Kommentar zur „Bild“-Serie über Apotheker

„Die wahren Götter in Weiß“

Stuttgart - 20.06.2017, 17:45 Uhr

(Screenshots: BILD)

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„Apotheker plaudern bei Bild“ – klar, das macht neugierig. Erst recht, wenn man Apotheker ist. Bild fragte Kolleginnen und Kollegen – und die plaudern nun munter drauf los. Über sich und ihren Beruf und so einige Klischees. Unterm Strich: Die Beiträge räumen tatsächlich mit einigen Vorurteilen und falschen Annahmen über Apotheker und Apotheken auf. Nur im 5. Teil über „Online vs. Vor-Ort-Shopping“ hätte man sich ein anderes Ergebnis gewünscht.

Was Kunden so fragen…

Der erste Teil der Reihe, die übrigens nur für Bild-Plus-Internetnutzer zugänglich ist, startet mit dem Schlüssellocheffekt: „Was Kunden alles fragen“. Macht neugierig. Apotheker Harald Tschernek aus dem bayerischen Pöttmes erzählt von skurrilen Kundenfragen wie beispielsweise „Ich habe Vaginaltabletten verschrieben bekommen, muss ich das dem Priester beichten?“ Verständnisvoll weiß der Apotheker allerdings, dass Fragen wie diese trotz ihrer unfreiwilligen Komik oft einen ersten Hintergrund haben. Und er sagt aber auch, dass nicht jede Geschichte eines Kunden und ihre Probleme ans Herz gehen, sondern auch einfach nur nerven können, wenn sie Gratiszeitschriften wollen, um Cents feilschen und dann im Internet bestellen. Und dass er als Apotheker auch aufklären muss, beispielsweise wenn abgeklärte Kundinnen die „Pille danach“ regelmäßig  als Ersatz zur „Monatspille“ wollen: „Skurril, wenn Menschen so leichtsinnig mit ihrer Gesundheit umgehen.“

Apotheker besser als Ärzte?

Und, halten sich nun Apotheker für besser als Ärzte? Apothekerin Alexandra Gerhardt klärt auf: „Dafür gibt es gar keinen Grund“, sagt sie im Teil 2 der Bild plus-Serie über Apotheker. Denn Arzt und Apotheker sind unterschiedliche Berufe, beide sind Partner auf Augenhöhe, die in der Regel vertrauensvoll zusammenarbeiten. Die Apothekerin räumt auch mit dem Klischee auf, dass Apotheker immer das teuerste Medikament verkaufen würden: „Das wäre unklug.“ Manchmal würden die Kunden aber selbst lieber ein teureres Markenprodukt kaufen wollen.

Auch das Vorurteil, das Apotheker deswegen Apotheker geworden seien, weil sie das Medizinstudium nicht geschafft hätten, ist „Quatsch“, so die Apothekerin. Es sind verschiedenen Berufsbilder, anspruchsvoll und langwierig. Und weil wir gerade bei dummen Vorurteilen sind: Apotheker verdienen sich auch nicht dumm und dusselig. Sein Einkommen hängt vom Standort und der Konkurrenz ab. Und Bild plus fügt hinzu, dass Apotheker als Angestellte nach dem Studium unter 50.000 brutto verdienen, wenn sie sich später den „Traum einer eigenen Apotheke“ erfüllen konnten, durchaus um die 100.000 Euro pro Jahr verdienen. Worauf Apothekerin Gerhardt auch aufmerksam macht: Apotheker kennen ihre Grenzen und schicken ihre Kunden auch zum Arzt, wenn es nötig erscheint.

Was Pillen-Profis verdienen

Im Teil 3 geht Bild-Plus dann den „In“- und „Out“-Produkten nach. Apotheker Alexander Irrgang aus Berlin kennt die saisonalen Verkaufsschlager und weiß: Wenn ein Magazin oder ein Fernsehbeitrag über ein Medikament berichtet, dann wird es vermehrt verlangt. Irrgang hat vor allem einen Trend zur Prophylaxe, zur Vorsorge ausgemacht, manchmal mit Hang zum „Über-Vorbeugen“, wenn beispielsweise Mitzwanziger etwas einnehmen wollen, um später keine Osteoporose zu bekommen.

Und was verdienen die Pillen-Profis hinter der Theke, fragt Bild plus im vierten Teil der Serie. Ist das ein echter Traumjob? Für viele Kunden seien die Apotheker nämlich die wahren „Götter in Weiß“ – weil sie sich Zeit für die Beratung nehmen und (meistens) gleich das passende Medikament aus dem Kittelärmel schütteln können. Apotheker Markus Vivell aus Freiburg weiß, was man alles tun muss, um Apotheker zu werden, und klärt über Studium und Weiterbildung, über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Apothekern und die Arbeitszeiten auf. Und er bestätigt die Einkommen der Apotheker, die zwischen 45.000 Euro und 80.000 Euro liegen, bei Selbstständigen im Durchschnitt bei ca. 100.000 Euro. Und  wenn man mehrere Apotheken hat, sind auch schon mal 500.000 Euro drin, meint der junge Apotheker. Aber er fügt auch hinzu, dass es durchaus Apothekeninhaber gibt, die weniger als ein angestellter Apotheker verdienen – und dann pleitegehen.  

Ein Unentschieden zwischen stationär und online

Nochmal spannend wird’s dann im fünften Teil der Bild plus-Serie: Das Online-Portal vergleicht „online vs. Vor-Ort-Shopping“. Apotheker Jörg Rott aus Trebur kommt hier zu Wort und nennt die Vor-Ort-Vorteile wie Schnelligkeit, gute Angebote, Kundenkarten mit Rabattaktionen. Etwas anders sieht das allerdings Apotheker Harald Steinert aus Hildesheim von der easy-Apotheke online: Versandhandel ist im Schnitt günstiger für die Kunden. Weitere Vor- und Nachteile werden ausgetauscht, so dass am Ende das Fazit bei Bild plus lautet: 3: 3, also ein Unentschieden.

Bei Preis, Bezahlmöglichkeiten und Diskretion punktet Online, bei Schnelligkeit, Fälschungssicherheit und fachlicher Beratung hat die Vor-Ort-Apotheke die Nase vorn. Und Bild plus kommt zu dem salomonischen Rat für die Kunden: „Es muss kein Entweder-Oder sein…, nutzen Sie doch einfach beide Optionen.“

Auch wenn man dieses Fazit als Präsenzapotheker durchaus anders sehen kann – die Bild-Serie räumte tatsächlich mit vielen Klischees und Vorurteilen auf und ließ uns Pharmazeuten im richtigen Licht erscheinen. Man sollte öfters mal die Apotheker selbst fragen!



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Dankbarkeit

von Ulrich Ströh am 20.06.2017 um 19:13 Uhr

Na ja,ein Unentschieden als gefühlten Sieg zu empfinden....spricht für die übliche apothekerliche Bescheidenheit!

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Easy

von Frank ebert am 20.06.2017 um 18:52 Uhr

Zu easy braucht man nichts zusagen , ich kenne viele die nur Preis können und sonst nichts. Ist in der heutigen Zeit halt angesagt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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