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Untersuchung
Arzneistoffe im Abwasser bedrohen möglicherweise auch Schmetterlinge
Dass Arzneistoffe im Abwasser Wasserorganismen schädigen, ist hinlänglich bekannt. Einer aktuellen Untersuchung zufolge können aber auch Insekten in Mitleidenschaft gezogen werden. Denn bestimmte Schmetterlinge nehmen anscheinend den Arzneimittelmix über ihre Futterpflanzen auf, was nicht nur ihren Entwicklungszyklus verlängert, sondern auch zu einer erhöhten Sterblichkeit führt. Nach Meinung eines Experten sind die Ergebnisse für Deutschland jedoch kaum relevant
Steigende Temperaturen, Trockenheit und die wachsende Weltbevölkerung haben dazu geführt, dass der Bedarf an Wasser rund um den Globus größer wird. Gerade in der Landwirtschaft wird daher in vielen Regionen der Erde zunehmend auf wiederaufbereitetes Abwasser gesetzt. Eben jenes Wasser enthält allerdings oft Arzneimittelrückstände, die auch durch die Wiederaufbereitung nicht vollständig herausgefiltert werden. Schon lange weiß man, dass sowohl Wirkstoffe, die der Mensch einnimmt, als auch solche, die in der Tierhaltung oder als Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, über kurz oder lang im Wasser landen.
Das Team um den Umweltbiologen Marcus Pennington von der Universität von Kalifornien untersuchte nun, wie sich der Wirkstoffcocktail auf Aschgraue Höckereulen (Trichoplusia ni) auswirkt. Die Schmetterlingsart mit den grau-grünen bis rötlich-braunen Flügeln ist vor allem in Nordamerika und Eurasien verbreitet und zählt in der Landwirtschaft zu den Schädlingen: Die Larven fressen sich durch die Unterseiten verschiedenster Pflanzen und bevorzugen hier vor allem junge Kohlköpfe. Im englischsprachigen Raum ist die Art daher auch als „Kohlgreifer“ (cabbage looper) bekannt.
Entwicklungszyklus verlängert und erhöhte Sterblichkeit
Die Aschgraue Höckereule hat bereits gegen viele Pestizide Resistenzen entwickelt, was die Schädlingsbekämpfung erschwert. Gefahr droht den Insekten, so das Ergebnis von Pennington und seinen Kollegen, nun allerdings von anderer Seite. Unter Laborbedingungen gaben die Biologen den Larven sowohl kontaminiertes Wasser als auch Pflanzen, die mit kontaminiertem Wasser gewässert waren. Der Gehalt an Antibiotika und Hormonen entsprach dem, der an manchen Orten im Oberflächenwasser oder auch in wiederaufbereitetem Abwasser gefunden wird. Ergebnis: Die Tiere brauchten länger, um das Erwachsenen-Stadium zu erreichen, und hatten eine erhöhte Sterblichkeit.
Experten: In Deutschland nicht relevant
Für die Forscher ist die Studie ein Alarmzeichen, deutet sie doch darauf hin, dass auch andere Insektenarten durch kontaminiertes Wasser beeinflusst werden könnten – zumal die Aschgraue Höckereule aufgrund ihrer zahlreichen Pestizidresistenzen vermutlich besser mit Toxinen umgehen könne als andere Arten, so die Autoren der Studie.
Gunnar Lischeid vom Institut für Landschaftswasserhaushalt am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) bezweifelt indes, dass sich die Ergebnisse der Studie komplett auf die Bedingungen in freier Natur übertragen lassen: Im Labor seien die Resultate vermutlich stärker ausgeprägt gewesen als im Freiland, so der Hydrologe. Relevant ist in seinen Augen allerdings, dass Effekte beobachtet worden seien, die bei der Verwendung von Abwasser zum Bewässern vorkämen. In Deutschland werde dieses Verfahren heutzutage so gut wie nicht mehr eingesetzt, anders als in Südeuropa oder etwa Israel. Einen Zusammenhang mit dem Insektenschwund in Deutschland, der erst vor kurzem Schlagzeilen gemacht hatte, sieht Lischeid nicht.
Hoffnung auf Strategien zur Schädlingsbekämpfung
Die Autoren der aktuellen US-Studie hoffen nun, dass ihre Untersuchung neue Strategien zur Schädlingsbekämpfung ermöglicht, zu denen etwa ein verminderter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gehören könnte. Vor einem gezielten Einsatz von Antibiotika oder Hormonen gegen Schädlinge warnen die Biologen indes: Die Langzeitfolgen für den Menschen seien nicht absehbar
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