Apotheker und MdB Michael Fuchs (CDU)

Risikokapital statt Rx-Versandverbot

Berlin - 12.06.2017, 12:30 Uhr

Offenbar zielt der Apotheker Michael Fuchs (CDU) nicht auf die Stimmen von Apothekern. (Foto: dpa)

Offenbar zielt der Apotheker Michael Fuchs (CDU) nicht auf die Stimmen von Apothekern. (Foto: dpa)


Neuen Geschäftsmodellen wie dem Arzneimittel-Versandhandel sollte die Politik „mit offenen Armen“ begegnen, erklärt der einzige Apotheker im derzeitigen Bundestag, Michael Fuchs (CDU). In einem Thesenpapier fordert er, dass die Rahmenbedingungen für Risikokapital verbessert werden müssten – und Deutschland ein Land der Unternehmenspioniere werden sollte.

Der zum Ende der Legislaturperiode ausscheidende letzte Apotheker im Bundestag, Michael Fuchs (CDU), stellt sich in einem Thesenpapier gegen seinen Parteifreund Hermann Gröhe und die Standesvertretung deutscher Apotheker. „Starke Wirtschaft – sichere Zukunft: Themen und Thesen für eine vorausschauende Ordnungspolitik“ ist das 13-seitige Papier überschrieben. Nach zwölf Jahren unionsgeführter Regierung sei die deutsche Wirtschaft in exzellenter Verfassung, schreibt Fuchs – doch gebe es beispielsweise auch „Neo-protektionistische Tendenzen“.

Neuen Geschäftsmodellen wie dem Arzneimittel-Versandhandel oder auch der Taxi-Konkurrenz Uber müsse „mit offenen Armen und nicht mit protektionistischen Verbotsreflexen begegnet werden“, betont Fuchs. „Deutschland muss noch stärker wieder ein Land der Gründer und der erfolgreichen Unternehmenspioniere werden“, erklärt er im Anschluss.

Der Text betont an vielen Stellen die Vorteile von Liberalisierungen – und dürfte von Versandapotheken wie DocMorris mit Interesse verfolgt werden. Fast klingt es so, als ob Fuchs sich bei ihnen als „Business-Angel“ – also als erfahrener Unternehmer, der Startups mit Rat und Finanzspritzen unterstützt – empfehlen möchte, wenn er schreibt: „Gerade für Beteiligungs- und Risikokapital müssen die Rahmenbedingungen – auch steuerrechtlich – noch besser werden, auch damit ‚Business Angels‘ noch wirksamer mit Kapital und Management-Know-how Impulse für eine moderne, wachsende Wirtschaft und neue Arbeitsplätze geben können.“ Deutschland müsse „ein offenes Land für ausländische Investoren bleiben“, erklärt Fuchs.

An anderer Stelle heißt es beispielsweise, dass der Begriff des Bürokratie-Abbaus bislang zu abstrakt bleibe – „Bürokratie-Warnhinweise auf Gesetzen müssen so plakativ werden wie Gesundheitswarnhinweise auf Zigaretten-Schachteln“, erklärt Fuchs. Er spricht sich auch dafür aus, dass Unternehmer im Verhältnis zu ihren Angestellten entlastet werden sollen. „Arbeitsrechtliche Dokumentationspflichten sollte der Arbeitgeber an den Arbeitnehmer delegieren können“, heißt es. 

Schon im vergangenen Jahr äußerte Fuchs sich kritisch zum Rx-Versandverbot

Im Bundestag hat sich der approbierte Apotheker selten zu Gesundheitsthemen positioniert – seit November 2009 ist er als stellvertretender Unions-Fraktionsvorsitzender für die Themen Wirtschaft und Energie, Mittelstand und Tourismus zuständig.

Schon zuvor hatte Fuchs das Rx-Versandverbot kritisch betrachtet. „Wir brauchen eine dauerhaft hochwertige Arzneimittel-Versorgung in der Fläche“, erklärte er im vergangenen Jahr. „Wir brauchen aber auch eine europarechtlich wasserfeste Lösung. Und wir können Veränderungen im Zuge der Digitalisierung nicht ausblenden.“

Der 68-jährige Abgeordnete tritt für die Bundestagswahl im September nicht mehr an. Er hatte von 1967 bis 1973 in Erlangen und Bonn Pharmazie studiert und drei Jahre später in Biochemie promoviert. Während seines Militärdienstes wurde Fuchs zum Stabsapotheker ausgebildet, verließ danach jedoch die Pharmazie. „Nach dieser Ausbildungsphase packte Michael Fuchs der Unternehmergeist und er gründete 1980 die Firma Impex Electronic“, heißt es in seiner Biografie.

Seitdem übernahm Fuchs auch viele Aufgaben bei Unternehmer-Verbänden. So saß er im Präsidium der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) und war Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels. Seit 2002 ist Fuchs im Bundestag vertreten. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

das ist doch kein Apotheker

von Michael Göring am 12.06.2017 um 19:25 Uhr

Herrn Fuchs kann man doch nicht mehr als Apotheker bezeichnen, siehe:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/05/23/der-letzte-apotheker-im-bundestag-hort-auf
Von Apotheke und deren Aufgaben und Leistungen in der heutigen Zeit hat er sicherlich keine Ahnung .
Mit diesem Statement möchte es sich als Berater für die Zeit nach der Abgeordnetentätigkeit anbiedern

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Dr. Michael Fuchs, zur Person

von Uwe Hüsgen am 12.06.2017 um 19:25 Uhr

Auch das sollte man lesen, will man die Äußerungen von Dr. Michael Fuchs, CDU-MdB, richtig einordnen:

https://www.abgeordnetenwatch.de/2013/01/09/michael-fuchs-kassierte-geld-von-nebuloser-beratungsfirma

http://www.zeit.de/2010/41/Portraet-Fuchs

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AW: Dr. Michael Fuchs, zur Person

von Ulrich Adams am 13.06.2017 um 15:08 Uhr

sehr interessant!!

CDU Apotheker ? oder Vertreter des Großkapitals

von Ratatosk am 12.06.2017 um 18:12 Uhr

Es zeigt sich einfach der Standpunkt, ob man gemeinwohlorientiert ist, oder ob man punktuell dem Großkapital sich noch gefällig zeigen soll.
Die Großindustrie hat schon lange supranationale Interessen, nur für die paar Superreichen ausgerichtet, man frägt sich nur, warum man einen nationalen Politiker hat, dem das Gemeinwohl auch völlig egal ist. Und von wegen hier mit Startups und so argumentieren, macht sich bei Dummis gut, hier geht es um die globalen Giganten. Aber Fuchs denkt sich sicher, merken meine Kollegen eh nicht.

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So läuft der Hase bei Fuchs

von Anita Peter am 12.06.2017 um 12:58 Uhr

"Seitdem übernahm Fuchs auch viele Aufgaben bei Unternehmer-Verbänden. So saß er im Präsidium der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA)"

Damit ist doch klar wie bei Fuchs der Hase läuft...

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