer entfernte Glückauf-Apotheke. Einmal den Mittelandkanal müssen die Menschen dafür mit Auto, Bus oder Bahn überqueren. Dort treffen sie dann auf bekannte Gesichter, denn Apotheker Burckhardt hat das gesamte Personal der Apotheke Sachsenhagen in die Glückauf-Apotheke übernommen.
Wer den Weg nicht auf sich nehmen kann oder will, für den hat der Apotheker ebenfalls eine Lösung gefunden: eine Rezeptsammelstelle. In der Nähe des Rathauses steht der Rezeptbriefkasten, den Mitarbeiter der Glückauf-Apotheke zweimal täglich, morgens und nachmittags leeren. Die Medikamente bekommen die Patienten dann ebenfalls zweimal täglich per Lieferservice.
Im Herbst entscheidet sich die Zukunft der alten Apotheke
Aktuell suche er nicht weiter nach einem Apotheker für die Offizin in Sachsenhagen, sagt Burckhardt. „Ich habe aktuell einen zwölf bis 14 Stunden Tag hier in Lindenhorst. Ich komme im Moment gar nicht dazu.“ Im Herbst wolle er sehen, wie es mit der 308 Jahre alten Apotheke weitergehen könne, auf die er zwar ein Vorkaufsrecht habe, die ihm aber im Gegensatz zur Glückauf-Apotheke derzeit nicht gehört. Und nicht nur, dass es einfach kein Fachpersonal in der Gegend gäbe, macht ihm dabei Sogen, sondern auch, dass eine Wiedereröffnung und damit verbundene mögliche Umbaumaßnahmen auch am Denkmalschutz des historischen Gebäudes scheitern könnten. „Dann wäre es wohl definitiv vorbei“, sagt Burckhardt.
2 Kommentare
Bald sind die 20000 gebrochen !
von Ratatosk am 09.06.2017 um 18:48 Uhr
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AW: Bald sind die 20000 gebrochen
von Heiko Barz am 09.06.2017 um 19:55 Uhr
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