Medienpreis

Kammer wirft ABDA-Tochter Klüngelei vor

Düsseldorf - 14.09.2017, 12:11 Uhr

Preisverleihung mit Geschmäckle: Die Kammer Westfalen-Lippe wirft der ABDA-Tocher Avoxa Klüngelei bei der Preisverleihung vor. (Foto: Avoxa)

Preisverleihung mit Geschmäckle: Die Kammer Westfalen-Lippe wirft der ABDA-Tocher Avoxa Klüngelei bei der Preisverleihung vor. (Foto: Avoxa)


Bei der gestrigen Preisverleihung des Expopharm-Medienpreises ist es zu einem kleinen Eklat gekommen. Eigenen Angaben zufolge haben die Vertreter der Apothekerkammer Westfalen-Lippe die Preisverleihung verlassen. Die Kammer stört sich daran, dass die ABDA-Tochter Avoxa einen Sonderpreis an den Wort & Bild-Verlag verliehen hat – für einen PR-Film.

Bereits seit 13 Jahren wird im Rahmen der pharmazeutischen Fachmesse Expopharm der Expopharm-Medienpreis verliehen. Er soll die umfassende, seriöse, aber auch durchaus kritische journalistische Berichterstattung über Apotheken fördern. Unter dem Motto „Die Apotheke in der Gesellschaft“ konnten Journalisten in den vergangenen Monaten Beiträge einreichen. Der Wettbewerb wurde von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, der DKV und der Messe Düsseldorf unterstützt. Am gestrigen Mittwochabend war es wieder so weit: Im Düsseldorfer Apollo-Theater wurden Journalisten in vier verschiedenen Themen-Kategorien ausgezeichnet. Zudem wurde ein Sonderpreis vergeben.

Und um diesen Sonderpreis gab es und gibt es auf der heutigen Expopharm Streit. Der Sonderpreis ging an die Wort & Bild-Kampagne „Danke Apotheke“. Als Reaktion auf das EuGH-Urteil vom Oktober 2016 und die darauf folgende politische Diskussion, den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln wieder zu verbieten, veröffentlichte der Verlag einen TV-Werbespot, der auf mehreren Fernsehsendern prominent lief. Der 60-sekündige Fernsehspot führt vor Augen, wie sehr die Apotheke Teil unserer Lebenswelt und wie oft sie Helfer in kleinen oder großen Nöten ist.

Die Kammer Westfalen-Lippe (AKWL) hat kein Verständnis für diese Verleihung. Kammer-Geschäftsführer Andreas Walter sagte gegenüber DAZ.online: „Das wäre ja praktisch so, als ob BMW seinem Konkurrenten Mercedes den Preis für das Auto des Jahres verleihen würde.“ Auch AKWL-Kommunikationschef Michael Schmidt ist erzürnt: „Das war schon ein Moment des Fremdschämens. Der nächste Schritt könnte ja sein, dass die Avoxa ihre eigene Pharmazeutische Zeitung für die positive Berichterstattung zum EuGH-Urteil auszeichnet.“

Schmitz erklärt, worum es bei der Preisverleihung aus seiner Sicht eigentlich gehen sollte: „Der Preis ist dafür gedacht, die unabhängige Berichterstattung über Apotheken zu bewerten und dann eventuell auszuzeichnen. Mir ist die Nähe zwischen der Avoxa und dem Wort & Bild-Verlag nicht recht, das sind schließlich Konkurrenten. Außerdem ist es auch kein schönes Zeichen an die unabhängigen Journalisten, die sich für den Preis bewerben.“

Das sind die Gewinner des Medienpreises

Die eigentlichen Preise des Medienpreises gingen an die folgenden Bewerber: In der Kategorie „Apotheke und Politik“ ging der Preis an Dr. Hellmuth Nordwig für seine Sendung „Medikamente nicht lieferbar“ im Hörfunkprogramm SWR 2. Darin befasst sich der Autor mit dem Problem der Lieferengpässe bei Arzneimitteln – einem Thema, das nicht nur Apotheken seit Langem umtreibt. Nordwig lässt auf der Suche nach den Ursachen Ärzte, Apotheker, die Industrie, die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und Patienten zu Wort kommen. Dabei wird nach Auffassung der Jury klar, dass das Problem der Lieferengpässe in seinen Folgen so dramatisch ist, dass es gelöst werden muss.

Dr. Michael Kläsgen ist der Gewinner des Medienpreises 2017 in der Kategorie „Apotheke und Ökonomie“. Sein Artikel „Die Angst vor dem Überlebenskampf“ erschien im Januar dieses Jahres in der Süddeutschen Zeitung. Am Beispiel eines Landapothekers, dessen Apotheke sei Generationen in Familienbesitz ist, zeigt er auf, wie sich die Stimmung der niedergelassenen Pharmazeuten insbesondere nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Rx-Preisbindung verschlechtert hat.

In der Kategorie „Apotheke und Verbraucher“ ging der expopharm Medienpreis an Verena Ziegler. Ihr Beitrag „Risiko Nebenwirkung – Medikamente sicher nehmen“ wurde als Produktion der Bilderfest GmbH im Auftrag des WDR im Wissensmagazin Xenius auf arte ausgestrahlt. Der Titel sagt, worum es geht: Ziegler informiert gemeinsam mit Experten darüber, was man dagegen tun kann, dass Arzneimittel, die eigentlich helfen sollen, Patienten in Gefahr bringen. Zusammen mit einer Apothekerin erklärt sie, wie der Beipackzettel richtig zu verstehen ist, worauf man bei der gleichzeitigen Einnahme von mehreren Medikamenten achten sollte und wie sich Neben- und Wechselwirkungen verringern oder vermeiden lassen.

Ulrike Michels erhielt den expopharm Medienpreis in der Kategorie „Pharmazie und Forschung“ für ihre Fernsehdokumentation „Was ist los mit unseren Kindern“, die in der ARD ausgestrahlt wurde. Im Kern ging es in der Sendung um ADHS und andere Diagnosen. Die Autorin zeichnet auf, wie betroffene Kinder mit ihrer Krankheit und ihrer Medikation leben. Sie fragte bei Kindern und Experten nach, ob es sich wirklich immer um ADHS handelt oder ob die Störung vielmehr eine Reaktion der Kinder auf ihre Umwelt und die Anforderungen in der Schule darstellt.

Mit dem Sonderpreis des expopharm Medienpreises 2017 wurde schließlich der Wort & Bild Verlag für seine Kampagne „Danke Apotheke“ ausgezeichnet. Sie war eine Reaktion auf das EuGH-Urteil vom Oktober 2016 und die darauf folgende politische Diskussion, den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln wieder zu verbieten. Der 60-sekündige Fernsehspot führt vor Augen, wie sehr die Apotheke Teil unserer Lebenswelt und wie oft sie Helfer in kleinen oder großen Nöten ist.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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