Liu Xiaobo

Chinesischer Nobelpreisträger ist gestorben

Shenyang - 13.07.2017, 12:30 Uhr

Am Mittwoch protestierten Demonstranten vor der chinesischen Botschaft in Brüssel für die Freilassung des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo. (Foto: picture alliance/Wiktor Dabkowski)

Am Mittwoch protestierten Demonstranten vor der chinesischen Botschaft in Brüssel für die Freilassung des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo. (Foto: picture alliance/Wiktor Dabkowski)


Der chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo ist laut der Meldung einer chinesischen Justizbehörde aufgrund seiner Krebserkrankung verstorben. Zuvor war er jahrelang inhaftiert. Trotz internationaler Forderungen hatte ihn die chinesische Regierung nicht zu einer Behandlung im Ausland ausreisen lassen, was deutsche und amerikanische Experten gefordert hatten.

Nach einer Meldung der Justizbehörde der chinesischen Stadt Shenyang ist der 61-jährige chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo verstorben, wie Spiegel Online am Donnerstagnachmittag meldete. Nachdem das Krankenhaus zuvor schon über Multiorganversagen und einen septischen Schock berichtet hatte, hätte Liu nach Aussage der Klinik zuletzt für eine künstliche Beatmung intubiert werden müssen, was die Familie abgelehnt habe. Diese Angaben konnten nicht verifiziert werden, da die Behörden es Lius Familienmitgliedern nicht erlaubt haben, mit Journalisten zu sprechen.

Unterstützer von Liu hatten bis zuletzt gefordert, dass er im Ausland behandelt werden sollte. Am Wochenende hatten der Chirurg Markus W. Büchler von der Uniklinik Heidelberg sowie sein US-amerikanischer Kollege Joseph M. Herman Lui untersucht und mit ihm gesprochen. Entgegen der Einschätzung chinesischer Ärzte hatten sie ihn für reisefähig erklärt. Der Besuch führte zu einem diplomatischen Eklat, da chinesische Behörden die Visite gefilmt und Ausschnitte von chinesischen Staatsmedien verbreitet wurden.

Die deutsche Botschaft in Peking zeigte sich hierüber „tief besorgt“. „Es scheint, dass die Sicherheitsorgane den Ablauf bestimmen – und nicht die medizinischen Experten“, hatte die Botschaft auf ihrer Homepage erklärt. „Dieses Verhalten untergräbt das Vertrauen in die Behörden, die mit dem Fall von Herrn Liu betraut sind – was für einen optimalen Erfolg der medizinischen Behandlung unverzichtbar ist.“

Im Jahr 2009 war der Schriftsteller wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ zu elf Jahren Haft verurteilt worden – Liu hatte mit anderen Chinesen ein Dokument unterzeichnet und sich dafür eingesetzt, dass sein Land sich öffnet und demokratischer wird. Im Jahr 2010 hatte ihm das Nobelpreiskomitee hierfür in Abwesenheit den Friedensnobelpreis verliehen. Seine Frau befindet sich seit Jahren in Hausarrest.

Auch die USA hatten gegenüber der chinesischen Regierung Protest eingelegt. „Wir sind besorgt darüber, dass sowohl Herr Liu als auch seine Familie nicht in der Lage sind, mit der Außenwelt zu kommunizieren, und dass es ihm nicht möglich ist, die medizinische Behandlung seiner Wahl einzuholen“, erklärte die Sprecherin des Weißen Hauses Sarah Huckabee Sanders laut „Zeit Online“ kürzlich.

Der chinesische Künstler Ai Weiwei, der nach eigenen Angaben seit mehr als 35 Jahren mit Liu befreundet war, bezeichnete den Umgang Chinas mit Liu laut „Zeit Online“ als Schande. Ai bezeichnete ihn als sanften und intelligenten Gelehrten, der wegen falscher Vorwürfe eingesperrt worden sei – nur weil er die Zukunft des Landes habe diskutieren wollen. Der Friedensnobelpreisträger wurde als einer von vielen Regierungskritikern in China unterdrückt, zitierte das Nachrichtenportal Ai. 

Update: Der Artikel wurde aktualisiert, da am Donnerstagnachmittag bekanntgegeben wurde, dass Liu Xiaobo zwischenzeitlich verstorben ist. 


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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