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Verweigerte Vorstands-Entlastung
Soap Opera bei der Stada geht weiter
Die Querelen beim Generika-Hersteller Stada gehen auch nach dem Gezerre um einen Verkauf an zwei Finanzinvestoren weiter. Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker, der wegen der Übernahme durch Bain und Cinven selbst abtritt, erhob auf der Hauptversammlung des Herstellers schwere Vorwürfe gegen die Ex-Konzernchefs Hartmut Retzlaff und Matthias Wiedenfels. Wegen Ermittlungen zu möglichen „schwerwiegenden Pflichtverletzungen“ wollte der Aufsichtsrat die beiden Ex-Chefs nicht entlasten.
Die Stada-Aktionäre sind am heutigen Mittwoch in Frankfurt am Main zu einer Hauptversammlung zusammengekommen. Ursprünglich hatten Vorstand und Aufsichtsrat eine Entlastung der beiden Ex-Chefs gefordert. Oetker sagte, es gebe aber nun Ermittlungen des Aufsichtsrats wegen Verstößen gegen Rechtsgrundsätze im Asiengeschäft sowie Beraterverträge ohne erkennbare Leistungen für Stada. Die Hinweise hätten auch die Grundlage für eine Zusammenarbeit mit Wiedenfels und Ex-Finanzchef Helmut Kraft zerstört. Daher seien sie im Juli abgetreten. Mit den Ermittlungen sende der Aufsichtsrat einstimmig das Signal, „dass wir solche Geschäftspraktiken nicht tolerieren können.“ Der langjährige Firmenchef Retzlaff, der 2016 von aktivistischen Investoren aus dem Amt gedrängt worden war, habe ebenso wie Kraft und Wiedenfels Gelegenheit zu Stellungnahmen erhalten.
Mit seinen Aussagen ging Oetker auf Konfrontation zu Übergangschef Engelbert Willink, der mehr Zeit für eine Untersuchung forderte. Mit den Vorwürfen gegen die früheren Firmenchefs handelt Oetker zudem kurz vor Ende seiner Amtszeit. Er tritt gemeinsam mit vier weiteren Kontrolleuren zum 25. September ab. Bain und Cinven wollen eigene Vertreter in den Aufsichtsrat senden. Oetker gilt als Gegner eines Verkaufs und soll mit Wiedenfels über Kreuz gelegen haben.
Aktionärsvertreter beschweren sich über Daily Soap
Der neue Stada-Chef Engelbert Tjeenk Willink plädierte hingegen dafür, den Tagesordnungspunkt über die Entlastung der Ex-Führungsspitze zu vertagen. Den Untersuchungsbericht des Aufsichtsrats habe man kurzfristig erhalten. Mit einer Entlastung sprechen Aktionäre dem Management ihr Vertrauen aus. Juristisch hat eine verweigerte Entlastung allerdings keine Folgen.
Aktionärsvertreter kritisierten die Querelen bei dem
hessischen Pharmakonzern, der für Medikamente wie Grippostad und die
Sonnenmilch Ladival bekannt ist. Stada sei ein Lehrstück für schlechte
Unternehmensführung, sagte Winfried Mathes von der Dekabank. „Wir bekommen von
allen Protagonisten eine Daily Soap geliefert, die man mit dem Titel ‚Alle
zusammen – jeder für sich‘ beschreiben könnte“. Auch die am Ende nur hauchdünn
geglückte Übernahme sei eine Leistung, für die „alle Beteiligten die ‚goldene
Himbeere‘ verdient hätten“. Deka werde Vorstand und Aufsichtsrat nicht
entlasten.
Peter Barth vom Anlegerschutzverein DSW kritisierte, Wiedenfels und Kraft seien
nach dem ersten gescheiterten Übernahmeversuch von Bain und Cinven „aus dem Amt
gedrängt worden“. Er bemängelte, dass Willink nur bis Jahresende einen Vertrag
hat und somit der dritte Stada-Chef binnen rund eines Jahres ist. Alle
Ungereimtheiten müssten „schonungslos aufgeklärt“ werden, sagte Barth. „Geld
gemacht haben die Hedgefonds, verloren hat die Gesellschaft.“ Die
traditionsreiche Stada habe „ihre über Jahrzehnte aufgebaute Identität verloren“.
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