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Großhändler
Sanacorp warnt vor „dramatischem“ Marktumbruch
Die pharmazeutische Großhandelsgenossenschaft Sanacorp schüttet für das vergangene Geschäftsjahr an die gut 7700 Mitglieder eine nahezu unveränderte Dividende von bis zu 14 Prozent je Anteil aus. Doch Vorstandschef Herbert Lang sieht den Markt in einem dramatischen Umbruch – mit Folgen für den Großhändler und die Apotheker.
Das Marktumfeld des Planegger Großhändlers Sanacorp ist heftig in Bewegung, doch die jährliche Ausschüttung an die gut 7700 Genossenschaftsmitglieder des Unternehmens bleibt stabil. Diese Botschaft verkündete Vorstandschef Herbert Lang auf der Vertreterversammlung von Sanacorp am vergangenen Wochenende in München. Demnach erhalten die Genossenschaftler für jeweils drei Pflichtanteile eine gegenüber dem Vorjahr leicht erhöhte Basisdividende von 3,15 (2015: 3,1) Prozent beziehungsweise 236 Euro. Wer zudem mit der Genossenschaft einen Jahresumsatz von mehr als 400.000 Euro erzielt hat, erhält eine Zusatzdividende von 10,85 (11,0) Prozent beziehungsweise 814 Euro. In der Summe können die Mitglieder also bis zu 1050 Euro Dividende für eine Einlage von jeweils 7500 kassieren.
Doch die Ausschüttungspolitik ändert sich. Wie bereits im vergangenen Jahr beschlossen, tritt ab 2017 eine höhere Umsatzschwelle für die Zusatzdividende in Höhe von 600.000 Euro in Kraft. Als Begründung führten Vorstand und Aufsichtsrat damals den stark gestiegenen Umsatz von hochpreisigen Arzneimitteln sowie das durchschnittliche Umsatzvolumen einer Apotheke von 2,02 Millionen Euro an.
Dramatischer Wandel im Markt
Derweil sieht der Sanacorp-Chef das Marktumfeld in einem „dramatischen“ Wandel. Als „alarmierend“ bezeichnete er beispielsweise das wachsende Direktgeschäft der Pharmahersteller. Dies wirke sich unmittelbar auf die Wirtschaftlichkeit des Pharmagroßhandels aus und habe mittlerweile ein „besorgniserregendes Niveau“ erreicht. Damit verbunden sei die Tatsache, dass die Hersteller den Händlern zeitweise nur noch Kontingente zuteilten. Der Sanacorp seien dabei die Hände gebunden - „von uns bestellte Mengen werden vom Hersteller eigenverantwortlich limitiert“, so Lang. Dadurch sei das Unternehmen immer häufiger nicht in der Lage, den Bedarf der Kunden vollständig zu decken. Dies habe wiederum zur Folge, dass die Apotheker Arzneimittel direkt beim Hersteller beziehen müssten, was höhere Kosten nach sich ziehe. Nach den Worten Langs wird durch diese Praxis der Pharmahersteller der vollversorgende pharmazeutische Großhandel in seinen zentralen Aufgaben untergraben. In der Summe sieht der Manager die Leistungsfähigkeit des Großhandels gefährdet, wozu auch der „irrationale Rabattwettbewerb“ und der Trend zu hochpreisigen Arzneimitteln, der die Mischkalkulation gefährde, beitragen.
Lang will Apotheker in die digitale Welt führen
Das Urteil des EuGH zu Rx-Boni bezeichnete Lang als „wettbewerbsverzerrende Entscheidung“. Ausländische Versender würden dadurch gegenüber inländischen Apotheken bevorzugt. Das Betreiben einer stationären Apotheke insbesondere im ländlichen Raum werde dadurch noch unattraktiver. Sollte das EuGH-Urteil ohne regulatorische Konseqenzen bleiben, legitimiere die Politik einzelnen Patientengruppen finanzielle Vorteile durch die Nutzung alternativer Vertriebswege auf Kosten des Gemeinwohls. Dies, so Lang, sei ein „eklatanter Widerspruch zum Solidarsystem unseres Gesundheitssystems“.
Gleichzeitig plädierte er dafür, auf die zunehmende Digitalisierung des Arzneimittelhandels zu reagieren und beispielsweise aus der Entwicklung in der Buchbranche und dem Siegeszug von Amazon zu lernen. Das Erfolgsgeheimnis heiße Multi- oder Omni-Store-Channel-Strategie. Die Kunden müssten über mehrere Kanäle erreicht werden, Präsenz und Versand sollten kombiniert werden. „Holen wir also aus zum Gegenschlag und wagen den Schritt in die digitale Welt“, so Lang. Sanacorp biete den Apothekern dazu Unterstützung an und werde seine Angebote in naher Zukunft deutlich ausbauen.
Umsatz rauf, Ergebnis runter
Trotz des rauen Umfeldes konnte die Sanacorp Pharmahandel GmbH als operativ tätige Gesellschaft des Konzerns im vergangenen Jahr den Umsatz um 2,7 Prozent auf 4,39 Milliarden Euro steigern. Damit sei das Unternehmen über dem Markt gewachsen, der nach den Worten von Lang um zwei Prozent zulegte. Dagegen ging das Ergebnis vor Steuern gegenüber dem Vorjahr um rund 5,1 Millionen Euro auf 24,58 Millionen Euro zurück. Mit einer Umsatzrendite von 0,56 Prozent ist das Unternehmen damit von seiner Zielgröße von 0,8 Prozent entfernt.
Der Gesamtkonzern brachte es 2016 bei einem Umatz von 4,1 Milliarden Euro auf einen Jahresüberschuss von 20 (2015: 20,5) Millionen Euro. Dabei seien leichte Einbußen im Deutschlandgeschäft durch positive Entwicklungen der Tochtergesellschaften in Frankreich und Belgien kompensiert worden.
Mutterunternehmen des Konzerns ist die Sanacorp eG Pharmazeutische Großhandlung, die 100 Prozent an der Sanacorp Pharmaholding AG hält. Diese wiederum ist mit 50 Prozent an der italienischen Sanastera S.p.A. beteiligt, die ihrerseits die Anteile an den operativen Gesellschaften in Deutschland, Frankreich und Belgien hält.
Rückläufige Zahlen prognostizierte Lang auch bei der künftigen Mitgliederentwicklung der Genossenschaft. Als Konsequenz der zunehmenden Filialisierung und der rückläufigen Gesamtzahl der Apotheken rechnet er damit, dass die Anzahl der aktuell 7703 Genossenschaftsmitglieder „tendenziell eher sinken“ wird.
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