Apotheken können MRSA-Sanierung sichern

Turixin fehlt – Mupirocin gibt`s

Stuttgart - 23.08.2017, 14:00 Uhr

Wenn Turixin nicht lieferbar ist, können Apotheken Mupirocin Nasensalbe auch selbst herstellen. (Foto: GSK)

Wenn Turixin nicht lieferbar ist, können Apotheken Mupirocin Nasensalbe auch selbst herstellen. (Foto: GSK)


GSK meldet einen Lieferengpass beim BfArM: Turixin®-Nasensalbe gibt es bis April 2018 nur eingeschränkt. Der Wirkstoff Mupirocin wirkt gegen eine Besiedlung der Nasenschleimhaut mit Staphylokokken – selbst mit MRSA. Wie können Apotheken den Turixin®-Engpass überbrücken – und einen Versorgungsengpass mit dem Antibiotikum verhindern? Und: Ist Infectopyoderm® eine Alternative?

Turixin® ist – neben den Reimporten von Bactroban® – die einzige Nasensalbe mit dem Wirkstoff Mupirocin, die in Deutschland als Fertigarzneimittel im Verkehr ist. Nun meldet der Pharmaunternehmer GlaxoSmithKline (GSK) einen Engpass – bis April 2018. GSK begründet die Lieferschwierigkeit der MRSA-wirksamen Nasensalbe gegenüber DAZ.online mit: „Der Wirkstoff steht nur eingeschränkt zur Verfügung“. In der Liefer-Hierarchie priorisiere GSK Krankenhausapotheken, erklärt ein Sprecher des Pharmaunternehmens.

Bactroban oder Infectopyoderm als Ersatz für Turixin?

Zwar gibt es weitere Mupirocin-haltige Salben – Infectopyoderm® von Infectopharm – diese dürfen jedoch nicht in der Nase angewendet werden und disqualifizieren sich so als Turixin-Ersatz. Alternative Mupirocin-haltige Nasensalben bietet der Pharmamarkt durchaus, nur nicht in Deutschland. In Österreich und der Schweiz ist Bactroban® das Äquivalenz-Arzneimittel zu Turixin®. Doch GSK macht wenig Hoffnung auf die ausländischen Alternativen: „Es können auch andere Produkte betroffen sein, da der Wirkstoff nur eingeschränkt verfügbar ist", erklärt Glaxo auf Nachfrage von DAZ.online.

Das Besondere an Mupirocin

Mupirocin ist ein antibiotischer Wirkstoff, der ausschließlich topisch zum Einsatz kommt. Das Antibiotikum hemmt die bakterielle Isoleucyl-tRNA-Synthese und somit die Proteinsynthese im Bakterium. In den bei der topischen Anwendung erreichten Konzentrationen wirkt Mupirocin bakterizid. Die Resistenzsituation ist günstig, auch gibt es aufgrund des speziellen Wirkmechanismus keine Kreuzresistenzen zu anderen Antibiotika.

Mupirocin zeigt zuverlässige Wirksamkeit gegen Staphylokokken, auch gegen den Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus, MRSA. MRSA kommt als Auslöser nosokomialer Infektionen eine große Bedeutung zu. Nasenvorhöfe und Rachen stellen ein beliebtes Reservoir der Staphylokokken dar, weswegen sanierenden Maßnahmen – unter anderem bei Besiedlung der Nase mit Mupirocin – eine wichtige Bedeutung zukommt.

Apotheker können Mupirocin Nasensalbe selbst herstellen

Fehlt das einzige Arzneimittel mit dem antibiotischen Wirkstoff, entwickelt sich ein Lieferengpass schnell zum – für den Patienten klinisch relevanten – Versorgungsengpass. Im Falle von Mupirocin können Apotheken diesen Versorgungsengpass verhindern. 

Apotheken können eine Mupirocin-Nasensalbe auch selbst herstellen: Das NRF beinhaltet eine Rezeptur einer „Mupirocin-Naensalbe 2%“. Basis bilden Weißes Vaselin und Softisan® 649, in welche Mupirocin als Calciumsalz eingearbeitet wird. Da sich die Konzentration „2%“ auf freies Mupirocin bezieht, müssen PTA oder Apotheker bei der Einwaage von Mupirocin-Calcium eine ausgleichende Mehreinwaage berücksichtigen. Die Nasensalbe kann mittels vollautomatischer Rührsysteme hergestellt werden.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt die dreimal tägliche Anwendung der Mupirocin-Salbe in beiden Nasenvorhöfen für mindestens drei Tage. Zur Applikation eignen sich, wie bei Herpessalben, Wattestäbchen. Die Apotheke sollte bei Abgabe der Mupirocin-Nasensalbe nochmals deren einmalige Verwendung betonen. Hat der Arzt bei Verordnung der Mupirocin-Nasensalbe die Dosierung vergessen, müssen Apotheker Rücksprache halten. Wichtig: Die Dosierung muss bei Rezepturen auf die Verordnung, Apotheker dürfen diese ergänzen und müssen dies abzeichnen.

Gibt es Mupirocin bei Caelo und Fagron?

GSK nennt als Ursache für die eingeschränkte Verfügbarkeit von Turixin, einen Mangel beim Wirkstoff Mupirocin. Können Apotheken eine Mupirocin-Nasensalbe überhaupt selbst herstellen? Wie sieht die Verfügbarkeit des Lokalantibiotikums bei den Rohstoffhändlern aus? DAZ.online hat den Mupirocin-Status bei den drei in der Lauer-Taxe geführten Rohstofflieferanten – Audor Pharma, Caelo, Fagron – geprüft.

Caelo und Audor Pharma bestätigen, für alle Mupirocin-Mengen (1 g; 5 g bzw. 25 g) lieferfähig zu sein. Fagro kann Mupirocin zumindest mit 1 g den Apotheken zur Verfügung stellen. Alle drei Rohstoffhändler sind derzeit ausreichend bevorratet, es lägen auch dem Einkauf keine Informationen über einen bevorstehenden Engpass vor. Woher bekommen dei Rohstoffhändler ihr Mupirocin? Audor Pharma und Fagron äußern sich hierzu nicht. Von Caelo erfahren wir, dass das Herkunftsland chargenabhängig sei und je nach Verfügbarkeit und Preis variiere. Aktuell bezieht Caelo sein Mupirocin von einem ungarischen Lieferanten. Audor Pharma, Caelo und Fagron liefern den Wirkstoff auch direkt an Apotheken.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Alternative Wirkstoffe

von Philip Prech am 23.08.2017 um 19:52 Uhr

Neben der Herstellung von Mupirocin-Nasensalbe besteht auch die Möglichkeit auf Fertigarzneimittel mit anderen Wirkstoffen umzusteigen: Octenidin- und Polihexanid-Nasengele eigenen sich ebenfalls zur MRSA-Dekontamination

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Alternative Wirkstoffe

von Wolfgang Neuendorf am 29.03.2018 um 16:08 Uhr

Wirken aber nicht wirklich.

AW: Alternative Wirkstoffe

von Volker am 23.04.2019 um 13:48 Uhr

Wenn man dem Internetalmanach glauben schenken darf, verhält es sich so: "[...] Polyhexanid beschleunigt, wie auch Octenidin, den Zelltod von Knorpelzellen. [...]". Die Anwendung der Substanz z. B. in der Nähe des Trommelfells ist daher kontraindiziert. Mit der Nasenscheidewand - speziell dem Cartilago septi nasi - mag es sich anders verhalten, herausfordern würde ich mein Glück diesbezüglich jedoch lieber nicht.

Turixin

von Alexander Zeitler am 23.08.2017 um 19:31 Uhr

Dürfte man mal erfahren, wieso es zu einem Engpass kommt?
Einfach dies mitzuteilen ist ja schon mal nett. aber a bissle wenig Information.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

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