Krawalle vor Hamburger Apotheke

„Das war fast wie im dritten Weltkrieg“

Hamburg - 08.07.2017, 12:30 Uhr


Noch am Donnerstag machte sich Apothekerin Anette Kullik, die im Hamburger Schanzenviertel die Stern-Apotheke betreibt, wenig Sorgen um die Demonstranten, die gegen den G20-Gipfel in der Stadt protestieren. Nach den Krawallen vom Freitag, bei denen auch ihre Offizin zu Schaden kam, ist sie entsetzt über die Gewaltexzesse.

„Ich bin immer noch gerne hier im Schanzenviertel“, sagt Apothekerin Anette Kullik, die in Hamburg mitten im Stadtviertel Sternschanze unweit der Roten Flora ihre Stern-Apotheke betreibt. Auch nach den Krawallen, die am Freitagabend insbesondere in dem Stadtviertel eskalierten. „Bei uns ist zum ersten Mal bei einer Demonstration eine Schaufensterscheibe kaputt gegangen“, sagt die Apothekerin. Ansonsten hätte man noch Glück gehabt. Noch am Donnerstag hatte sie den Demonstrationen zum G20-Gipfel in der nahe gelegenen Hamburger Messe eher gelassen entgegengesehen. Mit dem Ausmaß der blinden Zerstörungswut hatte sie nicht gerechnet. Und trotzdem öffnete die Stern-Apotheke auch am heutigen Samstagmorgen ihre Pforten, um die Versorgung aufrechtzuerhalten.

„Die Schanze brennt“, zitierten Nachrichtenportale am Freitagabend, 7. Juli, Polizisten, die in dem Hamburger Szeneviertel gegen Krawallmacher vorgingen. Brennende Barrikaden auf den Straßen, Szenen von geplünderten Supermärkten und Drogerien flimmerten über die Fernsehschirme der Nation. Aber auch in kleineren Läden werden die Scheiben eingeworfen, und viele Autos, auch nicht „Kapitalisten-verdächtige“ Kleinwagen, gehen in Flammen auf. Zahlreiche Mietfahrräder wurden verwendet, um Barrikaden zu errichten.

Auch viele kleine Läden sind von den Krawallen betroffen

„Das war fast wie im dritten Weltkrieg. Viele Läden hier – auch ganz kleine, die nun wirklich keine Kapitalisten sind – sind beschädigt worden“, berichtet sie. Freitagabend hatte die Stern-Apotheke bis 22 Uhr geöffnet. „Da war auch noch alles weitgehend in Ordnung, sagt mein Kollege, der da war. Das ist erst später mit Einbruch der Dunkelheit richtig losgegangen“, erzählt sie. Für politischen Protest und die friedlichen Aktivisten an der Roten Flora hat sie natürlich auch weiterhin Verständnis, sagt sie. „Aber diese Gewalt, das hat ja mit Protest überhaupt nichts mehr zu tun.“ Das sei auch gar nicht politisch motiviert gewesen, sondern reine Zerstörungswut.

Es seien Grenzüberschreitungen, die man nicht verstehen könne. „Die wollten ja nur was kaputt machen, hier und auch in anderen Stadtvierteln in Hamburg“, sagt sie. Ihre Scheibe könne ersetzt werden, auch bei ihrem Apotheker-Kollegen von der Jungborn-Apotheke am Schulterblatt sei soweit alles in Ordnung – manche anderen Ladenbesitzer, die sie kennt, habe es aber zum Teil schlimm getroffen. „Da sind einfach Leute in die Stadt gekommen, die Spaß daran haben, Dinge zu zerstören. Das geht gar nicht“, sagt sie.

„Das war hoffentlich eine einmalige Sache“

Aber auch in Zukunft werde sie keine besonderen Vorkehrungen treffen, wenn Demonstrationen angekündigt würden. „Das wird ja jetzt wohl eine einmalige Sache zu diesem Gipfel gewesen sein. Die Randalierer kamen ja nicht von hier, die sind ja von überall her extra angereist.“ Vor den politisch aktiven Leuten aus der Schanze und denen von der Roten Flora fürchtet sie sich auch weiterhin nicht. Da gebe es auch keinen Grund zu.

Als aber beinahe genauso schlimm wie die schwarz vermummten Krawallmacher habe ihr Kollege aber die vielen Gaffer empfunden. Als er Freitagabend um 22 Uhr die Apotheke abschloss und durch das Viertel nach Hause ging, habe er überall Leute gesehen, die mit ihren Handys filmten und den Polizisten im Weg gestanden hätten. „Da kann man auch kein Verständnis für aufbringen“, sagt Kullik.


Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Das war fast wie im dritten Weltkrieg

von Frank Ebert am 09.07.2017 um 13:11 Uhr

....der wird wesentlich schlimmer ! Olaf Scholz müsste eigentlich für sein dummes Gerede vor dem Gipfel zurücktreten

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